MUH – das andere Bayernmagazin
Collage von Sonja Herpich. Foto: MUH
Bayerische Aspekte
Aus einer Schnapsidee wurde eine etablierte und ernstzunehmende Zeitschrift, deren 29. Ausgabe seit einer Woche auf dem Markt ist: MUH, ein „general interest magazine“, wie Redakteur Josef Winkler sagt. Wir meinen: so ein Heft hat es in Bayern gebraucht.
Die Idee wurde vor neun Jahren von Stefan Dettl, studierter Trompeter und Gründer von LaBrassBanda, geboren. In Marketingexpertin Nicole Kling, die bei Musikmagazinen tätig war und in Josef Winkler, Redakteur beim „Musikexpress“ und Autor bei verschiedenen Medien, fand er Mitstreiter.
Die drei MUH-Gründer: Stefan Dettl, Josef Winkler, Nicole Kling (v.l.). Foto: MUH
Damals wurde die Redaktion des „Musikexpress“ nach Berlin verlegt. „Dahin wollten wir aber nicht gehen“, erzählt Josef Winkler und so entschied man zu dritt: „Wir machen eine eigene Zeitung.“ Ein bayerisches Magazin sollte es werden, ein Magazin „für bayerisches Wesen und Unwesen, bayerische Kulturen und Unkulturen, Gemütlichkeit und Ungemütlichkeiten“, wie es auf der Website heißt.
Auch kritischer Blick
Zu dieser Zeit seien gerade die Landmagazine aus dem Boden gesprossen, „Servus“ und „Landlust“ und wie sie alle heißen, die „feel good“ – Magazine, wie sie Winkler nennt. Wo alles schön und heil ist. „Wir wollten aber nicht nur Kochrezepte von der Oma bringen oder über das alte Handwerk berichten, sondern auch kritische Blicke auf das bayerische Leben werfen“, begründet er die Philosophie.
Aufmacher der 29. Ausgabe: …und ständig droht Gefahr. Foto: MUH
Sie war erfolgreich, denn MUH ist seit 2011 auf dem Markt, hat knapp 4000 Abonnenten und läuft seit Beginn des Jahres unter dem Dach des renommierten oekom-Verlages. Man sei eine Vertriebspartnerschaft eingegangen, erklärt Winkler und könne den organisatorischen Apparat des Verlages nutzen. Das helfe ihnen beim Fortbestand, denn einfach sei es nicht, das Magazin zu finanzieren.
Heimat in ganzer Vielfalt
„Wir schaffen es unter extremer Selbstausbeutung“, bekennt der Redakteur. Kommt uns irgendwie bekannt vor! Man arbeite zur Hälfte ehrenamtlich, habe aber im Gegenzug eine sinnerfüllte Arbeit. Das Feedback der Leser ist durchweg positiv. Denn hier wurde ein Magazin geschaffen, dass den Begriff „Heimat“ in seiner ganzen Vielfalt beleuchtet: Sprache und Dialekt, Musik und Film, Politik und Geschichte, Brauchtum und Natur, Essen und Trinken, Gott und die Welt.
Zum Thema Geschichte: 100 Jahre Freistaat Bayern. Foto: MUH
„MUH möchte ein Magazin sein, das sich wohlig an „das Bayerische“ anschmiegt, sich aber auch unbequem daran reibt. In klaren Worten – und auch mal komplizierter, wenn’s sein muss. Mit Humor und Ernsthaftigkeit, Liebe und Kritik, Biss und Herzensbildung.“
Kolumnist Markus Bogner aus Holz
Seit drei Ausgaben ist Markus Bogner, Biobauer aus Holz, Kolumnist des Magazins. In der aktuellen Ausgabe macht er einen sofort umsetzbaren Vorschlag. Er preist zunächst die Bedeutung des Kleinbauern für die Versorgung der Bevölkerung und meint dann, dass der Verbraucher sich doch mit den Landwirten zusammenschließen kann zu einer Solidarischen Landwirtschaft SoLaWi, wo jeder für den anderen Verantwortung übernimmt.
Biobauer Markus Bogner aus Holz wirbt für SoLaWi. Foto: MUH
„Das Insektensterben und die weltweite Biodiversitätskrise ist eine weit größere Bedrohung für die Menschheit als der Klimawandel“, sagt der Insektenforscher Dr. Andreas Segerer im Interview und macht dafür die industrielle Landwirtschaft und den Flächenverbrauch verantwortlich. Alarmierend sind seine Äußerungen, er spricht von Zusammenbruch des Ökosystem.
Erfreulicher geht es im Interview mit Markus Wasmeier her, der über sein Museumsdorf in Neuhaus/Schliersee berichtet, aber auch er hatte mit Engpässen aller Art zu kämpfen.
Mein Dorf: Markus Wasmeier. Foto: MUH
Eine Bildreportage von Fassadenmalerei steuert Herbert Pöhnl bei, das Theater Kiefersfelden und die Vorbereitungen der Passion in Oberammergau werden vorgestellt und „Gott des Gemetzels“ auf Bairisch. Stofferl Well schreibt über „Granden der Volksmusik“ und Fragen zum Dialekt beantwortet Prof. Dr. Ludwig Zehetner. Aber es gibt auch Berichte über die Politik, Geschichte, Energie und Landwirtschaft.
Lüftmalerei, fotografiert von Herbert Pöhnl. Foto: MUH
Das Heft ist eine wunderbare Mischung aus Ernsthaftigkeit und Verantwortungsbewusstsein mit Humor und Gaudi. Und auch für Kinder ist etwas dabei.
Der Titel der 29. Ausgabe von MUH. Foto: MUH