Alles Mensch – alles Farben
Volker Giesek und Christina Mantel. Foto: Lena Semmelroggen
CD-Empfehlung der Redaktion
Schönster Sommer-Pop der minimalistischen Art mit deutschen Texten, die herrlich zu diesen unbeschwerten Wonnemonaten passen – dafür stehen Volker Giesek und Christina Mantel aus München mit ihrem Song-Projekt „ALLES MENSCH“. Also dann: reinhören und mitgooven.
„Eine Leinwand, viele Farben“ ist der Titel der CD, die in diesem Jahr erschienen ist. Und obwohl sie im schwarz-weißen Cover daherkommt, ist alles bunt und farbig, fröhlich und leicht. Da wird der Sommer zum Lied, zur Befreiung aus den Zwängen von Beziehung und Alltag, zum Fest der Sinne. Die Lieder stammen aus den Federn von Volker Giesek und Julia Wahren. Letztere ist nicht nur eine Songschreiberin, sondern auch eine Mutter. Das passt perfekt, denn ihre Liedtexte, die Christina Mantel zum Klavierspiel Volker Gieseks singt, handeln allesamt vom Mutter-sein. Aber nicht so, wie Sie sich das jetzt vorstellen.
Mutterglück und Streicheleinheiten
Christina Mantel bekennt leicht ironisch und freimütig, dass Mütter auch einmal nur an sich denken wollen. Das kommt sehr menschlich und sympathisch herüber und es musste jetzt einfach mal gesagt, pardon, gesungen werden. Mal laut, mal leise, die facettenreiche Jazzstimme der Münchenerin nimmt die Zuhörer unkompliziert und herzlich bei der Hand. Die zweifache Gewinnerin des Green Voices Gesangswettbewerbs ist auch zweifache Mutter und stemmt so allerhand Projekte gleichzeitig – und nebenher tauscht sie mit ihrer Tochter die knallenge Jeans und möchte auch einmal vom Kind gestreichelt werden und nicht nur andersherum.
Christina Mantel. Foto: Lena Semmelroggen
Volker Giesek ist ein musikalischer Tausendsassa mit Studienabschluss in Jazz-Klavier und Komposition. Neben allerlei musikalischen Projekten unterrichtet er als Dozent an der Neuen Jazz School München und ihrer Berufsfachschule für Musik. Kein Wunder, dass es im „ALLES MENSCH“-Projekt nur so grooved und swingt – und all das aus tiefster Seele des Jazz und Rock’n’Roll kommt. Volker Giesek spielt Klavier und singt und eines stellt er im ersten Lied gleich klar: Es möchte nicht Schnuffel-Bär genannt werden. Überhaupt erfährt man allerhand Persönliches – und das ist dann auch so menschlich an „ALLES MENSCH“: Es menschelt gewaltig.
Liebe und Zwischenmenschliches
Die mal poetischen, dann wieder schmunzelnd ironischen Texte handeln von den vertrauten und so ziemlich jeden betreffenden Zwischenmenschlichkeiten. Von Sitz-Pinklern ist beispielsweise die Rede und was Männer sonst noch so aus Liebe tun, beispielsweise freiwillig alkoholbefreites Bier trinken und Arte statt Formel Eins schauen. Und genau darum geht es im Prinzip auch bei Christina Mantel. Ja, die Liebe! Sie springt aus allen Liedzeilen, die Mutterliebe zum Kind, die vom Mutterglück auch gerne mal in einen Albtraum umschlägt. Dabei ist alles leicht und fröhlich, es ist ein Sommeralbum in Klavierklang, Stimme und Farben.
ALLES MENSCH: Eine Leinwand, viele Farben (Cover). Foto: Lena Semmelroggen/Volker Giesek
Vergiss Picasso, heißt es, wenn Volker Giesek im Farbrausch seine Liebste in Öl malt. Es kommt nicht aufs perfekte Können an, sondern auf den Spaß an der Sache, die Inspiration und die richtige Muse: „Himmelblau sind meine Wiesen und schön ist dein Gesicht“. So farbenfroh sind auch die leer gefressenen Bonbondosen von Christina Mantel und der Grünkern-Quiche, den Volker Giesek aus Liebe isst. Immer noch vorausgesetzt, dass sie ihn eben nicht Schnuffelbär nennt. Volker Giesek spielt in einer anderen Liga und wünscht sich deshalb lieber Schnuffel-Tiger. Dabei zwinkert er unter seinen Brillengäsern, kann man sich vorstellen, und dann passt wieder alles.
Ab in den Sommer mit neuer Musik aus München
Also, zurücklehnen und mit einem sommerlichen Erfrischungsgetränk fußwippend der luftigen CD lauschen – und hoffen, dass Christina Mantel und hunderte andere Mütter es schaffen, dieses Jahr mal in den Urlaub zu fahren. Nicht in den Familienurlaub, wohlgemerkt, sondern endlich mal ganz allein – um dann von früh bis spät die Bonbondosen höchstselbst leer zu fressen, oder was Frau dann so tut. Sich nach den Kindern zurück sehnen beispielsweise.