Netzwerk Integration

Netzwerk Integration wird politisch

Integrationsbeauftragter Max Niedermeier und Lisa Braun-Schindler, Sprecherin des Netzwerkes Integration. Foto: MZ

Treffen in Miesbach

Seit 18 Jahren engagiert sich das Netzwerk Integration im Landkreis Miesbach für die Integration ausländischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Das jüngste Treffen im Bunten Haus Miesbach stand unter zwei Themen: Überblick über die derzeitige Situation und Änderung der Rahmenbedingungen des Netzwerks.

Lisa Braun-Schindler, engagierte Sprecherin des Netzwerkes, hatte den zweiten Punkt gut vorbereitet. Die bisherigen Rahmenbedingungen des Netzwerkes sahen vor, dass es keine Stellung zu gesellschaftspolitischen Themen nimmt. Das Netzwerk sollte allein in sozialem Rahmen tätig sein. Die derzeitige Situation aber erfordere eine Änderung.

Wir wollen Stellung beziehen

Die Demokratiewelle, die zurzeit ganz Deutschland erfasse, habe auch im Landkreis Miesbach Resonanz erzeugt. In Holzkirchen, Miesbach und Tegernsee fanden Kundgebungen für Vielfalt, Toleranz und Menschlichkeit statt. „Wir wollen dabei sein“, betonte Lisa Braun-Schindler, „wir wollen Stellung beziehen und politisch tätig sein.“

Dem stimmte Max Niedermeier, Integrationsbeauftragter des Landkreises zu. „Die spontanen Aktionen im Landkreis haben die Arbeit der Ehrenamtlichen in den Helferkreisen erleichtert“, sagte er. Diese Aktionen für Demokratie und Vielfalt würden eine positive Richtung im Landkreis zeigen.

Netzwerk Integration
Andreas Wolkenstein berichtet im Netzwerk Integration über „Holzkirchen ist bunt“. Foto: MZ

Vom Demokratiebündnis „Holzkirchen ist bunt“ war Andreas Wolkenstein eingeladen, um seine Motivation und Ausrichtung des Bündnisses deutlich zu machen. Der Initiator der Kundgebung betonte: „Diejenigen, die undifferenzierte Proteste gegen alles loslassen, sind nicht die Mehrheit.“ Ihm habe der Rechtsruck im Land, der eindeutig nationalistische Elemente zeige, Sorge bereitet. Die Angriffe gegen Geflüchtete im lokalen Raum seien darüber hinaus ein Grund, klare Kante gegen Rechtspopulismus zu zeigen.

Die Kundgebung in Holzkirchen sei nur der Auftakt für ein nachhaltiges Demokratiebündnis, das eine Charta für Vielfalt, Toleranz und Menschlichkeit entwickelt habe. Toleranz höre indes da auf, wo die Würde des Menschen angetastet werde. „Wir wollen für diese Werte vor Ort einstehen“, schloss Andreas Wolkenstein seinen Vortrag.


Johanna Löffl und Anton Weidelener berichten über die Demonstration in Miesbach. Foto: MZ

In Miesbach hatten die Jugendlichen von der Goldenen Parkbank zur Kundgebung und Demonstration aufgerufen. Anton Weidelener und Johanna erklärten ihre Intention. Im Haindlkeller, dem Veranstaltungsraum der Jugendlichen, dürfe man nicht politisch sein. Deshalb wollten sie im öffentlichen Raum ein Zeichen setzen und ein umfassendes Bündnis gründen. Auch in Miesbach gelang das, wie 2. Bürgermeisterin Astrid Güldner betonte. Hier wie auch beim Lichterfest in Tegernsee soll es ebenso wie in Holzkirchen weitergehen mit Aktionen.

Max Niedermaier schlug vor, dafür den Tag des Grundgesetzes und den Tag der Demokratie zu nutzen.

Einstimmiger Beschluss

Die Mitglieder des Netzwerkes, das unter dem Dach des Fördervereins PIA angesiedelt ist, beschlossen einstimmig die Änderung der Rahmenbedingen, so dass gesellschaftspolitische Stellungnahmen nunmehr bestätigt sind. Darüber hinaus soll die Vorbereitungsgruppe des Netzwerkes mehr Vollmachten bekommen, über die Aufnahme neuer Mitglieder ebenso entscheiden können wie über die Teilnahme des Netzwerkes an Kundgebungen und Demonstrationen.

2200 Geflüchtete im Landkreis

Einen Überblick über die Situation der Geflüchteten im Landkreis gab Max Niedermeier. Entgegen den Äußerungen von Innenminister Joachim Herrmann, dass die Kriminalitätsrate aufgrund der Geflüchteten angestiegen sei, berichtete er vom Statement der Holzkirchner Polizei, dass unsere Region eine der sichersten im Lande sei.

Derzeit halten sich etwa 1000 Ukrainer und 1200 Geflüchtete aus anderen Ländern im Landkreis auf, wovon 540 in Turnhallen untergebracht sind. Die geplante Unterkunft für 500 Geflüchtete in Warngau habe zu großen Irritationen geführt, aber die neue Initiative „Warngau ist menschlich“ werde bei der Betreuung unterstützen.

Solidarität der Bürgermeister

In Kürze werde auch die Unterkunft im „Moarhölzl“ bei Holzkirchen für 210 Personen bezogen, wodurch die Turnhallen freigemacht werden könnten. Auch in Schliersee werde es in Bälde eine neue Unterkunft geben. „Die Bürgermeister des Landkreises haben Solidarität versprochen, sie wollen Flächen in ihren Kommunen suchen, denn Warngau ist auf zwei Jahre befristet.“

Herausforderungen und Verbesserungen

Die Vertreterinnen der Verbände berichteten über die Herausforderungen der täglichen Arbeit. Es gebe zu viel Bürokratie, zu wenig bezahlbaren Wohnraum, aber es gebe auch Verbesserungen bei den Sprachkursen. Auf eine Person kämen 210 Klienten, informierte Lisa Richters von der Caritas. Die Situation sei schwierig, aber durch Unterstützung durch Ehrenamtliche würde es leichter. Initiativen wie Kulturdolmetscher, Jobbegleiter und Traumapädagogik können die angespannte Situation für Geflüchtete verbessern.

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