Musik, die Landschaften erzeugt

Die fünf Musiker von Mountain Lake Vista veröffentlichen ihr erstes Livealbum. Foto: Mountain Lake Vista

Musik im Studio aufzunehmen ist schön. Doch live vor Publikum zu spielen stellt für viele Bands das eigentliche Ziel ihres Schaffens dar. Wenn nun ein Album die Livestimmung durch Kopfhörer und Lautsprecher vermittelt, ist der Olymp des Musikmachens erreicht. Mountain Lake Vista haben dieses Kunststück geschafft, heute erscheint ihr erstes Livealbum.

Positive Botschaften

Die Musik auf dem Album „10 Years“ funktioniere überall, meinen die fünf Musiker der Band: am Lagerfeuer, im Wohnzimmer, im Hinterhof oder im Pub. Beim Hören der Musik wird das schnell deutlich. Und doch erscheint vor dem inneren Auge sofort eine Landschaft: weite Ebenen, am Horizont schneebedeckte Bergrücken, ein kalter Wind weht um die Nase. Es ist kalt? Das liegt sicher nicht an den Texten der fünf Musiker. Die vermitteln nämlich durchaus wohlige Wärme. Im Opener „Remote Meadows“ („Abgelegene Weiden“) geht es zwar um Abgeschiedenheit. Die verhilft einem aber dazu, den inneren Frieden zu finden. Das Akkordeon von Giustina Gabelli tänzelt dabei verträumt durch Harmonien, die von den Instrumenten der Saitenvirtuousen Vinzenz Semmler, Tobias Gmach und Sebastian Schaal vorgegeben werden. Der Song „Living“ wartet ebenfalls mit einer positiven Botschaft auf: „I believe in living“, lautet eine Zeile des Refrains.


Into the Great Wide Open: Die Musik von Mountain Lake Vista erschafft Landschaften vor dem inneren Auge der Hörer. Foto: Pixabay

Lange Fahrten durch endlose Ebenen

Doch auch wenn die Lyrics das Herz erwärmen, zeigt schon der Hinweis auf die Abgeschiedenheit, dass in den Stücken von Mountain Lake Vista immer eine große Portion Melancholie mitschwingt. Dazu tragen nicht zuletzt die Harmonien bei, wo sich düstere Moll-Akkorde mit helleren Dur-Dreiklängen abwechseln. Zum Teil geht das ganz schnell, übergangslos und akustisch wunderbar eingefangen von Matthias Wannek am Mischpult und Dominik Schmidt, der die Bearbeitung der Aufnahmen übernommen hat. Dominik Schmidt ist zudem Bassist bei Mountain Lake Vista.

In „Into the Great Wide Open“ zeigt sich der rasche Wechsel von Harmonie wie auch von Tempo besonders deutlich. Und auch hier ist die Botschaft eindeutig: In der „großen Weite“ gehen wir über unsere Ängste hinaus, singen Tobias Gmach, Vinzenz Semmler und Giustina Gabelli. Es gibt Musik, die ist wie geschaffen für lange Fahrten durch endlose Ebenen. Musik, bei der man einen Cowboy im Flanell-Hemd vor der Hütte am Waldrand sieht, aus dem Becher dampft heißer Kaffee, der Himmel ist wolkenverhangen und wieder ist es kalt. Die Musik von Mountain Lake Vista gehört dazu.

Das Cover des Livealbums „10 Years. Die elf Songs wurden beim Releasekonzert des Vorgängeralbums „Some Kind of Freedom“ im Holzkirchner Fools-Theater aufgenommen. Foto: Mountain Lake Vista

Ein Stückchen Ewigkeit

Aufgenommen wurden die elf Stücke im November 2023 im Holzkirchner Fools-Theater. „Es ist uns erstmals gelungen, die Live-Energie auf einer hochwertigen Aufnahme einzufangen“, sagt Gitarrist Tobias Gmach. Das ist keine Untertreibung. Wenn etwa bei „Into the Great Wide Open“ in den letzten Sekunden nur noch der Gesang zu hören ist, die Instrumente sind längst verstummt, dann bleibt man wie gebannt an den Stimmen der Musiker hängen. Und das Publikum tat das offenbar ebenso. Zwischen Verstummen der Stimmen und dem Einsetzen des Applauses nach dem Song vergeht ein ganz kurzer Augenblick. Dass sie es schaffen, ihr Publikum für dieses Stückchen Zeit festzuhalten, das sich wie eine melancholische Ewigkeit anfühlt, zeigt die ganze Kraft der Musik von Mountain Lake Vista.

Klar ist aber auch, dass sich das Album nicht minder durch fröhliche Songs auszeichnet. „Hooray“ etwa, das mit fröhlichen Tönen einer Mandoline beginnt, bevor die Rhythmussection einsetzt und ein schnelles Tempo vorgibt. Man wird wohl niemanden finden, der beim „Hooray“ den Refrain nicht mitsingt oder zumindest laut mit klatscht. Das Publikum, man hört es laut und deutlich, tut es jedenfalls.

Erstes Livealbum

„Mountain Lake Vista Live“ ist nicht das erste Album der Band. Drei Vorgängerplatten haben die Musiker, die aus Holzkirchen, Bad Tölz und München stammen, bereits veröffentlicht. Es ist aber das erste Livealbum und dafür muss man den fünf Musikern danken. Es ist keine Frage, dass das Album überall funktioniert, ob daheim oder im Pub. Die wirkliche Frage ist, wo es am besten funktioniert. Und da kann die Antwort nur lauten: Im Kopf und vor dem inneren Auge der Hörer.

Ab heute kann das Livealbum „10 Years“ gestreamt werden, etwa bei Spotify oder Amazon Music. Wer die Band finanziell unterstützen möchte, kann sich das Album bei Bandcamp gegen eine Spende herunterladen. Und auf dem Youtube-Kanal der Band können sich Interessierte Videos vom Konzert im Fools-Theater ansehen.

Gefällt Ihnen dieser Beitrag? Bitte besuchen Sie uns auf