Zum Tode von Carla von Branca
Carla von Branca. Foto: Alexandra von Branca
Nachruf auf Carla von Branca
Am 2. Mai ist eine der herausragendsten Künstlerpersönlichkeiten des Landkreises Miesbach gestorben: Carla von Branca. Wir danken für die bereichernden Begegnungen und ihre Kunst, in Wort, Foto, Skulptur oder auf der Bühne.
„Das Wort ist mein größtes Anliegen“, sagte Carla von Branca einmal. Denn mit dem Wort könne man den Menschen erreichen, ihn durchdringen. Die Dynamik und Kraft des Wortes habe sie schon als Kind fasziniert, wenn sie ihrer großen Schwester beim Rezitieren andächtig gelauscht habe. Gern wäre sie Schauspielerin geworden, aber die Mutter war strikt dagegen.
So studierte die gebürtige Schweizerin Architektur an der ETH Zürich. Dem Theater zuliebe kam die junge Architektin nach München und landete im Büro des Architekten von Alexander von Branca.
Die Bildhauerin
Damit war die berufliche Laufbahn zunächst zu Ende, denn nach dem Tod der ersten Frau des Architekten heirateten sie, sie betreute den behinderten Sohn Franziskus und bekam selbst vier Kinder Alexandra, Emanuela, Matthias und Benedicta. Im Tanztheater von Senta Maria in München fand Carla von Branca eine Aufgabe. Sie entwarf Bühnenbilder, schrieb Texte und fotografierte.
Später begann sie auch wieder zu modellieren. Schon am Gymnasium und am Polytechnikum hatte sie erfolgreich figürlich gearbeitet und entdeckte jetzt wieder ihre Freude an der Form. Sie arbeitete in Ton und schuf zauberhafte fantasievolle Skulpturen. Zum anderen befasste sie sich mit Bronze und ihr gelangen lebensechte Porträts.
Bürgermeisterin Ingrd Pongratz und Carla von Branca mit der Büste Anton Gillhubers. Foto: Isabella Krobisch
Die Stadt Miesbach schätzt sich glücklich, drei dieser Büsten zu beherbergen. Christian Schad und Konrad Schweinsteiger zieren den Eingang des Kulturzentrums Waitzinger Keller und die Büste Anton Gillhubers enthüllte die Künstlerin gemeinsam mit Bürgermeisterin Ingrid Pongratz im Miesbacher Rathaus. Die Bildhauerin schuf eine Reihe weiterer Bronzen, die im Priesterseminar Augsburg und in der Katholischen Akademie München zu sehen sind.
Die Schauspielerin Carla von Branca
Und in Miesbach konnte sie dann doch noch ihre schauspielerische Begabung ausleben. Mit Claudia Brodzinska-Behrend aus Wall produzierte sie mehrere Aufführungen, von denen insbesondere „Der kleine Prinz“ unvergessen bleiben wird. Ich erinnere mich an einen Abend auf dem Böberg bei den von Brancas, als August Everding und seine Frau der Aufführung beiwohnten und verzaubert waren. Es folgten „Das Apostelspiel“ von Max Mell und weitere gemeinsame Aktivitäten.
Claudia Brodzinska-Behrend und Carla von Branca (v.l.). Foto: Petra Kurbjuhn
Mit Claudia Brodzinska-Behrend verband sie eine über 30jährige Freundschaft. „Es war ein Geschenk, dass ich sie aus dem Schatten ihres berühmten Mannes herausholen und mit ihr künstlerisch tätig sein konnte“, sagt die Schauspielerin. „Da wurde ein Traum für sie wahr, sie konnte Schauspielerin sein und ich bin ihr von Herzen dankbar für diese gemeinsame Arbeit, die uns glücklich gemacht hat.“
Die Autorin
Als Autorin wurde Carla von Branca zunächst mit ihrem Roman „Tschamut“ bekannt, dem mehrere Bände mit Erzählungen und Gedichten folgten. Für die Stadt Miesbach schuf sie im Jubiläumsjahr den Text zu dem Buch mit Fotografien von Isabella Krobisch „Miesbach – Poesie einer oberbayerischen Kleinstadt.“
Seit 1985 lebt die Familie von Branca in Miesbach. Die Begegnung mit einem alten Bauernhof am Böberg war „der Blitz, der das Herz treffen kann“, wie Carla von Branca in dem Buch schrieb. Der Entschluss zum Erwerb war rasch gefallen und weil das altehrwürdige Anwesen mancher Renovierung bedurfte, kamen seine Besitzer sehr bald in Kontakt mit den Miesbacher Handwerkern.
Einfühlsam beschreibt Carla von Branca, wie sie den Zauber Miesbachs entdeckte. Für sie hat er vor allem mit der Pflege von Traditionen zu tun, aber auch mit den Markttagen und mit Institutionen wie dem Café Lebzelter.
Ingrid Strauß und Carla von Branca bei der Buchvorstellung 2012. Foto: Isabella Krobisch
Aber als ein Buch über sie erscheinen sollte, wehrte sie energisch ab. Höchstens ihre eigenen Texte wollte sie veröffentlicht sehen und so ist das von Ingrid Strauß zusammengestellte und reich illustrierte Büchlein über Carla von Branca, das 2012 in der edition miesbach erschien, ein gelungenes Porträt dieser bemerkenswerten Frau. Die beiden Damen stellten es im Waitzinger Keller vor.
Im Vorwort hat Ingrid Strauß die außergewöhnliche Frau porträtiert. Mit ihren künstlerischen Begabungen einerseits und ihrer großen Menschlichkeit andererseits. Sie hielt ihrem Mann, dem Architekten Alexander von Branca, den Rücken frei, bis zuletzt, denn nach der Goldenen Hochzeit im Jahre 2005 pflegte sie ihren Mann bis zu seinem Tod im Jahre 2011.
Carla von Branca. Foto: Isabella Krobisch
Carla von Branca war eine große vielseitige Künstlerin, die uns eine Menge zu sagen hat und sie war ein großartiger Mensch, die jeden Menschen in ihrer Umgebung mit ihrer Güte und Warmherzigkeit reich beschenkte. Sagte man ihr so etwas, kam die Abwehr. „Nein, nein, ich hatte Glück im Leben, viel Glück. Oder besser, wie mein Vater sagte, Fügung Gottes oder noch besser Gnade. Und ich habe so viele wertvolle Menschen kennen gelernt, das ist ein Geschenk.“
Carla von Branca war für Miesbach ein Geschenk und wir sind dankbar dafür, dass wir ein Stück ihres Lebens gemeinsam gehen durften. Unsere Anteilnahme gehört der Familie.