Ordnung in der Materie nachgespürt
Gudrun von Rimscha: Wüsten-Blumen. Foto: Monika Ziegler
Ausstellung in Schliersee
Der Dichter Robert Lax sei ihr Hintergrund, schreibt Gudrun von Rimscha, Robert Lax mit seinen minimalistischen Gedichten, wie „from a black to a white – from a white to a black“, es komme immer auf die innere Einstellung an. Genau das macht den Inhalt der Arbeiten Gudrun von Rimschas aus, erhebt sich das Weiße vor dem Schwarzen oder umgekehrt? Was dominiert, was trägt den Sieg davon?
In ihrer Serie „Wüsten – Blumen“, die der Ausstellung den Titel verlieh, ist es deutlich. Zunächst gibt es nur die strukturierten Hell-Dunkel-Kontraste. Spuren im Sand, von Reifen, von Menschen, von Tieren, vom Wind? Und dann plötzlich erblühen in dieser Sandwüste rote Blumen, einzeln und auch mehrere. Sie stehen da, streben mit langen dunklen Stengeln nach oben oder sind auch nur gezupfte Blüten, hingeweht in den Sand, dahinter erheben sich die Berge. Hier hat also das Helle die Oberhand bekommen, durch das Hinzufügen der Farbe Rot und des Lebendigen.
Am Anfang war das Wort?
Im anderen Raum fehlt dieses zusätzlich Farbige. Hier sind die Collagen strikt in Schwarz-weiß gehalten. Die Künstlerin reißt weißes Papier und platziert es auf schwarzes, oder umgekehrt. Oft sind es geordnete Strukturen, die sie erzeugt, Spuren, Linien, Verbindungen. Manche erinnern an mikroskopische Bilder von metallischen Legierungen. Es ist wohl die Ordnung in der Materie, der die Künstlerin nachspürt.
Dann wieder erinnern ihre Collagen an das Weltall, in dem vor dunklem Hintergrund helle Gesteinsbrocken unterwegs sind. Manchmal ergänzt Gudrun von Rimscha ihre Arbeiten durch Texte, denn „Am Anfang war das Wort“. Oder doch nicht?
In den zahlreichen kleinformatigen Bildern, die zumeist Variationen zu einem Thema sind, hat sich die Künstlerin die Frage gestellt:
Am Anfang war
die Kugel, der Urknall,
das Wort, die Tat
das Chaos, das schwarze Loch,
das Atom, das Nichts, die Wahrheit?
Die meisten Begriffe strich sie wieder durch, Bestand hatte am Ende nur eins, das rahmte sie farbig ein: die Liebe!
Leben in allen Facetten
Auch in den kleinen Arbeiten herrschen grafische Strukturen, wie Kreise, Quadrate, Wege, Verbindungen vor, die von Gudrun von Rimscha in immer neuen Abwandlungen bearbeitet: Der Kreis wird zur Spirale, wird zur Zelle, wird zum Fußball.
Und dann wieder überraschende Akzente: Tiere, Bergsilhouetten, Gedichtzeilen, einzelne Wörter. Es scheint, dass die Künstlerin das ganze Leben in all seinen Facetten, in seiner Ordnung, aber auch in seiner Unordnung sichtbar zu machen versteht.