Georg Attlfellner

Nachruf auf Georg Attlfellner

Georg Attlfellner. Foto: Jürgen Haury

Schauspieler und Requisiteur Georg Attlfellner

Am 28. Dezember verstarb Georg Attlfellner im Alter von 96 Jahren. Er war über 80 Jahre lang ein leidenschaftliches und hochgeschätztes Ensemblemitglied des Schlierseer Bauerntheaters.

Begonnen hatte es mit der Theaterleidenschaft des 1927 geborenen Schlierseers schon früh. „Bereits als Bub bin ich fast täglich im Theater herumgewuselt und wollte mich nützlich machen“, erzählt er mir, als ich ihn für KulturBegegnungen vor einigen Jahren interviewen durfte.

Als 16-Jähriger fuhr er mit dem Schlierseer Bauerntheater als Requisiteur zum Fronttheater nach Russland. Was er dort alles erlebte, ist in dem Buch von Anneliese C. Amman „Schliersee und sein Bauerntheater“ nachzulesen. „Überstanden haben wir es alle irgendwie“, erinnerte sich Georg Attlfellner. Was er sich bei der Abfahrt als Abenteuer vorgestellt hatte, wurde zu Krieg, zu Angst, zu Kälte und Schrecken. Und die Frontreise nach Norwegen ein Jahr später sei kein Zuckerschlecken gewesen und alle Beteiligten waren froh, gesund wieder nach Schliersee zurückzukommen.

Zum Klinkenputzen nach Grünwald

In den fünfziger Jahren begann seine große Karriere beim Film. Produzent und Regisseur Hans Seitz aus Neuhaus war auf den jungen Requisiteur aufmerksam geworden und verpflichtete ihn. Wenn man die Filmografie von Georg Attlfellner anschaut, kommt man auf 166 Produktionen von 1950 bis 1995.

„Als Requisiteur muss man stilsicher sein und sich in der Zeitgeschichte gut auskennen“, erklärte mir der „Schorsch“, wie ich ihn nennen durfte, seit er mir vor vielen Jahren auf der Schlierseer Skiclubhütte das „Du“ angeboten hatte. Wenn im Drehbuch „Villa, vornehm“ stand, ist es auch vorgekommen, dass er zum Klinkenputzen nach Grünwald gefahren ist, um ein geeignetes Objekt zu finden. Auch ein Ferrari oder ein Elefant musste zuweilen aufgetrieben werden.

Bescheidenheit als Lebensmotto

Für die Karl-May-Filme war Georg Attlfellner fast zwei Jahre in Jugoslawien. Mit Old Shatterhand Darsteller Lex Barker habe er sich sehr gut verstanden, erzählte er. Hier und in vielen anderen Filmen trat der Schlierseer auch als Schauspieler in Erscheinung.

Georg Attlfellner als Barbier und Wirt in Karl May Filmen 1964. Fotos: www.karl-may-filme.de

In dem Fotoalbum, das er mir beim Interview zeigte, sind die ganz Großen des Films zu sehen, mit denen er zu tun hatte: Heinz Rühmann, Zarah Leander, Curd Jürgens oder Peter Ustinov, Lilo Pulver, Harald Juhnke, Hildegard Knef oder Hans Moser – Georg Attlfellner kannte sie alle und wusste viele Anekdoten zu erzählen.

„Je berühmter der Schauspieler, desto netter“, stellte er fest. Heinz Rühmann habe ihn vor einer Reise nach China angerufen und gefragt, ob er an bestimmte Utensilien gedacht habe. Und Curd Jürgens habe ihm eine goldene Uhr geschenkt. Probleme hatte er nie, weder mit den Stars noch in den fremden Ländern. „Wie man in den Wald hineinruft, so hallt es heraus“, so beschrieb der bescheidene Schlierseer damit auch sein Lebensmotto.

Enge Verbindung zum Bauerntheater Schliersee

Viel Freude habe ihm immer die Motivsuche gemacht, erzählt er, besonders in Hongkong, wo er mit Regisseur, Produzent und Kameramann geeignete Drehplätze suchte. Durch seine guten Kontakte zum Film brachte Georg Attlfellner auch Schauspielerkollegen vom Schlierseer Bauerntheater zum Film, wie Lotti Steinberger und Kaspar Hirtreiter.

Im Bauerntheater wirkte Georg Attlfellner nicht nur als Requisiteur, sondern stand auch als Schauspieler auf der Bühne. In der Traueranzeige schreiben Florian Reinthaler und Alois Gartenleitner vom Bauerntheater: „Mit ihm verlieren wir ein leidenschaftliches und hochgeschätztes Ensemblemitglied, der über 80 Jahre dem Bauerntheater treu und mit sehr großem Engagement verbunden war.“


Georg Attlfellner auf der Bühne. Foto: Schlierseer Bauerntheater

Als seine größten Filme bezeichnet er selbst „Buddenbrooks“, „Der junge Törless“, „Lola Montez“ und „Sturm im Wasserglas“. Erst als er sich dem Ruhestand näherte konnte er sich wieder voll und ganz dem Schlierseer Bauerntheater widmen, dem er über 80 Jahren verbunden war. Als 2. Vorstand des Vereins war Georg Attlfellner nicht nur als Schauspieler und Requisiteur, sondern auch organisatorisch tätig, viel auch am Computer, „um den Anschluss nicht zu verlieren“, wie er schmunzelnd meinte. Und bis zum Schluss war er fast jeden Tag im Theater, wie damals, als kleiner Bub.

Der Trauergottesdienst mit anschließender Beerdigung findet am morgigen Dienstag, 9. Januar um 13.30 Uhr in St. Martin Westenhofen statt.

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