Leben im Ökohaus
Blick aus dem Ökohaus. Foto: Karin Sommer
Vor-Ort-Gespräch in Vagen
Kann ich aus meinem bestehenden Haus ein Ökohaus machen? Wie gewinne ich Energie und wie kann ich sie speichern? Zu einem Gespräch über nachhaltiges Bauen lud Norbert Böhm in sein heimeliges Passivenergiehaus in Vagen ein und beantwortete Fragen der Besucher.
Wir sitzen in der hellen Wohnküche und blicken auf den wunderbar wilden Garten, den nur eine Glasfront vom Anfassen trennt. Diesen neuen Teil des Hauses von Norbert Böhm und seiner Familie gibt es seit 2005. Er wurde an ein bestehendes Siedlungshaus, das bereits 55 Jahre auf dem Buckel hatte, angebaut.
Anders leben
Das Projekt liegt damit so ganz im Trend der Reihe „Anders wachsen“ von KulturVision, dem Nachhaltigkeit ein besonderes Anliegen ist. Im Rahmen dieser Initiative lud Christof Langer, theologischer Referent am Katholischen Bildungswerk Miesbach, Norbert Böhm dazu ein, Besuchern über sein innovatives Haus zu erzählen.
Gastgeber Norbert Böhm und Veranstalter Christof Langer in der Küche des Passivhauses. Foto: Karin Sommer
Das tat der Gemeinwohl-zertifizierte Unternehmer auch sehr gerne. Bis vor kurzem lebte seine fünfköpfige Familie in dem zusammengebastelten Ökohaus. Gerade eben sei die älteste Tochter ausgezogen, meint der Familienvater und erzählt vom Beginn des baulichen Abenteuers.
Das bestehende Althaus wollte Norbert Böhm nutzen und beschloss, es zu sanieren und zu dämmen, um es an seine ökologischen Ansprüche heranzuführen. Es sollte direkt an den neuen Teil, das Passivenergiehaus, angeschlossen werden. Dieses stellt einerseits einen Traum an Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit dar, erinnert aber zusätzlich noch an Bilder von „schöner wohnen.“
Die Wärme bleibt im Haus
Norbert Böhm baute sein Traumhaus in Holzrahmenbauweise. Die bestehende Gasbrennheizung im Altbau wird auch für das angebaute Haus verwendet. Gewärmt wird durch eine angenehme Wandheizung und die dreifach verglasten Fenster sorgen dafür, dass die Wärme im Haus bleibt.
Dreifach verglaste Fenster sorgen für Wärme. Foto: Karin Sommer
In einer kurzen und prägnanten Powerpoint-Präsentation erfuhren die Hausbesucher, dass für die Energiegewinnung eine thermische Solaranlage verantwortlich ist. Eine Fotovoltaikanlage sorgt für das Speichern des gewonnenen Stroms und versorgt sogar noch das Familienauto mit.
Messbar gesunkener Energieverbrauch
Es mag vielleicht verwundern, dass die Kosten des doch recht aufwendigen Umbaus nicht ins Unerschwingliche gestiegen sind. 250 000 Euro berechnet Norbert Böhm für die Altbausanierung und den Neubau insgesamt. Was jedoch ausschlaggebend für ihn ist, ist die Energiebilanz. Bei nach dem Umbau doppelter Wohnfläche verbraucht das Gebäude jetzt auf den Quadratmeter berechnet nur mehr ein Viertel der Energie, die vorher verbraucht wurde.
Mein Blick schweift wieder zu dem naturbelassenen und deshalb begeistert wuchernden Garten. Während ich irgendwo da hinten ein Glashaus erspähe, erzählt Norbert Böhm, dass er das gesammelte Regenwasser für die Toilette nutzt. Die bestens informierten Teilnehmer der Hausführung beginnen über die Regenwassernutzung für die Waschmaschine zu diskutieren und was deren Vor- und Nachteile seien.
Das gesunde Raumklima nutzen
Ein besonders interessantes Detail stellt die Lüftungsanlage dar, die für ein gesundes Raumklima sorgt. Frische Luft wird in die Wohnräume gebracht, während verbrauchte Luft durch ein Rohr nach außen transportiert wird. Das mag an warmen Sommersonnentagen nicht notwendig erscheinen, scheint aber an nasskalten Herbst und Wintertagen ein wahrer Segen zu sein.
Norbert Böhm erklärt Teilnehmern die Lüftungsanlage Foto: Karin Sommer
Ein Haus ist natürlich mehr als seine Energiewerte. Es ist der Ort, an dem sich seine Bewohner ausruhen, die Seele baumeln lassen und die Energie holen, um draußen in der Welt zu wirken. Es ist Ort der Begegnung, beherbergt die ihm anvertrauten Bewohner und ihre Gäste.
Auch das scheint in diesem Haus gelungen zu sein. Während wir am Ende der Führung angelangt sind, betreten bereits neue Menschen das Haus. Sie steigen die steile Holztreppe hinauf und betreten den geräumigen Gruppenraum, wohl um Yoga, Pilates, oder etwas ähnlich wohltuendes für Körper und Geist zu tun. Beeindruckend, für wie viel Einsicht und Wohlbefinden dieses Haus an einem einzigen Abend sorgt.