Umbruch

Mutige Verleger für die Region

Hartmut und Verena Wolf mit Daniel Glasl. Foto: Petra Kurbuhn

Kulturbegegnung von Verlagsgründern

Es gehört Mut dazu, einen Verlag zu gründen. 2020 wagte es Daniel Glasl (DG) in Tegernsee mit dem „kleineheimat Verlag“, 2022 starteten Verena (VW) und Hartmut Wolf (HW) in Miesbach mit dem „Miesbacher Verlagshaus“. Bei der Kulturbegegnung der frisch gebackenen Verleger stellten sich viele Gemeinsamkeiten heraus.

KB: Was war die Motivation, in diesen Zeiten einen Verlag zu gründen?
HW: Wir sind seit fünf Jahren verheiratet, ich komme aus der Unternehmensführung und aus dem Bankwesen, meine Frau kommt aus dem Verlagswesen und ist in Miesbach Stadtschreiberin. Die Frage war, was können wir zusammen machen? Wir fanden heraus, wir sind prädestiniert für eine Verlagsgründung.
DG: Bei mir war es ein organischer Prozess. Nach dem Studium der Politikwissenschaft war ich Redakteur, dann Grafiker und Fotograf und habe mich für historische Fotos begeistert. Das erste Buch über das Tegernseer Tal erschien im Eigenverlag, jetzt kommt die 3. Auflage. Als dann Anton Stetter kam und ein Buch über das Schlierachtal machen wollte, war das die Motivation, einen Verlag zu gründen. Außerdem bin ich genetisch vorbelastet, mein Großvater war der Verleger Rolf Heyne, mein Vater der Verleger Johannes Heyne. Aber ich mache alles ein bisschen kleiner, deshalb kleineheimat Verlag.

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KB: Beide Verlage haben thematisch den Fokus auf die Region gelegt, welchen Grund gibt es dafür?
VW: Ich hatte früher nie Wurzeln, aber als ich an meinen Sehnsuchtsort Tegernsee gekommen bin, entwickelte sich ein Heimatgefühl und jetzt spüre ich plötzlich Wurzeln und ein Angekommensein.
HW: Ich war europaweit unterwegs, komme aus Rheinland-Pfalz und habe hier ein neues Zuhause gefunden. Ich mag die Menschen, weil sie die Tradition leben.
DG: Ich bin das Endprodukt von zwei Familien, die seit über einhundert Jahren im Tegernseer Tal leben. Das Tal ist meine Heimat. Es heißt, das Tal beschütze und enge ein, ich habe das nie als Nachteil empfunden. Für mich ist Heimat ein multiples Gefühl, das kann Menschen ebenso wie einen Geruch umfassen.


Verena Wolf. Foto: Petra Kurbuhn

KB: Das erste Buch des Miesbacher Verlagshauses ist ein Buch über Glocken. Wie kam es dazu?
VW: Wir haben nach einem starken Titel gesucht und dabei hat uns Kulturamtsleiterin Isabella Krobisch auf die Idee gebracht, mit Pfarrer Michael Mannhardt Kontakt aufzunehmen, der 25 Jahre lang Glockengeläut gesammelt hat. Das faszinierte uns, weil Glocken Charakter und eine Botschaft haben. So entstand Glockenklänge im Miesbacher Land.
HW: Wir wollen mit dem Buch tiefer in das Heimatgefühl gehen, wollen das Besondere zeigen und Glocken, Kirchen und Menschen zusammenbringen.

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KB: Wie ist die wirtschaftliche Lage einzuschätzen?
DG: Der Verlag ist Teil meiner Einkünfte, es trägt sich. Aber die Krise trifft uns natürlich durch erhöhte Papier- und Druckkosten um mindestens 25 Prozent. Und es stellt sich die Frage nach Neuauflagen. Deshalb habe ich auch den zweiten geplanten Band über das Tegernseer Tal erstmal hintenangestellt. Ich habe jetzt sechs Titel im Angebot, neben vier Eigenproduktionen auch zwei Fremdpublikationen, A Bleame auf’m Huat von Beni Eisenburg und Das Königliche Tal von Roland Götz und Edmund Schimeta.
HW: Die Produktionskosten sind explodiert und daraus ergibt sich die Frage nach der Auflagenhöhe. Viele Verlage schließen, Druckplatten werden nicht aufbewahrt, so werden Neuauflagen teuer. Aber wir haben die Hälfte der Auflage verkauft, unser Buch ist ein Longseller, das kann uns tragen.


Hartmut Wolf. Foto: Petra Kurbuhn

KB: Welche Marketingkonzepte sind erfolgreich?
HW: Die erste Anlaufstelle sind die örtlichen Buchhandlungen, aber auch die Tourismusverbände. Sehr gut laufen Büchertische bei Veranstaltungen und nachdem Michael Mannhardt im Bayerischen Rundfunk war, meldeten 18 überregionale Buchhandlungen Interesse an.
DG: Das meiste geht über das Weihnachtsgeschäft, deshalb erscheinen meine Bücher alle im Herbst. Ich bin ein wirtschaftlicher Bauchmensch, aber meine Frau Martina oder auch mein Vater beraten mich bei diesen Fragen. Lokale Buchhandlungen und spezielle Geschäfte, sowie Veranstaltungen für Einheimische und Zugereiste sind meine Verkaufsplätze.


Daniel Glasl. Foto: Petra Kurbuhn

KB: Wie seht ihr die Zukunft?
DG: Nach den historischen Ansichtskarten aus der Collection „Zeitreise“ plane ich einen neuen Fotobildband mit Anton Stetter über das alte Bezirksamt Miesbach, dem heutigen Landkreis mit seinen 17 Kommunen. Hier wollen wir die Fotos in einen allgemeinen geschichtlichen Kontext stellen. In Planung ist auch der zweite Band Tegernseer Tal, ein Kinderbuch und die Chronik der Gebirgsschützenkompanie Gmund. Als Einzelkämpfer tanze ich auf vielen Hochzeiten und hoffe, dass die Preise nicht weiter explodieren.
VW: Auch wir planen eine Kinderbuchreihe, die ich schreibe. Cornelia Heinzel-Lichtwark macht dazu die Illustrationen. Außerdem vermarkten wir das Buch Tracht in Miesbach und Miesbach – Poesie einer oberbayerischen Kleinstadt im Auftrag des Kulturamtes.
HW: Wir haben Freude daran, es ist eine sinnvolle Arbeit für die Region. Aber wir sind noch in der Findungsphase und müssen uns positionieren.
VW: Daniel, du bist schon bekannt hier, da sind wir um Jahre hinterher.
DG: Ich habe auch kein Vertriebsnetz und will nur Bücher für die Region herausgeben.
HW: Man könnte auch etwas zusammen machen.
DG: Da bin ich offen. Wir fahren eine ähnliche Schiene, aber jeder hat seine Nische.

Dieser Text erschien in der 39. Ausgabe der KulturBegegnungen, auf Seite 7.

Am kommenden Samstag, 12. August, ist Verena Wolf gemeinsam mit Ines Wagner von KulturVision in der Kulturbrücke Fratres zu Gast. Sie gestalten mit Jana Zoglauer Vinsová einen Thementag MODE – SCHÖNHEIT – KONTROVERSE: DAS PHäNOMEN FRED ADLMÜLLER. Die Veranstaltung beginnt um 15 Uhr in Fratres 11, in A – 3844 Waldkirchen/Thaya.

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