Nacht der Lichter in Holzkirchen
Mit einer Sinne und Emotionen berührenden Schau haben am Samstag Abend in Holzkirchen Jugendliche unter der Leitung von Lorenz Höss und Mathias Wolf Scharen von Menschen allen Alters begeistert. In der Kirche. Mit Bibeltexten. „Großartig“ sagte eine Lehrerin beim Hinausgehen.
Als ich kurz vor 22 Uhr St. Laurentius betrat, empfing mich eine eigenartige Stimmung. Schemenhaft sah ich Menschen in den Kirchenbänken sitzen, Nebel waberte und der Altarraum war in blaues Licht gehüllt, Laptops mit farbigen Grafiken. Stille. Aber schon bald trat eine nur ahnbare jugendliche Gestalt an das mit zwei Kerzen beleuchtete Lesepult und begann zu sprechen: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“
Lorenz Höss sprach die ersten Kapitel des Buches Mose bis zum siebten Tag der Schöpfungsgeschichte mit klarer, fast mystisch anmutender Stimme aus dem Off, untermalt von Musik und untermalt von Lichteffekten in der gesamten Kirche. Beschreibbar ist diese Wirkung des gesprochenen Bibelwortes in Verbindung mit passend ausgewählter Filmmusik und den Lichteffekten nicht, das muss man selbst erlebt haben. Bibeltexte nicht mit dem Verstand zu erfassen, was ja bei der Genesis eh nicht unproblematisch ist, sondern den Mythos auf das Gefühl wirken zu lassen und auf alle Sinne, das ist ein zumeist vernachlässigterBereich der Kirche, den Mathias Wolf mit dem von ihm entwickelten und programmierten Lichtkonzept, Lorenz Höss mit der Auswahl der Texte und ihre Mitstreiter Johannes Hüttl, Matthias Brandt und Simon Orlando ihren zahlreich erschienen Gästen ermöglichten.
Nach der Schöpfungsgeschichte folgten mit der Geschichte von Noah und der Sintflut fast apokalyptische, zeitgemäße Verse, wenn Lorenz Höss sprach: „Da aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden“ und „Ich will die Menschen, die ich geschaffen habe, vertilgen.“ Noah aber fand Gnade und nach seinem Opfer nach der Flut heißt es: „So lange die Erde stehet, soll nicht aufhören Same und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Vom Menschen ist die Rede nicht.
Spektakulär wurden die Lichteffekte beim Auszug aus Ägypten. Das an die Kirchendecke projizierte Meer teilt sich und Mose führt seine Stämme Israel durch das Rote Meer. Als aber die Ägypter nachkommen, vereinigen sich wieder die Wasserströme.
Und Lorenz Höss liest mit Zuversicht den 91. Psalm „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt.“
Die über eine Stunde dauernde Schau endet mit den Offenbarungen des Johannes und danach wurde es wieder still, still und dunkel, die Kerzen wurden gelöscht, aber die Menschen in St. Laurentius haben von der „Nacht der Lichter“ etwas mit nach Hause genommen: Zuversicht.
Zuversicht auch in die junge Generation. Wer mit großem Aufwand eine technisch so perfekte und inhaltlich berührende Veranstaltung konzipiert und mehrmals in der Nacht durchführt, einfach so, für Gotteslohn, der hat nichts mit dem negativ besetzten „Jugend von heute“ zu tun. Auf diese Jugend kann man stolz sein.
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