25 Jahre Musik bei Kerzenschein
Die 4 Nachtigallen am 18. Juli. Foto: privat
Konzertreihe in Schliersee
Was als niederschwelliges Programm für Urlauber mit Laienmusikern begann, ist heute ein hochkarätiges kulturelles Angebot mit Profimusikern. Die Christuskirche in Schliersee bietet dazu den passenden Rahmen. Intendantin Andrea Wehrmann erinnert sich im Interview.
MZ: Warum hast Du vor 25 Jahren „Musik bei Kerzenschein“ gegründet.
AW: Ich bin 1996 nach Miesbach gezogen und mein Auftrag als Kantorin der evangelischen Kirche war es, den Urlaubern in Schliersee im Sommer etwas anzubieten. Das sollte ein geistlich-musikalischer Impuls sein und die Christuskirche mit ihrem meditativen Charakter und ihrer besonderen Atmosphäre hervorheben. Der verstorbene Kunstschmied Werner Simsch hat dafür eigens Kerzenhalter gefertigt, die an den Bänken befestigt sind.
MZ: Was war das anfängliche Konzept?
AW: Jeden Dienstagabend um 20 Uhr sollte es das Angebot auf Spendenbasis geben und so haben auch zumeist Laien musiziert. Ich habe aber auch Profimusiker eingeladen, die es als Generalprobe für ein wirkliches Konzert betrachtet haben.
Christuskirche in Schliersee. Foto: privat
MZ: 2006 wurde aber die Christuskirche geschlossen.
AW: Ja, nach dem schneereichen Winter war die Kirche einsturzgefährdet und wir mussten auf die katholische Kirche in Westenhofen ausweichen. Da gab es einen Einbruch, das Angebot wurde nicht mehr so angenommen.
MZ: Und 2012 konntet Ihr wieder in die renovierte Christuskirche.
AW: Da ging es dann richtig los, die Christuskirche wurde zu einer Kulturkirche und das Angebot war nicht mehr primär für Gäste ausgerichtet. Zudem gab es weniger geistliche Impulse zugunsten der Musik und ich habe ausschließlich Profimusiker eingeladen. Die Kirchengemeinde unterstützt dabei sehr, es werden Flyer gedruckt und es wird Werbung gemacht. Bärbel Soller ist eine große Hilfe, sie richtet immer die Kirche her und freut sich auf die Konzerte.
Der JazzChor Miesbach am 4. Juli. Foto: privat
MZ: Von welchen Besucherzahlen sprechen wir?
AW: Anfangs waren es 50 und seit der Neuausrichtung sind es bis zu 200 Besuchern pro Konzert.
MZ: Wie habt Ihr Corona überstanden?
AW: 2020 mussten wir es ausfallen lassen, aber 2021 haben wir die Reihe mit strengen Auflagen durchgeführt, das war mühsam und wir hatten nur 62 Plätze, aber dafür mehr Spenden. Die Besucher waren sehr dankbar, dass es wieder Konzerte gab, allerdings keine Chormusik, das haben wir dann 2022 nachgeholt.
Rainbow Gospel Voices am 11. Juli. Foto: privat
MZ: Du bist die Intendantin aber auch selbst Ausführende bei der Reihe.
AW: 2021 fand die Premiere meiner Komposition „12Monate12Bilder12Lieder“ in der Christuskirche statt und ich bin auch dieses Jahr wieder mit den Rainbow Gospel Voices und den 4 Nachtigallen dabei.
MZ: 4 Nachtigallen? Waren es nicht drei?
AW: Barbara Pischetsrieder, Uschi Bommer und ich werden durch meine Studienfreundin Ulrike Steinmetz ergänzt und wir bringen am 18. Juli beschwingte weltliche und geistliche Stücke in unterschiedlichen Besetzungen mit und wollen mit unserer Musik Frohsinn erzeugen und Heimatverbundenheit pflegen. Am 11. Juli bin ich mit dem Chor „Rainbow Gospel Voices“, den mitreißende Lieder, emotionaler Überschwang und klangliche Vielfalt mit Spirituals, Gospels, afrikanischen Liedern und moderne Popsongs auszeichnen, dabei. Eine Besonderheit bei den Konzerten der Rainbow Gospel Voices ist die Einbeziehung des Publikums.
Swing it UP am 29. August. Foto: privat
MZ: Wer gehört noch zu den immer wieder auftretenden Künstlern?
AW: Der JazzChor Miesbach unter der Leitung von Hans-G. Hering eröffnet am 4. Juli die Reihe und verzaubert mit breit gefächertem Repertoire das Publikum mit unerwarteten Klängen und einer großen dynamischen Bandbreite. Die leisen Töne gehen unter die Haut, die kraftvollen sowieso. Es sind Lieder und Balladen aus verschiedenen Bereichen des Pop, Rock und Jazz, Lieder über die Liebe und das Leben.
WisÁWis am 8. August. Foto: privat
MZ: Auch Swing it UP und WisÁWis, sowie Julian Hesse sind beliebte Künstler der Reihe.
AW: Swing it UP von Bernd Stahuber beschließt die Konzertreihe am 29. August. Die ausdrucksstarke Vokalistin Barbara Roberts wird von Toni Wiedemann Kontrabass, Marinus Kohlhauf Drums und Bernd Stahuber Piano bei melodiösen Swing-Stücken und gefühlvollen Balladen unterstützt.
WisÁWis, das sind Barbara Gasteiger, Harfe und Franz Jetzinger, Saxofon, die neue Arrangements und Eigenkompositionen am 8. August in der Christuskirche erproben.
Julian Hesse am 15. August. Foto: Konstantin Kern
Seit 2014 haben wir auch Jazz dabei. Am 15. August werden die beiden exzellenten und mehrfach ausgezeichneten Musiker Julian Hesse, Trompete und Sam Hylton, Piano zum spannenden und ergebnisoffenen Zwiegespräch einladen.
MZ: Und was ist dieses Jahr neu?
AW: Am 1. August präsentieren erstmals Martina Holzer, Harfe und Thomas Heptner, Oboe Kleinodien aus Barock bis Gegenwart. Diese höchst seltene Besetzung verspricht ein einzigartiges Klangerlebnis.
Klassik gibt es ebenso am 22. August mit Katrin Ambrosius-Baldus, Violine und Sarah Cocco, Harfe, die ungarische Csardas Rhythmen, französische Romantik von Saint Saens, lyrische Melodien von Massenet und Fauré, Vivaldis Barockmusik mit der Geschichte des Roma Mädchens Precciosa in „La Gitana“ kombinieren.
Martina Holzer am 1. August. Foto: privat
MZ: Vielfalt ist also bei den Konzerten angesagt.
AW: Es ist für jeden etwas dabei. Und besonders gut zur meditativen Kerzenstimmung in der Christuskirche passt die Gitarrenmusik von Perry Schack am 25. Juli, der den Bogen von Musik aus dem Frühbarock, virtuoser italienischer Musik aus der Romantik bis hin zu groovigen und modernen Kompositionen des Jazzgitarristen Ralph Towner spannt.
Perry Schack am 25. Juli. Foto: privat
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