In der Museums-Champions League
v.l.: Sonja Still (Pressesprecherin des Museums), Sara Sottanelli (Referentin des Vorstands der Gulbranssson Gesellschaft), Sandra Spiegler (Bayerischen Staatsgemäldesammlungen) und Klaus Fresenius (Zweiter Vorstand der Gulbransson Gesellschaft) präsentieren das neue Museumsprogramm. Foto: IW
Kunst am Tegernsee
Die Richter-Ausstellung hat das kleine Olaf Gulbransson Museum Tegernsee an die Spitze der Zweiggalerien der Staatsgemäldesammlungen in der Metropolregion katapultiert. Es rangiert gleich nach dem Museum Brandhorst. Das gibt Aufwind für die nächsten Vorhaben.
18.682 Besucherinnen und Besucher schauten sich die Ausstellung „Gerhard Richter. Werk im Plural. Aus der Sammlung Olbricht“ an. 116 Führungen durch die Sonderausstellung wurden nachgefragt, an denen 1.746 Gäste teilnahmen. Ein sensationeller Erfolg! Doch darauf ausruhen? Kommt gar nicht infrage. Im Olaf Gulbransson Museum ist man geschäftig, auf das Resümieren folgt das Planen, die nächste Ausstellung und weitere Programmangebote stehen an. Wenn das Museum so schnell wächst, muss man mitwachsen.
Olaf Gulbransson Museum gut aufgestellt
Keine leichte Aufgabe, aber gemeinsam gehe es leichter. Enorm viel ehrenamtliches Engagement sei dabei – und die richtigen Menschen, die es brauche, die kompetent sind und keine Mühe scheuen. „Eine Konstellation, die zunehmend Bedeutung für das Tegernseer Tal gewinnt“, sagte Klaus Fresenius anerkennend beim Pressegespräch letzte Woche. Vor der Chagall-Ausstellung im Jahr 2021 sei es noch unvorstellbar für ihn gewesen, dass die Olaf Gulbransson Gesellschaft aus eigener Kraft derartige Weltkunstwerke und damit einhergehende Versicherungssummen und den logistischen sowie Personalaufwand stemmen könnte.
Das Olaf Gulbransson Museum, erbaut von Architekt Sep Ruf, im Kurpark Tegernsee. Foto: Olaf Gulbransson Museum
Aber mittlerweile, so der langjährige Vize-Vorstand lachend, sei man quasi aus der Kreisliga schnurstracks in der Champions League angekommen: An der Spitze der Zweigstellen der Staatsgemäldesammlungen, auf Platz vier hinter der Alten Pinakothek, der Pinakothek der Moderne und dem Museum Brandhorst. Ein großer Erfolg, aber auch enormer Kraftaufwand für die Gesellschaft, denn die Staatsgemäldesammlungen sind nur für die Dauerausstellung zuständig.
Möglich sei das vor allem durch das unermüdliche ehrenamtliche Engagement von Michael Beck, der seit 2020 den Vorstand innehat. Seinem persönlichen Netzwerk als Galerist ist das Alleinstellungmerkmal zu verdanken: Die Ausstellungen zeigen Weltkunst ausschließlich von privaten Sammlern. „Aus den Wohnzimmern an die Museumswände und zurück in die Wohnzimmer“, so Klaus Fresenius. „Das ist einzigartig, denn diese Werke sind sonst nie in der Öffentlichkeit.“ Von der Strahlkraft der Sonderausstellungen profitiert auch die Dauerausstellung mit den Werken Olaf Gulbranssons. Letztes Jahr wurde diese neu konzipiert. Aber allein wegen Gulbransson kämen die Besucher nicht, räumt auch Sandra Spiegler von den Bayerischen Gemäldesammlungen ein. Der Grund sind Chagall, Renoir, Jawlensky, Richter.
Hochkarätig geht es weiter
Auch für nächstes Jahr steht eine hochkarätige, epochenübergreifende Sonderausstellung an, mit berühmten Namen. „Picasso – Beckmann – Turner. Geschichten, die das Meer erzählt“ folgt am 22. Februar auf die aktuelle Sonderausstellung „Christian Rohlfs. Weimar – Hagen – Ascona“, die bis zum 9. Februar 2025 verlängert wurde. Picasso am Tegernsee? Unvorstellbar noch vor vier Jahren. Jetzt hängt die Messlatte hoch, das Team wurde mit der Rottacherin Sara Sotanelli um eine kompetente Kunsthistorikerin bereichert und Sandra Spiegler, seit 20 Jahren Leiterin der Zweigstelle, absolvierte eine zusätzliche Weiterbildung im Bereich Museumspädagogik.
