Neustart. 15 Lehren aus der Corona-Krise
Das aktuelle Buch von Christoph Quarch.
Buchtipp von KulturVision e.V.
„Neustart. 15 Lehren aus der Corona-Krise“ nennt der Fuldaer Philosoph Christoph Quarch sein neues Buch, das soeben erschienen ist. Wir veröffentlichen hier das Vorwort und die 15 Thesen. Im Kasten am Ende des Textes finden Sie den link zur Bestellung des Buches, für das der Autor kein Honorar erhält, der Erlös kommt dem Verlag und der Druckerei und den dortigen Angestellten zugute.
In seinem vor fünf Jahren erschienenen Weltbestseller Homo Deus stellte Yuval Noah Harari nicht ohne Stolz fest, das Thema »Epidemien« sei von der menschlichen Agenda verschwunden. Covid-19 alias Corona spottet dieser Diagnose: Heute, am 12. März 2020, beherrscht nicht nur eine Epidemie, sondern eine Pandemie die Nachrichtensendungen in allen Ländern. Ein unscheinbares Virus bringt zu Werke, was menschlichen Ambitionen nicht gelungen ist: eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen, einen Einbruch des Flugverkehrs, Konsumverzicht.
Christoph Quarch beim Philosophischen Tag 2019 in der Anderlmühle. Foto: Monika Ziegler
Derweil taumelt die Weltwirtschaft, Industrien brechen ein, Millionen Menschen bangen um ihre wirtschaftliche Existenz. Politikerinnen und Politiker müssen erkennen, dass sie die Verantwortung für den Bestand einer Gesellschaft nicht länger dem Markt überlassen können. Und jede bzw. jeder einzelne muss gewahr werden, wie fragil nicht nur das für so unerschütterlich erachtete politisch-ökonomische System ist, sondern auch der eigene Leib.
„Erkenne dich selbst!“
Corona stellt alles in Frage, woran wir bislang so fest glaubten und was wir für selbstverständlich hielten. Darin liegt die Chance, die uns allen mit dieser Pandemie gegeben ist. Bei aller Tragik einzelner Schicksale, an denen es nichts zu beschönigen gibt, sollten wir uns diese Gelegenheit nicht nehmen lassen. Das Virus könnte unser aller Lehrer werden, denn es ruft mit leiser, aber eindringlicher Stimme eben das, was einst unsere Kultur hervorbrachte: »Erkenne dich selbst«! Dieses Wort aus dem antiken Delphi sagt, wofür die Zeit gekommen ist: eine geistige Quarantäne, um in uns zu gehen und zur Besinnung zu kommen.
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Wir müssen unsere Selbstverständlichkeiten und unser Selbstverständnis auf den Prüfstein bringen: unser Verhältnis zur Natur, unser Verhältnis zu anderen Menschen, unsere Ökonomie, unsere Politik, unsere privaten Prioritäten. Für die Zukunft der Menschheit wird entscheidend sein, ob wir den Mut dazu aufbringen, uns dem Anspruch Coronas auszusetzen und verantwortungsvolle Antworten auf ihn zu geben: Antworten, die die Welt verändern müssen. Die Richtung, die es dabei einzuschlagen gilt, nennt ein anderes Wort aus dem antiken Delphi:
»Das Beste ist das Maß.«
15 Lehren aus der Corona-Krise
1. Die Natur lässt sich nicht beherrschen
2. Wir müssen die Wildnis respektieren
3. Verzichten ist möglich – und zuweilen unerlässlich
4. Egoismus ist out, Miteinander ist in
5. Alleinsein ist gut, Gemeinschaft ist besser
6. Digital ist großartig, ersetzt aber nicht analog
7. Der Markt versagt in Krisenzeiten
8. Ein neues ökonomisches Paradigma
9. Mehr Land, weniger Stadt
10. Es braucht politische Führung
11. Grenzen sind nicht schön, aber unverzichtbar
12. Der Multilateralismus ist alternativlos
13. Es ist gut auf die Wissenschaft zu hören
14. Weisheit trägt weiter als Moralität
15. Wir brauchen eine neue Religion