Entwaffnend

Entwaffnend!

Weihnachtskrippe. Foto: pixabay

Neujahrsbotschaft

Wie schon in den vergangenen Jahren haben auch heuer unser Beirat Michael Pelzer und seine Frau Theresia eine Weihnachtsbotschaft an Freunde und Wegbeleiterinnen geschrieben, die wir Ihnen als Neujahrsbotschaft übermitteln dürfen. Ihr Kerngedanke passt nicht nur zu Weihnachten sondern ist universell.

Liebe Freunde, Begleiter, Wertgeschätzte,
Weihnachtsstimmung überall – es zeigt uns die Sehnsucht nach Harmonie. Es zeigt uns auch den Versuch, diese Welt, wie sie in vielen Teilen der Erde ist, auszublenden. Das ist verständlich und nichts Verwerfliches. Wir haben das große Glück, seit über sieben Jahrzehnten auf einer „Insel“ zu leben, in der Krieg, Hungersnot und Elend uns (noch) nicht bedrohen. Dafür sind wir unendlich dankbar.

Die Weihnachtsgeschichte kann uns helfen zu begreifen, worauf es ankommt. Neulich haben wir einen Brief eines Soldaten aus dem letzten Weltkrieg in den Händen gehalten und gelesen. Als Datum stand am Anfang: „Kriegsweihnacht 1941“. Heute leben viele Menschen bei uns, oft Frauen, Kinder und alte Menschen, die Nachrichten ihrer Männer, ihrer Söhne bekommen. Vielleicht tragen auch sie eine Datumszeile: „Kriegsweihnacht 2023“.

Weinachten – da haben wir das Bild vom Kind in der Krippe vor Augen. Was heißt das? Weihnachten heißt: Gott wird Mensch als ein Kind.

Wir fragen uns: Was braucht das Kind in der Ukraine, das Angst um seinen Soldatenvater hat?

Florian Bachmeier

Ankunft von Flüchtlingen aus dem besetzten Cherson auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums, die zwei Busse waren jeweils insgesamt sieben Tage ohne Pause unterwegs, mehrmals wurden sie von russischen Einheiten zurückgewiesen, die Route führte sie schließlich in das Gebiet der DNR, wo ihnen angedroht wurde, alle zu erschießen bzw. eine Scheinhinrichtung angedeutet wurde, Saporischschja, Ukraine, 2022.

Foto: Florian Bachmeier

Wie ist dem Kind zu helfen, das keinen Platz in der Klinik im Gazastreifen findet oder weil das Krankenhaus ganz zerstört wurde?
Wie können wir verhindern, dass Kinder, die jetzt geboren werden, später über verdorrte Äcker in den Krieg ziehen müssen?
Warum ist es so wichtig, nicht nur in diesen Tagen, das Kind in den Blick zu nehmen und nicht nur ganz allgemein Menschlichkeit, Demokratie oder Rechtsstaat?
Weil ein Kind nicht durch Argumente überzeugt. Es appelliert ans Herz. Das ist seine einnehmende Macht. Wir spüren: Ein Kind ist entwaffnend. Entwaffnend!

Das ist das Wort für die Weihnachtssehnsucht 2023. Die Weihnachtsgeschichte ist die Kraft, die uns mit dem entwaffnenden Dasein des Kindes konfrontiert – mit seiner Schutzlosigkeit. Das weckt in uns das Beste auf: Das Fürsorgliche und das Friedliche.

Dank und Frieden
Theresia Benda-Pelzer und Michael Pelzer in „Love letters“. Foto: Max Kalup

Weil Frieden mehr ist, als Abwesenheit vom Krieg. Und weil Schutz und Fürsorge vom Kind in uns geweckt werden, lehrt uns Weihnachten, den Blickwinkel zu wechseln.

Erst wenn wir den Blickwinkel wechseln, gelingt uns der Frieden. Vielleicht ein ganz einfaches Geheimnis. Unseren Blick auf dieses Kind in der Krippe zu lenken, die Welt kinderverträglicher zu machen: Dann ist sie eine „entwaffnete“ weihnachtliche Welt.

Wie hat Herbert Grönemeyer schon 1986 in seinem Lied „Kinder an die Macht“ gesungen:

„Gebt den Kindern das Kommando. Sie berechnen nicht was sie tun.
Die Welt gehört in Kinderhände. Dem Trübsinn ein Ende.
Wir werden in Grund und Boden gelacht. Kinder an die Macht.“

Zum Weiterlesen: Sinn, Dank und Frieden

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