Neues von Horst Hermenau
Ein völlig neuer Horst Hermenau ist in der Galerie Altevers zu sehen. Gemalte Frauen, oft Akte in einer irritierenden Umgebung, die sich als verschwommene Fotografien entlarven. Spiel einerseits, tiefgründiger Hintergrund andererseits.
Der Holzkirchner Maler Horst Hermenau wartet immer wieder mit Überraschungen auf. Reduzierte Menschenbilder, abstrakte Farbstudien, Papierobjekte und jetzt Malerei auf Fotografie. Er selbst erklärt zur Eröffnung wie er arbeitet. Zum einen bewegt er die Kamera und erhält so beispielsweise ein zeitlich verzerrtes Bild von Gästen in der Galerie Altevers. In dieses Foto hinein malt er die still stehende junge Frau in dem kurzen Kleidchen oder gar sich selbst mit der Palette in der Hand, sein nacktes Modell betrachtend.
Bei der zweiten Technik komponiert er mehrere Fotos derselben Umgebung, aber leicht verrückt, übereinander. Auch hier entsteht ein flirrender Hintergrund, der aber nicht die zeitliche, sondern die räumliche Komponente beinhaltet. Auch hier stellt er seine weiblichen Figuren, still stehend, als Kontrast oder als Ergänzung hinzu. Schon beim Fotografieren, so erzählt der Künstler, gebe er sich den Raum vor, den er dann mit seiner Malerei ergänze.
Das Ganze mag als Spiel mit Techniken erscheinen, zumal der Betrachter bei der fotorealistischen Malerei Hermenaus nicht immer unterscheiden kann, was gemalt und was fotografiert ist. Und doch, der gemalte, der still stehende Mensch symbolisiert den Menschen in unserer Zeit, der sich sucht und mit seiner Umgebung in Wechselwirkung treten möchte. Diese Umgebung aber verändert sich so rasch, sowohl zeitlich als auch räumlich, dass die Kommunikation erschwert wird.
Einsamkeit symbolisieren diese Frauen, jung, schön, nackt oder modisch gekleidet, und Unvermögen, die rasch sich verändernde Welt zu verarbeiten, sich zu integrieren. So sind diese Bilder keine vordergründige Gesellschaftskritik, aber sie zeugen von der tiefgründigen Wahrnehmung und künstlerischen Umsetzung der Problematik, in der sich vor allem junge Menschen befinden, die nach Orientierung und Halt suchen.
Einen weiteren Aspekt hob Angelika Mirlach in ihren einführenden Worten hervor. Sie fragte: Was ist Schönheit? Der Begriff habe sich im Laufe der Zeit stark verändert und sei auch regional sehr unterschiedlich, wenn man nur an Nofretetes langen Hals oder die verkrüppelten Füße der Chinesinnen denke. Heute sei Schönheit über die Kosmetikindustrie und Schönheitsoperationen käuflich, verfügbar.
Horst Hermenau lädt den Betrachter ein, sich auch darüber Gedanken zu machen und schickt seine Frauen in Drogeriemärkte, die Jahrmarkten der Eitelkeiten. Da steht sie nun, die Frau inmitten all der Produkte, aber keiner schaut sie an, keiner tritt mit ihr in Kontakt, auch hier Einsamkeit trotz Schönheit.
Die bemerkenswerte Schau unter dem Titel „Die Geburt der Venus“ in der Galerie Altevers im Autohaus Steingraber im Holzkirchner Gewerbegebiet ist bis zum 23. Juni montags bis freitags von 10 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 16 Uhr geöffnet.
Und wer die Männer in Hermenaus Bildern vermisste, der möge sich die Ausstellung „Konfrontationen“ im Stadtmuseum Bad Tölz vom 16. bis 28. Mai anschauen. Öffnungszeiten dienstags bis sonntags 10 bis 16 Uhr, Eröffnung am 16. Mai um 19 Uhr.