Junges Musikkabarett für ein junges Publikum?
Andreas Martin Hofmeir (r.) und Tim Allhoff. Foto: Hans Grünthaler
Musikkabarett in Waakirchen
„Kein Aufwand“ und doch ganz gnadenlos „Irreparabel“ gut – so oder so ähnlich gestaltet sich der Abschluss der Winterspielzeit am 12. und 14. April 2023 auf der Kleinkunstbühne Waakirchen. Virtuoses Musikkabarett und neckisches Augenzwinkern gepaart mit gekonnt absurdem Wortwitz. Gibt’s nicht? Aber sicher doch – und zwar doppelt.
Es nähert sich das Ende der vorletzten Spielzeit, in der Hugo Eder für das Programm der Kleinkunstbühne Waakirchen verantwortlich zeichnet. Doch treffen wir weder auf einen resignierten noch müden Kämpfer für die Kultur im Landkreis. Der Vorsitzende der Kleinkunstbühne (KKB) Waakirchen wirkt im Endspurt der Saison 2022/2023 aber auch nicht wie „Mr. Positiv“ selbst.
Die Künstler werden jünger – das Publikum definitiv nicht
Es schwingt schon leichte Enttäuschung mit, wenn Hugo Eder über die große Diskrepanz zwischen den vielen jungen Talenten, die auf die Bühne drängen, und dem Anteil der jungen Menschen in den Zuschauerräumen spricht. Bereits im vergangenen Dezember zog der Waakirchner Kulturfrontmann ein ernüchterndes vorzeitiges Spielzeitfazit: Seit zehn Jahren sei die Zahl der Besucher bei den Veranstaltungen rückläufig.
„Besonders deutlich beobachte ich diese Entwicklung leider beim jungen Publikum. Die Jungen schauen sich anscheinend lieber in den Sozialen Medien die Künstler an. Einen ganzen Abend zu opfern ist nicht angesagt, so scheint es“, resümiert Hugo Eder. Dennoch ist aufgeben keine Option für die Mitglieder der KKB in Waakirchen.
Noch brennt Hugo Eder von der KKB Waakirchen für die Kultur in Waakirchen. Foto: Andreas Vogt
In Hugo Eder lodert die ungebrochene Lust, die Menschen für Live-Kultur zu begeistern. Mit Künstlern und Gruppen, die höchsten qualitativen Ansprüchen gerecht werden. Abwechslung ist Programm bei den unterschiedlichen Veranstaltungsorten in Waakirchen.
Musikkabarett von acht Musikern als Septett
Bestes Beispiel für die Vielfalt des KKB-Programms sind die beiden letzten Acts dieser Spielsaison. Am Mittwoch, 12. April 2023, bringen die Frauen und Männer des „SeppDeppSeptett“ eine volle Ladung Leben nach Waakirchen. In ihrem Programm „Irreparabel“ zelebrieren die acht klassisch ausgebildeten Musiker einen etwas ungewöhnlichen Tagesablauf. Musikalisch wandeln sie dabei zwischen klassischer Musik über Musical-, Film- und Popmusik bis hin zur traditionellen bayerischen Volksmusik.
Schon der Name der Bläser-Truppe ist Programm. Die acht Musiker bilden das weltweit einzige Septett. Foto: privat
In der Besetzung mit drei Trompeten, ebenso vielen Hörnern, einer Tuba und dem Akkordeon spielt sich das „SeppDeppSeptett“ ausschließlich mit Eigenkompositionen und selbst geschriebene Arrangements durch die einzelnen Szenen eines fast normalen Tages. Jede davon gespickt mit dem absurden und wunderbaren Humor der Charakterköpfe. Schon 2018 brachte das wunderbare Septett plus Sepp das KKB-Publikum zum Toben. Mit ihrem inzwischen vierten Programm versuchen sie es 2023 noch einmal.
Hintersinniges, verquer-philosophisches Musikkabarett
Nur zwei Tage später – am Freitag, 14. April 2023 – steht mit Andreas Martin Hofmeir ein mehrfach ausgezeichneter und überaus spannender Künstler auf der Bühne des Feuerwehrhauses in Waakirchen. Zusammen mit seiner Tuba und begleitet vom Jazzpianisten Tim Allhoff, präsentiert Andreas Martin Hofmeir seine musikalisch-kabarettistische Lesung „Kein Aufwand – Teil 1“. Musikkabarett auf höchstem Niveau.
Andreas Martin Hofmeir: Ein Mann, sein Instrument und alles, was dazu gehört. Foto: privat
Andreas Martin Hofmeir ist nicht irgendein Tubist. Dem Musiker gelang es als erstem Tubaspieler überhaupt, den ECHO Klassik als „Instrumentalist des Jahres“ zu gewinnen. Zudem ist der Musiker Professor am Mozarteum in Salzburg und war Gründungsmitglied der bayerischen Kultband „LaBrassBanda“.
In seinem aktuellen Programm kehrt der Künstler zu seiner Leidenschaft für das Musikkabarett zurück. Stand er zuvor äußerst erfolgreich mit der Gruppe „Stars Four“ und dem Theaterkabarett „Die Qualkommission“ auf der Bühne, feiert Andreas Martin Hofmeir nun gemeinsam mit Tim Allhoff Erfolge. Dabei begeistert er das Publikum mit seinen eigenen Alltagsgeschichten.
Lesetipp: Junge Musiker sind gern gesehene Gäste auf der KKB Waakirchen
Wie etwa den alltäglichen Kampf mit seiner Tuba beim Üben, das manchmal beschwerliche Hin- und Herreisen zu Auftritten oder von seinem „hauseigenen Einbrecher Jürgen“. Alles in feinster Tradition des Humors eines Karl Valentin oder dem heimischen Gerhard Polt. Die Süddeutsche Zeitung schrieb jüngst über das neue Bühnenprogramm von Andreas Martin Hofmeir: „Da ist er wieder: dieser hintersinnige, verquer-philosophische, valentineske Humor, der manchmal melancholisch daherkommt.“
Nach der Saison ist vor der neuen Spielzeit
Hugo Eder schwärmt in höchsten Tönen von den beiden Musikkabarett-Acts der diesjährigen Spielzeit. Andreas Martin Hofmeir sei einfach „saugut“, meint der Waakirchner Kulturmann. Zuletzt sei er im vergangenen September mit den „Star Four“ bei der KKB zu Gast gewesen. „Ich kann mich aber auch an Zeiten erinnern, da hat ihn seine Mama noch zu den Auftritten gefahren“, berichtet Hugo Eder lachend. Beim „SeppDeppSeptett“ freut sich das Urgestein des KKB besonders auf feinste Blasmusik, Theater, den Gesang, unbändige Comedy und die positive Laune. „Die Truppe ist einfach enorm gut und vielseitig“, freut er sich.
Die vier Jungs von „Stars Four“ waren im September zu Gast auf der KKB in Waakirchen. Foto: privat
Was Hugo Eder jedoch noch mehr erfreuen würde, sind ganz viele neue junge Menschen im Publikum der beiden Veranstaltungen in Waakirchen. Denn: „Um den Künstlernachwuchs brauchen wir uns, wie man wieder mal in der aktuellen Spielzeit sieht, keine Sorgen zu machen. Nur im Zuschauerraum wird der Altersschnitt immer höher“.