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Zum Tode von Bogdan Snela

Übungsraum im Domicilium Weyarn. Foto: Karin Sommer

Nachruf auf Dr. Bogdan Snela

Am 14. Januar verstarb nach langer Krankheit Dr. Bogdan Snela. Er gründete gemeinsam mit seiner Frau Helena das Domicilium in Weyarn, das heute von Sohn Sebastian geführt wird. In seiner stillen, sicheren, empathischen und sozialen Wirksamkeit setzte er ein vorbildhaftes Zeichen für Humanität.

Das Domicilium am Mangfallufer ist ein besonderer Ort. Hier finden Menschen während ihres Lebens, und im Hospiz während ihres Sterbens, spirituelle Begleitung. Auch ich, vor über 20 Jahren. Ich hatte viel von Meditation gehört, wollte es einfach einmal ausprobieren und meldete mich für ein Schweigewochenende im Domicilium unter der Leitung von Bogdan Snela an.

Spiritualität in allen Religionen

Völlig ahnungs- und erfahrungslos übte ich mich im stundenlangen Sitzen und Schweigen. Die verständnisvolle Begleitung von Bogdan Snela half mir, diese ersten Tage zu überstehen. Viele weitere Kurse folgten, auch mit anderen Leitern, wie Claus Eurich oder Richard Stiegler. Ich las mich in Bücher spiritueller Lehrer ein und fand die Gemeinsamkeit der Spiritualität in allen Religionen dieser Welt. Dies war für mich als Lehrerin, die neben Physik, Chemie, Technologie auch Ethik unterrichtete, sehr hilfreich. Und so durfte ich auch mit interessierten Schülerinnen und Schülern zum Meditations-Schnuppern zu Bogdan Snela kommen.

Bogdan Snela
Dr. Bogdan Snela. Foto: Domicilium Weyarn

1986 hatten Helena und Bogdan Snela als Zen-Schüler von Pater Enomiya-Lassalle den Verein Domicilium e.V. und das Seminar- und Meditationshaus Domicilium als Ort der Inspiration und Stille gegründet. Sie kauften ein altes Bauernhaus, gegründet 1593 als Dependance des Weyarner Augustiner Klosters, renovierten es und bauten es für Meditationskurse und soziale Arbeit, insbesondere Familientreffen, um.

Sie taten das aber nicht nur zur Selbstfindung oder spiritueller Erfahrungen für die Kursteilnehmer, sondern sie hatten herausgefunden, dass soziales Engagement spiritueller Fundierung bedarf. Das Ehepaar hatte zu seinen drei eigenen Kindern drei Pflegekinder aufgenommen. Für sie war soziale Hilfeleistung immer ein wesentlicher Bestandteil des Lebens.

Westliche und östliche Spiritualität

Bogdan Snela, am 14. Januar 1937 in Posen (Polen) geboren, war promovierter Theologe und Philosoph, Mystagogie-Lehrer nach eigener Methode, inspiriert von Karl Rahner, und Zen-Lehrer der Sanbô-Zen-Linie. Von 1978 bis 2000 war er Lektor für Religion und Spiritualität im Kösel-Verlag München und Autor und Herausgeber von Büchern über östliche und westliche Spiritualität. Ich durfte viel von Bogdan Snela über östliche und westliche Spiritualität lernen, durfte den großartigen Benediktinermönch und Zen-Meister Willigis Jäger in Weyarn treffen und mit ihm sprechen. Was aber viel wichtiger war, ich lernte von ihm, wie Spiritualität und Menschlichkeit zusammenspielen.

Virtuelle Angebote
Hospizgemeinschaft im Domicilium. Foto: Domicilium Weyarn

Als Helena und Bogdan mir im Jahr 2000 von ihrem Plan erzählten, eine Hospizgemeinschaft zu gründen, war das ein weiteres Zeichen dafür, wie intensiv sich das Ehepaar um den Nächsten, in diesem Fall den Sterbenden bemühen. Ein Gast des Domiciliums hatte sich gewünscht, hier sterben zu dürfen. Das war der Impuls für ein neues Engagement. Die sechs Kinder waren mittlerweile groß, ein neuer Lebensabschnitt begann. Durch die großzügige Spende der Gruber-Stiftung war der Ausbau möglich und die Hospiz-Gemeinschaft ermöglichte fortan Kranken ein würdevolles und friedliches Sterben.

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Daneben aber war Bogdan Snela immer das wissenschaftliche Fundament seines Tuns wichtig. Mit der Gründung der Akademie, der mit Professor Michael von Brück ein renommierter Religionswissenschaftler vorsteht, steht ein Bildungsangebot zur Verfügung, das sich insbesondere auf Palliativ- und Hospizarbeit konzentriert. Die jährlichen Symposien sowie Fort- und Weiterbildungen mit ihrem ganzheitlichen Bildungsangebot befähigen Teilnehmende zu umfassender persönlicher Entwicklung.

Jede Begegnung mit ihm war ein Gewinn. Immer nahm er sich Zeit für seine Gesprächspartner. Und oft hatte er ein Lächeln auf den Lippen. Unsere letzte Begegnung fand im Dezember 2018 im Foolstheater Holzkirchen statt. Seine Frau Helena hielt im Rahmen unserer Initiative „anders wachsen“ einen Vortrag „Anders sterben“, begleitet musikalisch von Ebony Davies.

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Er saß im Rollstuhl und es ging ihm sichtlich nicht gut. Dennoch war er heiter und wir konnten ein wenig plaudern. In der darauffolgenden Zeit ging es ihm schlechter, er hatte dann, so wurde mir auf meine Nachfragen erzählt, nur noch den Wunsch, seinen 84. Geburtstag zu erleben. Dieser Wunsch wurde ihm erfüllt, Bogdan Snela starb an seinem 84. Geburtstag.

Bogdan Snela wurde mehrfach geehrt. Er erhielt die Bürgermedaille der Gemeinde Weyarn, den Sozialpreis des Landkreises Miesbach, den 1. Preis beim Anerkennungs- und Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und wurde für den Bayerischen Gesundheits- und Pflegepreis nominiert.

Er war ein Mensch, der im Stillen wirkte und für den Landkreis unermesslich viel bewirkte. Viele Menschen entdeckten durch ihn Spiritualität, soziales Handeln und menschliches Miteinander. Mein Mitgefühl ist bei seiner Frau Helena und seinen Kindern.

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