Live-Musik in ganz Miesbach
70 Harfen zur Eröffnung. Foto: MZ
Musiknacht in Miesbach
1.500 Besucher nahmen die Neuauflage der Musiknacht Miesbach wahr. Organisator und Kulturpreisträger Hans G. Hering gewann 27 Gruppen mit über 270 Mitwirkenden, die das Publikum an acht Spielorten der Kreisstadt mit unterschiedlichster Musik erfreuten. Eine Uraufführung stand im Mittelpunkt des bunten Abends.
Bürgermeisterin Ingrid Pongratz kündigte das besondere Ereignis im Saal des Waitzinger Kellers an. Der gebürtige Miesbacher Constantin F. Stimmer komponierte eigens zum Jubiläum seiner Heimatstadt ein großes Klavierquintett unter dem bezeichnenden Titel „… und ins Wasser kehrt alles zurück“. Im einleitenden Gedicht, geschrieben von Robert Manzer und gelesen von dem bekannten Schauspieler Ben Blaskovic wird treffend in die Komposition hineingeführt.
Simon Steinkühler, Josef Peller, Matthias Gredler, Friedrich Stimmer, Robert Bischoff (v.l.). Foto: MZ
Wiederkehrende Akkorde
Das in der Sonatenform komponierte Werk gibt dem Klavier die dominante Rolle, indem immer wiederkehrende Akkorde die Bewegung des Wassers symbolisieren. Darüber hinaus aber tritt das Piano mit den vier Streichern in einen ständigen Dialog. Kraftvolle vorwärtsdrängende Passagen lösen beruhigte Phasen ab. Das moderne Werk ist nicht programmatisch einzuordnen, etwa wie es „Die Moldau“ von Smetana ist, sondern hält sehr unterschiedliche Tonfolgen und Rhythmen bereit. Es klingt mit einem zarten Violinenstrich aus.
Simon Steinkühler (Violine), Josef Peller (Viola), Matthias Gredler (Violoncello), Robert Bischoff (Kontrabass) und Friedrich Stimmer (Klavier) spielten das anspruchsvolle und zugleich überzeugende Werk in einem harmonischen Miteinander. Das Publikum bedankte sich für dieses besondere Werk mit anhaltendem Applaus.
Entscheidung fällt schwer
Begonnen hatte der Abend wie vor vier Jahren auch mit einem sensationellen Aufgebot von 70 Harfen, gespielt von kleinen und großen Musikerinnen und dirigiert von Monika Hering, die Chaconne, Flamenco und Harfenwalzer zum Besten gaben. Der Saal des Waitzinger Kellers war zum Brechen voll. Nach der Eröffnung fiel die Entscheidung schwer.
Agnes Schlaghaufer dirigiert Ostbahngroove. Foto: MZ
Ich eilte in den Keller, wollte unbedingt „Ostbahngroove“ unter der Leitung von Agnes Schlaghaufer erleben. Der zweite Auftritt dieses jungen ambitionierten Münchner Chores im Landkreis geriet zu einem Riesenerfolg. Jeder der Chormitglieder ist ein Solist, die Stimmqualität, die Einsätze hochprofessionell und die Führung durch die Valleyerin differenziert und einfach mitreißend. Mit Balladen, Liebeslied, Rap, Volkslied und Rock zeigte Ostbahngroove groovend sein immenses Spektrum.
Erstmalig Swing und Tanz
Die nächste Entscheidung nahm mir mein Sitznachbar ab, der mich in den Bräuwirtsaal dirigierte. „Da gibt es Swing und Tanz, erstmalig“, meinte er. „The Sweet Simones“ mit ihrer in die Beine gehenden Musik mussten auch nicht lange warten und schon wurde getanzt, mein Nachbar übrigens recht professionell, die Beleuchtung aber ließ keine vorzeigbaren Fotos zu.
Andrea Wehrmann dirgiert die Rainbow Gospel Voices. Foto: MZ
Und ich wollte ja auch geschwind wieder hinauf zur Uraufführung. Gottlob verzögerte sich der Ablauf ein wenig und ich konnte noch die letzten Stücken der „Rainbow Gospel Voices“ hören, die gerade Leonard Cohens „Hallelujah“ ganz großartig sangen. Mit „Swinging the Saints“ verabschiedete sich der Chor unter der Leitung von Andrea Wehrmann.
Mrs. Robinson im Gewölbe
Nach dem klassischen Klavierquintett hatte ich Lust auf leichte Kost. Im ersten Gewölbe des Waitziner Kellers hörte ich „Mrs. Robinson“ von Simon & Garfunkel. Bavarian Blend, also Bernhard Lehner und Michi Strigl unterhielten hier ihre Fans mit zwei Stimmen und zwei Gitarren mit bekannten Songs und eigenen Liedern.
Christine Horter und Lisa Schöttl. Foto: MZ
Zwei Türen weiter Genrewechsel: Das Duo Zweimalig Christine Horter und Lisa Schöttl präsentiert Volksmusik. Aus Bayern, aus Irland, aus Südamerika, stimmig und fein anzuhören die Harmonie von Hackbrett und Harfe.
Ich nehme schnell den Lift, um doch noch etwas vom JazzChor Miesbach unter der Leitung von Hans G. Hering mitzubekommen und lasse mich von der Rhythmik und Stilsicherheit des Chores aus ehemaligen Gymnasiasten Miesbachs einfangen.
Luis Henking und Tobias Thaller beim Science Slam im Foolstheater Holzkirchen. Foto: Petra Kurbjuhn
Jetzt schnell noch zu Rick’s Bar, denn ich will unbedingt „Balg & Bogen“ hören. Die beiden jungen Musiker Luis Henking und Tobias Thaller hatten unser „Science Slam“ im Mai musikalisch bereichert. Aber ein Blick auf die Uhr zeigte: zu spät. Aber ein Hilferuf bei Musikerin Anschi Hacklinger, die ich auf ihrem Weg in Rick’s Bar am frühen Abend traf, bringt mir ihr Statement: „Das Schöne an der Musiknacht ist, dass man zum Bespiel auch kleine, feine Besetzungen hören kann wie „Balg und Bogen“ in Ricks Bar. Die beiden Schüler des Gymnasiums spielten sich mit Geige und Akkordeon und gekonnten Arrangements virtuos durch Irish Folk, Tango, Swing – es war ein Genuß!“
Hoffentlich in vier Jahren wieder
Ein wunderbarer Abend mit acht sehr unterschiedlichen Darbietungen. Mehr allerdings verkraftet man nicht und die Auswahl fällt sehr schwer. Was ich leider verpasste: Orchester und Chor des Chor- und Orchestervereins, Ciao Weiß-Blau, Kammerchor Gymnasium Miesbach, Chor Mundwerk Hausham, Kreuzberg, Dos Hombres, Swing it up, Tanzschule Anke Schneider, Pfluftl-Musi, Miesbacher Musikanten, Musikverein Miesbach, Nua Mia, Föhnsturm, Fenix, Stefanie Polifka, Haxon und Drei d’accord. In vier Jahren gibt es hoffentlich eine zweite Chance.