Nachruf auf Karl Jakob Schwalbach
Karl Jakob Schwalbach. Foto: Isabella Krobisch
Am 20. Dezember 2023 verstarb nach langer Krankheit der Valleyer Bildhauer Karl Jakob Schwalbach im Alter von 86 Jahren. Mit ihm verliert der Landkreis einen bedeutenden Künstler, der weit über die Region hinaus bekannt war.
Im Landkreis Miesbach trifft man an vielen Plätzen seine Skulpturen, zumeist große Edelstahlfiguren, oft Pferde, aber ebenso Menschen, zumeist Paare, denn „der Mensch soll nicht alleine leben“. Davon waren Hannelore und Karl Jakob Schwalbach zutiefst überzeugt. Ein Ehepaar und ein Künstlerpaar, das gemeinsam in einem Atelier wirkte.
Karl Jakob Schwalbach wurde 1937 in Frankfurt am Main geboren und wurde bereits mit fünf Jahren Vollwaise. Er wuchs bei einer Pflegefamilie auf und absolvierte nach einer Lehre als Wachszieher ein Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie in München.
Druckgrafik beim Schlierseer Kulturherbst. Foto: Isabella Krobisch
Mit seiner Frau Hannelore erwarb er die Andreasmühle im Mangfalltal, wo sich das Ehepaar ein gemeinsames Atelier schuf und in ihrer Arbeit befruchtete. Hannelore Schwalbach ist gelernte Goldschmiedin, widmet sich aber seit vielen Jahren der Druckgrafik. Und auch Karl Jakob hat sich in frühen Arbeiten der Radierung und immer wieder auch der Druckgrafik neben seinem Bildhauerischen Werk verschrieben.
Apokalyptische Pferde. Foto: Isabella Krobisch
Im Garten des Anwesens können Wanderer die großen Arbeiten des Bildhauers bestaunen. Da sind die apokalyptischen Pferde. Riesig sind sie, die beiden Edelstahlrösser, ehrfurchtgebietend, nachdenklich an die Apokalypse aus den Offenbarungen des Johanni mahnend. Da stehen sie also im Garten und werden eingerahmt von vielen Menschenfiguren des Bildhauers.
Karl Jakob Schwalbach im Atelier. Foto: Isabella Krobisch
Im Atelier trifft man auf die Figuren und Entwürfe des Bildhauers, aus denen eine bevorzugte Thematik des Bildhauers, das Christentum, deutlich wird.
Der heilige Christopherus steht für viele Menschen sichtbar auf einem hohen Sockel in Weyarn. Die Geschichte des Mannes, der den kleinen Jungen über den Fluss trägt, hat symbolischen Charakter für alle Menschen, die unterwegs sind. „Wenn man morgens einen Christopherus anschaut, wird man nicht unvorbereitet sterben“, erklärte einmal der Bildhauer.
Künstlerische Qualität und Handwerkskunst
Für Karl Jakob Schwalbach war es wichtig, dass Kunst nicht nur hehr im luftleeren Raum schweben sollte, sondern auch für den Menschen da sein müsse. Und er schwor neben künstlerischer Qualität auf die gute Handwerkskunst. So lag er stundenlang unter seinen Edelstahlpferden und schweißte alle Einzelteile selbst zusammen.
Alles musste bei ihm stimmen, die Idee, der Inhalt, die Ausführung und das Umfeld seiner Werke. Das Auffallende an den Skulpturen des Bildhauers ist immer wieder die herbe, fast spröde Gestaltung. Da ist nichts Niedliches im Kind oder im Engel, das sind immer erwachsene Menschen, die voller Verantwortung ihren Weg gehen. So in den bekannten Arbeiten der Maria mit dem Kind „Virgo potens“ und „Engel fliegt über zwei Bäume“.
Tränen der Erde. Foto: Isabella Krobisch
Für die Wassergewinnung in Thalham schuf Karl Jakob Schwalbach „Tränen der Erde“ mit Bodensonnenuhr und Brunnen, an der Wanderer des Wasserweges Rast machen. Auch am Brunnen am Lindenplatz in Bad Wiessee „Das Boot des Mönchs“, das an die Entdeckung der Heilquellen im Kurort erinnern soll, lässt es sich verweilen.
Taubenbrunnen in Miesbach. Foto: Isabella Krobisch
In Miesbach ist am Marienplatz der Taubenbrunnen und in Otterfing der Floriansbrunnen zu sehen, beides Arbeiten aus den frühen neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts.
Zum 80. Geburtstag des Valleyer Künstlers kamen anlässlich des Schlierseer Kulturherbstes seine vier Meter großen Pferde im Kurpark Schliersee repräsentativ zur Geltung. In Holzkirchen begrüßt die Gäste der Galerie im Autopavillon Steingraber ein überlebensgroßes Paar.
Im Kurpark Schliersee. Foto: Isabella Krobisch
Die außergewöhnliche Kunst Karl Jakob Schwalbachs bleibt dem Landkreis an vielen Stellen in Erinnerung, es bleibt aber auch die Erinnerung an einen liebenswürdigen, bescheidenen Menschen, der spannend zu erzählen wusste.
Unser Mitgefühl gehört seiner Frau Hannelore, mit der der Künstler 57 Jahre glücklich verheiratet war.