Regisseur Nicolas Humbert zeigt „Wild Plants“
Nicolas Humbert auf der Suche nach Sinn und Herzensbildung. Foto: KN
Porträt des Filmemachers Nicolas Humbert
Was macht ein Mensch, der viele unterschiedliche Talente in sich trägt? Er macht Kunst. Nicolas Humbert hat ein Medium gefunden, mit dem er sich nicht zwischen Musik und Malerei, Fotografie und Schreiben entscheiden muss: den Film. Am 17.11. zeigen wir seinen Film „Wild Plants“ in Holzkirchen – mit Regisseur und Filmgespräch.
Das Medium Film steht immer im Zentrum des Schaffens von Nicolas Humbert, aber im übergeordneten Bereich ist und bleibt es die Kunst. Keiner seiner Filme zielt auf volle Kinosäle ab. Statt viele Menschen zu erreichen, erreichen sie die wenigen richtigen. Und diesen berühren sie Herz und Seele. Sie sprechen auf einer Gefühlsebene, in hochpoetischen Bildern und philosophischen Gedanken und unterstützen die Betrachter in ihrer Suche nach einem sinnhaften Leben. Nachdem Nicolas Humbert sich mit Musik, Malerei und Schreiben, Architektur und Ethnologie befasste, absolvierte er ein Studium an der Filmschule München und fand damit endlich das Medium, das eine Klammer um alles bildet.
Filmplakat Wild Plants, Regie: Nicolas Humbert. Foto: CloseUpFilms
Fundament und Heimat seiner Kunst ist der Weiler Wolfsgrub am Tegernsee, wo der Filmemacher aufwuchs. Von dort aus reist er in alle Teile der Welt. Nicht von ungefähr heißt die Produktionsfirma, die er Ende der 1980er mit Werner Penzel gründete, „Cine Nomad“. Zwei Künstler, die neben dem Film auf unterschiedlichen künstlerischen Feldern arbeiteten, hatten sich gefunden. Der zweite nahestehende Mensch, mit dem Nicolas Humbert Filme macht, ist Simone Fürbringer, seine Frau. Das Zitat von Beuys: „Das Atelier ist zwischen den Menschen“ steht als Sinnbild der Arbeit, bei der immer das Bedürfnis im Vordergrund stand, sich mit anderen verbunden zu fühlen und gemeinsam etwas zu erschaffen.
Mithilfe der Natur die Gesellschaft verändern
„Viele Menschen sind auf der Suche nach Sinnhaftigkeit in ihrem Leben“, erkannte der Künstler und fragte sich „wovon kann ich in dieser von Zerstörung dominierten Zeit erzählen, um den Betrachtern reale Möglichkeiten einer Veränderung zu zeigen“? Aufgewachsen am Waldrand mit einem großen Garten, lag das Medium nahe: Die Natur. „Können wir mithilfe von Pflanzen neue Räume schaffen, um die Gesellschaft zu verändern?“ Die Antwort war: ja. Der Garten in Wolfsgrub wurde zum Humusboden, auf dem der Film „Wild Plants“ fünf Jahre wuchs, um von der Welt zu erzählen.
Lesetipp: Der Film „Wild Plants“ – unsere Rezension
Die Kernaussage: „Wir können überall und zu jedem Zeitpunkt der Zerstörung etwas entgegensetzen“. Mit starken Bildern zeigt Nicolas Humbert anhand unterschiedlicher Protagonisten weltweit sowohl spirituelle als auch aktivistische Wege auf. Der Film über Wildpflanzen erzählt viel über unsere heutige Gesellschaft. „Wild Plants“ sind auch Visionäre, die ihre eigene Utopie entwerfen und Impulsgeber für andere Menschen sind.
Kinga in „Wild Plants“. Foto: CloseUpFilms
Langsamkeit als subversive Kunstform
Alle Filme entstehen über einen langen Zeitraum, in ihrer Erzählsprache spielt die Langsamkeit eine Rolle. „Manche Geschichten verlangten danach, sich ihrem Tempo anzupassen und müssten langsam erzählt werden“, so der Filmemacher. In unser heutigen, sich rasant schnell bewegenden Zeit sei die Langsamkeit die subversivste Form, eine pure Provokation. Kein Wunder, sind doch Langsamkeit und Stille zur radikalen Herausforderung an die Sehgewohnheiten geworden.
Filme, die immer wieder zirkulieren
Nicolas Humberts Filme sind der Grundhaltung nach politische Filme, weil sie Freiheitsbegriffe darstellen, weil sie mit Herz und klarem Verstand und dem Mittel der Kunst Wege einer gesellschaftlichen Veränderung aufzeigen. Sie öffnen neue Erfahrungsräume und breiten sich aus wie ein fliegender Teppich, auf dem die Menschen ihre eigenen Geschichten knüpfen können. Sie kennen kein Haltbarkeitsdauer, sondern zirkulieren immer wieder, weil ihre Themen zeitlos sind und damit schaffen sie Begegnungen zwischen den Menschen.