Nele von Mengershausen: In Resonanz mit der Natur
Nele von Mengershausen und Burkhard Niesel. Foto: Petra Kurbjuhn
Ausstellung in Schliersee
Die Eröffnung des Schlierseer Kulturherbstes fand in diesem Jahr im Doppelpack statt, dem wollen auch wir mit zwei Paralleltexten Rechnung tragen. In der Vitalwelt präsentiert Nele von Mengershausen ihr Lebenswerk aus über 40 Jahren und ihr aktuelles Werk: die Hommage an einen Berg.
Der Wendelstein ist es, der die Bayrischzeller Künstlerin zu einem außergewöhnlichen, hochqualitativen Künstlerbuch inspirierte. Als Meisterwerk bezeichnete Künstlerkollege Burkhard Niesel die limitierte Edition, teils mit Originalradierungen ausgestattet, die die Gäste erstmals bestaunen durften.
Nele von Mengershausen, die viele Jahre im Ausland lebte und auch Japan besuchte, ließ sich von Hokusai, dem Meister des japanischen Holzschnittkünstlers und seiner Hommage an den Berg Fuji anregen. In östlicher Bildgestaltung und verwoben mit ihren ureigenen Naturbeobachtungen ihres Hausberges gestaltete sie Zeichnungen, die Bekanntes neu erscheinen lassen. Verbunden mit eigenen Texten entstand damit ein Buch voller Überraschungen und voller feinsinniger Kunst, das Ganze hochwertig gestaltet.
Stellvertretende Landrätin Ulrike Küster, Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer, Organisaotor Johannes Wegmann. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Präsentation ihres neuen Buches stand im Mittelpunkt der Vernissage, die die Künstlerin gemeinsam mit Burkhard Niesel eröffnete. Als Grand Dame der Kulturszene, vor der er sich verneige, hatte sie Johannes Wegmann, Organisator des Schlierseer Kulturherbstes bezeichnet. Dass dieser in diesem Jahr wieder stattfinden könne, wenn auch etwas kleiner als sonst, wertete Bürgermeister Franz Schnitzenbaumer als Zeichen für die Wertschätzung der Kulturschaffenden und als Zeichen, dass man die Kultur für wichtig in der Gesellschaft erachte. Den Mut der Organisatoren, in der Zeit der Ungewissheit ein Kulturfestival zu planen, würdigte Ulrike Küster, stellvertretende Landrätin. „Kunst und Kultur ist mehr als systemrelevant“, betonte sie, „Kunst und Kultur prägen uns, formen die Gesellschaft.“ Und wir dürften Lebensfreude und Energie mitnehmen.
Blick in den Ausstellungsraum. Foto: Petra Kurbjuhn
Diese Lebensfreude und Energie übertragen die Bilder von Nele von Mengershausen in ganz überragender Weise. Die Künstlerin nimmt die Gäste mit in ihr Universum, in dem sie technisch brillant und immer wieder neu ihre Eindrücke der Natur und ihre Resonanz mit ihr wiederzugeben vermag. Sie arbeitet mit Acryl ebenso wie sie Kaltnadelradierung und andere Drucktechniken verwendet, sie benutzt Zeichnung und das Aquarell und sie probiert verschiedene Untergründe aus, immer angepasst an das Motiv.
Schattenberge 1 und 2. Foto: Petra Kurbjuhn
Eindrucksvoll sind die allerersten Arbeiten, die sie „Schattenberge“ nennt. Zart und verhangen hat sie hier Licht und Schatten an den Bergen eingefangen und einen meditativen Eindruck erzeugt. Gleich daneben sind Bilder von Kakteen in der Dürre und Sonne der mexikanischen Wüste zu sehen. Von Mexiko nach China führt die Künstlerin den Gast und interpretiert das I-Ging auf ihre Weise. Feuer kann lodern und glimmen.
Cereus Euphoria. Foto: Petra Kurbjuhn
Die Robe des Samurai hat Nele von Mengershausen in zwei großformatigen aus dickem Büttenpapier herausgearbeitet und auf Spanplatten angebracht. Und weiter geht es in die USA zum Indian Summer, den sie in zarten Linien grafisch und ganz anders als gewohnt erscheinen lässt.
Indian Summer und Robe des Samurai. Foto: Petra Kurbjuhn
Heiter und beschwingt wird die Betrachterin beim Anblick der Tänzer, die sich mit anderen figurativen Elementen auf den Blättern tummeln, hier kommt auch Farbe zum Einsatz, die die Künstlerin eher sparsam verwendet. Wenn sie aber Blüten wie die Iris näher untersucht, dann ist die Farbe, zumeist in Gelbtönen, künstlerisches Mittel.
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Schwarz-Weiß hingegen kommt die Königin der Nacht, deren Blüte sich bekanntlich nur in einer Nacht öffnet und deren explosive Kraft Nele von Mengershausen künstlerisch immer wieder umsetzt.
Königin der Nacht. Foto: Petra Kurbjuhn
Den Bogen zu ihrem aktuellen Werk, dem Wendelstein-Buch schlägt das Bild „Hommage an Hokusai“. Der japanische Künstler sitzt in Gelbtönen inmitten der Natur und scheint sich die Werke seiner Anhängerin freudig zu betrachten.
Lebensfreude also allerorten an diesem besonderen Abend. Lebensfreude, dass es wieder Kultur gibt, Lebensfreude aus der Betrachtung des großartigen Lebenswerkes von Nele von Mengershausen und Lebensfreude an der Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft wanderte nahezu geschlossen anschließend zur zweiten Ausstellung ins Heimatmuseum.