Ein persönlicher Nachhaltigkeitsgedanke für den Buchmarkt

Gebrauchte Bücher als persönlicher Nachhaltigkeitsgedanke. Foto: Privat

Kommentar einer Leseratte

Ich tue mich schwer damit, Dinge wegzuwerfen, die noch gut sind. Und damit einher geht, dass ich, statt mir Neues zu kaufen, als persönlichen Nachhaltigkeitsgedanke gerne gebrauchten Sachen ein weiteres Leben gebe. Die Bücher mancher Autorinnen durchlaufen in meiner Verwandtschaft bis zu fünf Haushalte, bevor sie in den Speicher wandern.

Jetzt gibt es aber auch Bücher, die in meiner Verwandtschaft erstens nur mich interessieren und die zweitens nicht in den Regalen der örtlichen Bücherei stehen. Lange wich ich in solchen Fällen auf die klassische Buchhandlung aus. Seit man aber gebrauchte Bücher ebenso bequem wie neue kaufen kann, nutze ich oft Portale wie medimops. Ich habe schon stapelweise Bücher dort gekauft und mich sogar noch beglückwünscht, damit Geld in meinen geliebten Buchmarkt gepumpt zu haben, statt mir Bücher nur zu leihen.

Gesundes Misstrauen

Aus irgendeinem Grund aber bin ich genau heute misstrauisch geworden. Dass Autoren bei Amazonverkäufen weniger verdienen als beim Verkauf über den lokalen Buchhandel, hatte ich schon gelesen. Aber wie ist das eigentlich bei medimops? Eine kurze Internetrecherche und dann ganz viel Unverständnis meinerseits. 0,00 Cent für die Autoren? Ernsthaft? Die VG Wort kam mir in den Sinn. Die verteilt doch Geld an Autoren. Bestimmt melden Portale wie medimops ihre Verkäufe an die VG Wort und die Autoren bekommen ihren Anteil. Falsch gedacht!

Kein Cent für Autoren. Foto: Privat

Erst heute habe ich, bevor mir der Vergütungsgeistesblitz kam – Asche auf mein Haupt – drei Bücher gebraucht bei medimops bestellt. Zwei davon hätte ich stattdessen in der Buchhandlung bestellt, wenn ich mir nicht gedacht hätte, dass man Papier sparen soll und lieber das kaufen soll, was schon da ist.

Diese zwei Bücher sind entgangener Umsatz für die Buchhandlung und somit auch für Verlag und Autor. Dass der Autor nicht mal einen symbolischen Betrag bekommt, finde ich nicht richtig! Es ist aber ebenfalls nicht richtig, immer noch mehr Papier herzustellen und zu verbrauchen, wenn viele Bücher doch bereits gedruckt sind, in privaten Kellern und Speichern ein tristes Dasein fristen, und nur weitergegeben werden müssten.

Lesetipp: Katalog für Kinderbücher

Nachhaltigkeitsgedanke und Kommerz

Ich bin weiterhin dafür, ergänzend zu neuen, auch gebrauchte Bücher zu nutzen. Aber es muss sich etwas am Vergütungssystem ändern!

Chantal Schreiber, die zahlreiche Bücher bei mehreren Verlagen veröffentlich hat, habe ich dazu angeschrieben und sie hat mir erlaubt, Inhalte aus unserem E-Mail-Verkehr hier zu verwenden. Erst einmal findet sie es in Ordnung, wenn ihre Bücher gebraucht gekauft werden und versucht selbst im Sinne der Nachhaltigkeit möglichst viel gebraucht zu kaufen – auch Bücher.

Sie verzichtet im Sinne der Umwelt gerne auf einen gedachten Anteil des Weiterverkaufs und findet außerdem, dass der Leser genug für ein Buch bezahlt. Allerdings betont sie, dass Autoren natürlich froh wären, wenn sie auch am Weiterverkauf nochmal (und wenn auch nur einen „Anstandsbetrag“) verdienen könnten, zumal die Vergütung der Autoren bereits beim Erstverkauf eines Buches sehr gering ist.

Außerdem führt Chantal Schreiber an, dass medimops & Co eine viel breitere Möglichkeit bieten, gebrauchte Bücher gezielt zu suchen und zu kaufen als früher „analoge“ Bücherflohmärkte. Dadurch tritt eine viel stärkere Kannibalisierung von Erstkäufen ein. Womöglich ist die Problematik noch zu neu, als dass die Vergütungsregelung ihr bereits Rechnung tragen würde.

Preisunterschiede. Foto: Privat

Übrigens:

Die VG Wort verteilt Geld an Autoren, deren Bücher in Bibliotheken ausgeliehen werden, Stichwort Bibliothekstantiemen. Gestritten wird hier momentan über die Vergütung bei e-books – ein anderes spannendes VG-Wort-Thema. Vor dem heutigen Tag hätte ich nie gedacht, dass meine liebsten Autoren mehr davon haben, wenn ich ihr Buch in der Bücherei ausleihe, als wenn ich es gebraucht bestelle. Bestelle! Ich rede nicht von einem Privatflohmarkt, auch nicht von einem Büchertauschschrank, sondern von kommerziellen Plattformen, die Millionenumsätze verzeichnen. Da muss es doch möglich sein, den Autoren – auch den Verlagen – etwas dafür zu zahlen, dass der gutgläubige Kunde dort statt im Buchhandel kauft.

Urs Erdle, der lange für die Verlage Campus, DuMont Literatur und Kunst und die Patmos-Verlagsgruppe gearbeitet hat, hat bereits begonnen, öffentlich für das Thema einzutreten. Um es mit seinen Worten zu sagen: Autoren, Verlage, Buchhändler und Zwischenbuchhändler! Wehrt Euch!

Ich bin weiterhin dafür, ergänzend zu neuen auch gebrauchte Bücher zu nutzen. Aber es sollte sich etwas am Vergütungssystem ändern!

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