Mozart für die Ukraine
Timm Tzschaschel mit Orchester beim Schlierseer Kulturherbst 2017. Foto: Ines Wagner
Konzert in Schliersee
Die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Menschen in unserem Landkreis sind groß. Viele wollen ihrer Ohnmacht entgegenwirken und für die Geflüchteten aus der Ukraine etwas tun. So auch Timm Tzschaschel, der am kommenden Samstag ein Benefizkonzert organisiert.
Der Schlierseer Dirigent hatte im Fernsehen verfolgt, wie an der Metropolitan Opera in New York die ukrainische Nationalhymne gesungen wurde, er hatte das Konzert von Daniel Barenboim in der Berliner Staatsoper und seine bewegende Rede gehört. „Da war mir klar, ich sollte auch etwas tun“, erklärt Timm Tzschaschel.
Parallel dazu hatte im Schlierseer Kurpark eine Solidaritätskundgebung stattgefunden und ihn bewogen, etwas gegen seine Machtlosigkeit in diesem unsäglichen Krieg zu unternehmen. „Für zwei Stunden abtauchen und überirdisch schöne Musik hören“, das sei sein Konzept, denn „wir müssen auch unsere eigene Seele streicheln“, ist er überzeugt. Viele Menschen haben Angst vor einer Eskalation dieses Krieges in Europa, da sei es notwendig, mit der Schönheit der Musik sich selbst etwas Gutes zu tun.
Dirigent Timm Tzschaschel. Foto: privat
Natürlich sei der zweite Aspekt, dass mit dem Erlös des Konzertes, den Flüchtlingen finanziell geholfen werde, ebenso wichtig. So wird ein eilends von ihm zusammen gestelltes Orchester am Samstag, 26. März im Schlierseer Bauerntheater ein Benefizkonzert spielen: „Mozart für die Ukraine“. Mozart habe, seit er denken könne, im Mittelpunkt seines Musizierens gestanden, sagt der Dirigent, „er ist eine Konstante von Jugend an.“
Orchester Solidar
Darüber hinaus habe er auch an die verfügbaren Instrumente denken müssen. Gern hätte er auch Beethovens Schicksalssinfonie gespielt, aber dafür fehlte es an Musikern. Durch seine zahlreichen Kontakte sei es ihm aber möglich gewesen, Instrumentalisten von Rosenheim bis München zusammenzutrommeln. „Dann kamen wegen Corona wieder Absagen, aber alle geben Adressen weiter und so schaffen wir es.“
Das Konzert mit dem Orchester Solidar startet mit der ukrainischen Nationalhymne. Danach spielt die Schlierseer Pianistin Tessa Catchpole das B-Dur-Klavierkonzert, KV 595. „Das war ihr Examenskonzert“, erzählt Timm Tzschaschel. Die Pianistin habe schon im Schlierseer Kulturherbst mitgewirkt und werde auch in diesem Jahr konzertieren. „Sie hat extra ihren Urlaub verschoben, diese Solidarität ist toll“, freut sich der Dirigent.
Unterricht für ukrainische Kinder
Aus dem Klarinettenkonzert A-Dur, KV 622 spielt danach Markus Hofberger den langsamen 2. Satz. Mit dem Klarinettenkonzert, seinem Examenskonzert, war der Schlierseer Musiker beim Kulturherbst zu Gast. Das Konzert endet mit der Sinfonie Nr. 39, Es-Dur, KV 543.
Für Timm Tzschaschel ist das Benefizkonzert am Samstag nicht die einzige Veranstaltung, am Donnerstagabend hat er noch eine „Plauderei am Klavier“ im Schlierseer Bauerntheater und am Donnerstagvormittag einen Vortrag über jüdische Musik an der vhs. Und zwischendurch erteilt er zwei ukrainischen Kindern Klavierunterricht.
„Aber ab Freitag bereite ich das Konzert mit zwei Proben vor.“ Das sei spannend und spontan, aber dadurch sei nichts abgenutzt und alle Musikerinnen und Musiker seien voll dabei.
Sibylle Strack-Zimmermann. Foto: MZ
Veranstalter und Mitorganisator des Benefizkonzertes „Mozart für die Ukraine“ ist der Josefstaler Elefant. Vorsitzende Sibylle Strack-Zimmermann ist derzeit von morgens bis abends für die Flüchtlinge aus der Ukraine unterwegs. „Der Josefstaler Elefant ist mit ukrainischen Musikern eng verbunden, die hier schon mehrere Konzerte gegeben haben“, erzählt sie.
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„Und jetzt spielen wir für sie.“ Der Verein versuche jetzt Hilfen zu organisieren, bevor die staatlichen Hilfen anlaufen, „damit sich die Flüchtlinge wohlfühlen“. Gerade ist sie dabei ein Bürgerbüro, ein Spielcafé und Kontakte zur Schule in Schliersee zu organisieren.
Der Krieg in der Ukraine mache sie wütend. Sie wünsche sich, dass alle Frauen dieser Welt rausgehen vor die Rathäuser ihrer Kommunen und sagen: „Wir wollen, dass Schluss ist.“