Ekaterina Zacharova begleitet auf dem Nachhauseweg
Ekaterina Zacharova: Nach der Nachtschicht-Athen. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Gmund
Wie gibt sich der Mensch auf dem Nachhauseweg von der Arbeit? Wenn er keine Rolle zu spielen hat? Diesen Zwischenzustand in der U-Bahn, auf der Straße und im Café hat Ekaterina Zacharova in ihren neuen Bildern eingefangen, die jetzt in Gmund zu sehen sind.
Seit Frühling 2021 präsentiert die Raiffeisenbank in Gmund Arbeiten von Künstlern der GmundArt. Bisher waren Werke von Helga-Lucia-Kordecki, Sopi von Sopronyi und Hans Schneider ausgestellt.
Lesetipp: Hans Schneider mit Landschaft Blumen Schrift
Im August-September ist die international bekannte Künstlerin Ekaterina Zacharova aus Gmund an der Reihe. In den großformatigen Gemälden, die sich geradezu als Flickenteppich der menschlichen Befindlichkeiten darstellen, sind die unterschiedlichen Großstädte der Welt angesiedelt. Jetzt hat sich die Künstlerin einem besonderen Thema zugewandt.
Ekaterina Zacharova: Blue dusk Shanghai. Foto: Petra Kurbjuhn
Sie beobachtet Menschen auf dem Nachhauseweg, dann wenn sie keine Rollen mehr spielen müssen. Da sind sie Berufspendler in der Moskauer U-Bahn oder die New Yorker, die sich durch den hektischen Großstadtverkehr kämpfen. So unterschiedlich ihre Leben und ihrer Umgebungen auch sein mögen, sie alle eint ein unbestimmter Schwebezustand, in dem Ekaterina Zacharova sie einfängt.
Unterschiedliche Rollen
Der Mensch passt sich unwillkürlich jedem Umgebung, jeder Gesellschaft an und zeigt seine nach außen präsentierte Fassade. Am Arbeitsplatz spielt üblicherweise der Mensch eine andere Rolle als zu Hause im Kreis der Familie, im Freundeskreis.
Ekaterina Zacharova: Heisser Tag und Café Royal Opera Paris. Foto: Petra Kurbjuhn
Beide sind niemals komplett erwartungsfrei, sie sind verbunden mit gewissen Vorstellungen, die die Person in der jeweiligen Rolle an sich stellt. Unterwegs jedoch auf dem Nachhauseweg fallen alle Erwartungen weg und so zeigt der Mensch sich hier am authentischsten und verletzlichsten, so wie er tatsächlich ist.
Voyeuristische Rolle des Betrachters
Ekaterina Zacharova fängt dies in ihren Gemälden ein, dem Betrachter wird eine beinahe voyeuristische Rolle zugewiesen. Die intime Qualität der Szenen lässt das Gesamtwerk zu einem psychologischen Portrait des modernen Städters werden und führt dabei das zutiefst Menschliche vor, das uns allen, unabhängig von unserem Aufenthaltsort, innelebt.
Die Hängung vermittelt einen besonderen Eindruck. Foto: Petra Kurbjuhn
Ein Novum ist die Art der Hängung, die ungeahnt neue Facetten der Arbeiten offenbart. Die tiefe Anbringung der Werke vermittelt den Eindruck, dass betrachtende in das Geschehen eingebunden sind.
Ekaterina Zacharova wurde 1968 in Moskau geboren und absolvierte dort zunächst ein Studium an der Theaterkunstschule Moskau, worauf sie ein Studium an der Kunsthochschule Moskau anschloss. Ihren Abschluss in Malerei und Grafik an der Surikov-Akademie bestand sie mit Bestnoten. Nach ihrer Umsiedlung nach Bayern war sie auf zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen, sowie internationalen Kunstmessen vertreten.
Moskau: Abend in der Metro. Foto: Raphael Lichius
2010 markiert einen Wandel in Zacharovas künstlerischem Schaffen. Sie beschäftigt sich nun bevorzugt mit dem Leben des modernen Menschen in Metropolen. Auf zahlreichen Reisen in viele europäische Städte, sowie nach New York, Moskau, Hong Kong, Shanghai und Havanna hat sie der dortigen Energie nachgespürt und ihre Eindrücke über Ausstrahlung und Lebenshaltung der sich dort bewegenden Menschen in Gemäldezyklen festgehalten.