Auch William Turner wird in der neuen Sonderausstellung 2025 vertreten sein. Foto: Olaf Gulbransson Museum
Aufgrund der Position an der Spitze der bedeutenden Zweigstellen ergäben sich nun auch Möglichkeiten, neue Leihgaben in die Dauerausstellung zu integrieren, erläuterte sie. Nächstes Jahr soll ein Sammlungsführer durch die Olaf-Gulbransson-Dauerausstellung erscheinen. Dieser folgt zudem auch dem Wunsch, bei der Persönlichkeit des Künstlers die Zeit des Nationalsozialismus stärker herauszuarbeiten. Dazu ergibt sich im Rahmen der aktuellen Ausstellung eine gute Gelegenheit: „Auf der einen Seite haben wir Christian Rohlfs, der eine klare Haltung zeigte und von den Nationalsozialisten als ‚entarteter Künstler‘ diffamiert wurde“, erläutert Kulturjournalistin Sonja Still, die durch die Sonderausstellungen führt, „auf der anderen Seite Olaf Gulbransson, der ein Mitläufer und damit Profiteur war.“
Zwei Führungen, die derzeit noch in Planung sind, stellen die beiden Künstler im Kontext ihrer Zeit gegenüber: „Man muss das besprechen, sonst haben diejenigen ein freies Feld, die anders agieren“, so Sandra Spiegler. „Aber es ist eine Gratwanderung, denn es lässt sich nichts schwarz-weiß malen.“ Ab Januar wird die Leiterin der Zweigstelle jeweils an einem Freitagnachmittag eine Führung durch die Dauerausstellung mit den Karikaturen Olaf Gulbranssons anbieten, auch für Einzelpersonen.
Kooperationsprojekt im Kino
Zunächst geht es am Sonntag, den 27. Oktober um „Münter & Kandinsky“. Der Kinofilm des aus dem Tegernseer Tal stammenden Regisseurs Marcus O. Rosenmüller porträtiert erstmalig die gemeinsamen Jahre des Künstlerpaares Gabriele Münter und Wassily Kandinsky sowie die Entstehung des Blauen Reiter und lässt die Schwabinger Bohème kurz nach der Jahrhundertwende neu aufleben. Nachmittags gibt es eine Filmvorführung im Kino am Tegernsee und im Anschluss eine Diskussionsrunde im Museum. Das Format ist eine Kooperation der Olaf Gulbransson Gesellschaft Tegernsee mit dem Kunst & Kulturverein Rottach-Egern.
Gabriele Muenter (Vanessa Loibl), Wassily Kandinsky (Vladimir Burlakov) flirten bei einem Lehrausflug. Foto: Stephanie Kulbach ® CCC Cinema und Television
Am 10. November findet der „Sparkassentag“ im Museum statt – mit kostenlosem Eintritt und Führungen für alle Sparkassenkunden. Auch die beliebten Face-to-Face Gespräche, bei denen Michael Beck kompetente Gäste präsentiert, werden fortgesetzt. Bei „Macht sammeln glücklich?“ am 23. November steht Marco Stahl, Sammler aus Leidenschaft, Leihgeber und Erfinder der „Tonies“-Hörspielfiguren für Kinder, Rede und Antwort. Beim Tag der offenen Tür am 1. Mai 2025 im Rahmen des Internationalen Museumstages ermöglicht die Olaf Gulbransson Gesellschaft freien Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher. Es soll Mitmachstationen geben und einen Workshop „Wie mache ich eine Karikatur?“ mit dem Karikaturisten Franz Eder.
Kunstvermittlung spielt größere Rolle
Für 2025 plant das Museum eine engere Kooperation mit der Grundschule Tegernsee: „Museum macht Schule, Schule macht Museum“ – eine Projektwoche für die 3./4. Klasse, in der die Ausstellungen mit dem Lehrstoff verbunden werden. Jedes Kind soll sich seinen Talenten und Fähigkeiten entsprechend einbringen können. Außerdem ist ein hochwertiges Kinderferienprogramm für die Oster- und Sommerferien in Planung – kostenfrei, um allen Familien den Zugang zu ermöglichen. Dazu gibt es unter anderem Ideen für Cartoons in Kooperation mit dem Künstler Jan Reiser sowie eine Bilderjagd mit Buttondruck.
Kunst-Kaffee-Kuchen
Eine weitere Besuchergruppe, der man einen niedrigschwelligen Zugang ermöglichen möchte, sind die Senioren. Dafür möchte Sandra Spiegler das Konzept „KKK – Kunst-Kaffee-Kuchen“ wiederbeleben. Zwei Termine (11. April und 14. November 2025) sind derzeit in Planung mit Führung durch die Dauerausstellung und anschließendem lockeren Kunstgespräch an der Kaffeetafel. Der Eintritt soll bei 10 Euro inklusive Kaffee und Kuchen liegen. Es werden noch „Seniorenpaten“ gesucht, die sich mit einer Spende an dem Projekt beteiligen möchten, damit das Format künftig ausgebaut werden kann und Senioren nicht ausschließt, für die auch dieser niedrige Betrag noch eine finanzielle Hürde darstellt.