Anders wachsendes Gemüse
Reife Gurke im Gewächshaus. Foto: Karin Sommer
Vor-Ort-Gespräch auf Gut Wallenburg
Wann ist eine Aubergine reif? Warum kauft eine Gärtnerei Hummeln ein? Wie bekämpft man Schädlinge im biologischen Landbau? Rede und Antwort stand den interessierten Besuchern Josef Pöhm, Gärtnermeister auf Gut Wallenburg.
Die Anfänge des Schlosses Wallenburg reichen bis ins zwölfte Jahrhundert zurück. Auch damals schon waren Gärtner angestellt, die sich darum kümmerten, dass die Herrschaften in ihren Gärten wandeln konnten. Vieles der langen Geschichte des Schlosses wird ein Geheimnis bleiben, aber eines ist sicher: biologische Landwirtschaft gibt es auf Gut Wallenburg erst seit 1983. Seit damals beglückt die in der Nähe von Miesbach gelegene Gärtnerei die Menschen mit gesundem Gemüse.
Gärtnermeister Josef Pöhm erläutet den biologischen Anbau. Foto: Karin Sommer
Gärtnermeister Josef Böhm hatte eigentlich nicht vor, lange auf Gut Wallenburg zu bleiben. Er war jung und hatte andere Pläne, ließ sich aber dann doch auf einen Zwei-Jahresvertrag ein. Aus diesen zwei sind schließlich 35 Jahre geworden, was man dem jung gebliebenen Mann allerdings nicht ansieht.
„Wer es hier kann, kann es überall“
Die Gegend sei nicht die beste für den Gartenbau, meint Josef Böhm am Beginn seiner Erläuterungen. Mit 700 Meter Seehöhe sei sie zu hoch gelegen, es gäbe viele Niederschläge und nicht genug Sonne. Hier könne man später aussäen als in anderen Gebieten Deutschlands und der Wintereinbruch passiere sehr früh. Da fehlen dem Gärtner dann einige Wochen. „Wer es hier kann, kann es überall“, sagt er selbstbewusst. Dass er es kann, hat er bewiesen.
Pflanzen im Anwachshaus Foto: Karin Sommer
Die Bioland-Gärtnerei bewirtschaftet eine Anbaufläche von 3,5 Hektar, davon 2400 Quadratmeter in Gewächshäusern. In eines dieser Glashäuser folgt unsere kleine Gruppe dem Gärtner, denn darum geht es bei dieser Veranstaltung. Wir befinden uns in einem „Vor-Ort-Gespräch.“
Vor-Ort-Gespräch im enkelsicheren Unternehmen
Das heißt, wir gehen direkt dorthin, wo das Wissen zu Hause ist. Diese Veranstaltungsreihe wird vom theologischen Referenten Christof Langer organisiert und findet innerhalb der Reihe „Anders wachsen“ statt. Warum er denn das Gut Wallenburg gewählt habe, fragt der Gärtner den theologischen Referenten. „Weil es ein enkelsicheres Unternehmen ist“, erklärt Christof Langer und beschreibt die Initiative „Anders wachsen“, die von KulturVision in Kooperation mit dem Katholischen Kreisbildungswerk Miesbach und den beiden großen Kulturhäusern im Landkreis gestaltet wird.
Wir befinden uns im Anwachshaus des Biogut Wallenburg. Kaum zu glauben, dass aus den winzigen Pflänzchen in gar nicht allzu langer Zeit meterhohe Pflanzen werden, die eine erstaunliche Menge an Gurken produzieren.
Gleichmäßigkeit ist alles
Wobei es darauf ankäme, wäre vor allem die Gleichmäßigkeit, erklärt Josef Böhm. Gleichmäßiges Gießen, gleichmäßiges Düngen, gleichmäßige Temperaturen. Das stelle sicher, dass die Pflanze ebenso gleichmäßig wachsen kann, keinen Stress erleide und somit widerstandsfähig sei.
Denn wenn die Pflanze einmal krank ist, dann wird es schwierig in der biologischen Landwirtschaft, weil eben keine Chemiekeulen eingesetzt werden können.
Vor-Ort-Gespräch im Gewächshaus. Foto: Karin Sommer
Die Teilnehmer der Führung durch die Gärtnerei sind vorwiegend Hobbygärtner und haben so einige interessante Fragen mitgebracht. Nicht auf alles bekommen sie eine Antwort. „Das wäre so, wie wenn man den Arzt anruft und ihn fragt, warum man krank ist“, meint Josef Pöhm. Er gibt aber doch einige sehr hilfreiche Tipps, damit das Gärtnern gelingen kann.
Tipps für den Hobbygärtner:
- Salat möglichst früh, schon vor den Eisheiligen ansetzen, dann wächst er regelmäßiger
- auch Weißkraut, Brokkoli und Sellerie halten bis zu minus drei Grad aus – früh setzen, aber im gefrorenen Zustand vor Sonne schützen und nicht die Blätter anheben
- auf Regelmäßigkeit achten – besonders beim Gießen und Düngen
Am Ende der Führung ist klar, dass biologische Landwirtschaft eine sehr komplexe und durchdachte Arbeitsweise erfordert. Gartenbau im Gut Wallendorf ist ein Wirtschaftszweig, der gute Ergebnisse bringen muss. Von Anbau nach den Mondphasen hält Josef Pöhm nichts. Auch dem Demeterprinzip tritt er skeptisch gegenüber. Dafür hat er nichts gegen hybrides Saatgut. Es wird dort verwendet, wo kein anderes Saatgut erhältlich ist.
Da bleibt jetzt noch eine eingangs erwähnte Fragen offen: Josef Pöhm würde selbst gerne jemanden treffen, der ihm sagen kann, bei welcher Größe eine Aubergine am besten geerntet wird. Und ja: Hummeln werden im Gut Wallenburg regelmäßig zur Bestäubung der Tomaten gekauft und dann freigelassen. Wer jetzt noch eine brennende Frage hat, möge doch selbst hinfahren, ins Schloss, das buntes, gesundes Gemüse unter die Menschen bringt.