Orgelfeuerwerk in der Silvesternacht
St. Sixtus Schliersee. Foto: KN
Konzert in Schliersee
Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, den letzten Tag des Jahres zu verbringen. Gutes Essen gehört sicher dazu, aber auch Geist und Seele wollen gefüttert werden. Hier ein passender Vorschlag:
Man begebe sich am Silvesterabend um 21:30 Uhr in das barocke Kleinod St. Sixtus in Schliersee, um den farbigen Klängen zu lauschen, die Dekanatsmusiker Michael Hamberger der Mathis-Orgel zu entlocken weiß. Dieses vielgerühmte Instrument mit seinen 28 Registern auf zwei Manualen erlaubt ein abwechslungsreiches Programm, das Michael Hamberger der europäischen Orgelromantik gewidmet hat.
Beginn mit Glockengeläut
Der Konzertabend beginnt quasi mit Glockengeläut: Das Charakterstück „Carillon de Westminster“ von Louis Vierne beruht auf dem Geläut von Big Ben, das einige Meter von Westmister Abbey ertönt. Das Stück beginnt ruhig und verschwommen, bis es sich zu triumphaler Fülle und virtousem Glanz steigert.
Bombastische Klänge gibt es auch bei dem Werk des italienischen Komponisten Marco Enrico Bossi, das den programmatischen Titel „Stunde der Freude“ trägt.
Stille Weihnachtsfreude erwartet den Zuhörer nun bei den folgenden, eher ruhigen und besinnlichen Charakterstücken.
Ländliche Szenerie der Hirten
Zur Einstimmung erklingt die Pastorale in E-Dur des französischen Komponisten César Franck. In dem dreiteiligen Klanggemälde kann man sich die ländliche Szenerie der Hirten vorstellen, die im Mittelteil des Stückes überstürzt nach Bethlehem rennen, um im dritten Teil wieder bei den Schafen auf der Weide zu lagern.
Es folgen zwei Kompositionen von Bossi, die allgemein die Nacht und im Besonderen die Weihnachtsnacht besingen. Das alte Weihnachtslied „Adeste fideles“ wird seit vielen Jahrhunderten gerne als Thema für Orgelkompositionen verwendet. Heute hören wir es in einer Bearbeitung von Eugène Gigout.
Orgelklangideal
An dieser Stelle sei ein kurzer Einschub über die französische Orgelmusik des 19. Jahrhunderts gestattet. Sie ist geprägt von zwei Richtungen, einer klassizistischen und einer symphonischen. Beide Stile vereint ein Orgelklangideal, das tiefe Grundstimmen und warme Zungenregister bevorzugt.
Michael Hamberger bei einem Konzert in Miesbach. Foto: Monika Ziegler
Die schon genannten Künstler Franck, Vierne und Gigout komponieren eher im symphonischen Stil, während man den Komponisten Boëly der klassizistischen Stilrichtung zuordnen kann. Michael Hamberger hat aus Boëlys „Noëls Préludes“ op. 15 drei reizende Miniaturen ausgewählt, in denen es um die Hirten auf dem Felde, um das neue Jahr und den heiligen Geist geht.
Lesetipp: Lange Nacht der Kirchen
Im Sommer 1866 bei einem Ausflug in die Bretagne komponiert Camille Saint-Saëns drei „Rhapsodies sur des cantiques bretons“ op. 7, lose gebildete Fantasien auf bretonische Hymnen in der Tradition altfranzösischer Noëls, auch mit orgelsymphonischen Stilmerkmalen. Michael Hamberger spielt die Nr. 2 in D-Dur, komponiert als eine Trompetenfanfare mit buntem Farb-Feuerwerk, bei der–als Lichtblick dazwischen–die Engelsstimmen der Vox coelestis nicht fehlen durften.
Weihnachtslieder beim Orgelfeuerwerk
Nach längeren Aufenthalten in Frankreich und Italien machen wir nun im Programm einen kleinen Abstecher nach Deutschland und dürfen die bezaubernde kleine Fantasie „Weihnachten“ von Franz Liszt hören, die er 1875 für seine Enkel schrieb. Wird das Publikum wohl alle Weihnachtslieder erkennen, die in dem Stück verarbeitet sind?
Italienisch endet das Silvesterkonzert: Mit dem Stück „Redemption“ von Bossi wird das Publikum mit fulminanten Orgelklängen in die letzten Minuten des Jahres geleitet.
Karten zu 15 € und ermässigt zu 10 €
Kartenvorverkauf: Vitalwelt Schliersee und an allen Vorverkaufsstellen von München-Ticket, Abendkasse: 1 Stunde vor Konzertbeginn