Pädagogen, Politiker und Künstler
Bürgermeisterin Ingrid Pongratz mit Sepp Hornsteiner und Walter Kohlhauf (v.r.). Foto: Isabella Krobisch
Ausstellung zu Rudolf Pikola und Hans Schuhbeck in Miesbach
Stadtarchiv und Kulturamt Miesbach nehmen Rudolf Pikolas 100. Geburtstag und Hans Schuhbecks 90. Geburtstag in diesem Jahr zum Anlass, ihre Verdienste mit einer Ausstellung in der Stadtbücherei zu würdigen. 14 große Schautafeln und eine Power-Point-Präsentation mit 80 Bildern gewähren Einblick in das 30-jährige Wirken der beiden SPD-Bürgermeister. Außerdem ist eine 48seitige Broschüre mit den Biografien dieser verdienten Persönlichkeiten erschienen. Darin befinden sich auch Auszüge von Interviews mit Menschen, die sich an die Pädagogen und Politiker Rudolf Pikola und Hans Schuhbeck erinnerten, sei es, weil sie zur Familie gehören, Schüler waren, Parteifreunde oder auch politische Gegner. Den Druck der von Sylvia Kaufmann gestalteten Broschüre hat die Raiffeisenbank im Oberland finanziert.
Bürgermeisterin Ingrid Pongratz, die die Ausstellung am 9. Mai mit launigen Worten eröffnete, bekannte, direkt ein wenig neidisch zu sein ob der herausragenden Fähigkeiten ihrer Amtsvorgänger. Sie wagte auch kleine Seitenhiebe auf die jetzige Situation in Miesbach, „wo die dreimonatige Sperrung der Johannisbrücke zum Drama wird, während unter Hans Schuhbeck die Innenstadt beinahe zwei Jahre wegen des unterirdischen Miesbach-Verbaues gesperrt war“.
Ingrid Pongratz begab sich auf einen Streifzug durch die 30-jährige Amtszeit der beiden Politiker, Pädagogen und Künstler, die in Miesbach tiefe Spuren hinterlassen haben.
Bei Rudolf Pikola stand die Bildung an oberster Stelle. Er war Gründer der Volkshochschule und setzte gegen große Widerstände 1965 den Neubau der Stadtbücherei durch. Ebenso tatkräftig setzte er sich für die Gründung des Zweckverbandes zur Abwasserbeseitigung im Schlierachtal, einen gemeindlichen Verbund zur Müllbeseitigung oder den sozialen Wohnungsbau ein. Seine knapp bemessene Freizeit nutzte Rudolf Pikola literarisch und verfasste zum 50jährigen Stadtjubiläum das legendäre Singspiel „Die Wallenburger Verlobung“. Viel zu früh, im 54. Lebensjahr, verstarb Rudolf Pikola 1970 mitten in seiner Amtszeit.
Mit Hans Schuhbeck wurde ein idealer Nachfolger gefunden, der dazu bestimmt war, die bereits laufenden Großprojekte wie Umbau des Freibades, Neubau von Feuerhaus und Heimatmuseum, Rudolf-Pikola-Schulanlage und Kreisjugendheim fortzuführen. Besonders seine Fähigkeit des Ausgleichs wurde auf eine große Probe gestellt:
Die zum 1. Mai 1978 beschlossene Gebietsreform brachte der Stadt Miesbach enorme Veränderungen. Bei der Vereinigung mit den großflächigen Gemeinden Parsberg und Wies wuchs das Stadtgebiet von zwei auf 32 Quadratkilometer, die Einwohnerzahl von 5.237 auf 9.050.
Hans Schuhbeck nahm sich aber noch viel mehr vor: Die Altstadtsanierung, bei der von 1984 bis 1990 Straßen, Gassen und Plätze zwischen Rathaus und Marktplatz, am Haindlberg und Lebzelterberg umgestaltet wurden. Dazu gehörte der hochwassersichere Miesbach-Ausbau. Eine Maßnahme, die sich über Stadtplatz, Lederer- und Frühlingstraße erstreckte und allen Beteiligten große Geduld abverlangte. Auch die „Einheimischen-Programme“, mit denen jungen Miesbacher Familien der Bau eines Eigenheimes ermöglicht wird, gehen auf die Initiative von Hans Schuhbeck zurück.
Großneffe Pikolas, Schauspieler Ferdinand Ascher. Foto: Isabella Krobisch
Zur Ausstellungseröffnung kamen 65 Besucher, darunter Familienangehörige und viele ehemalige Stadträte. Für die musikalische Umrahmung sorgten Sepp Hornsteiner und Walter Kohlhauf. Der Schauspieler Ferdinand Ascher trug Passagen aus den Werken seines Großonkels Rudolf Pikola vor. „Bei der Vorbereitung meines Vortrages habe ich gestaunt, wie aktuell seine Gedanken noch immer sind“, bekannte der 27-Jährige, der seine Ausbildung an der „Neuen Münchner Schauspielschule“ absolvierte. Aschers liebevolle Interpretation der literarischen Betrachtung „Kleine Stadt im Tal“ rief bei vielen Gästen noch einmal die tiefe Verbundenheit Rudolf Pikolas zu Miesbach ins Gedächtnis.
Geöffnet: Di, Mi, Fr 12:30-18:00, Do 9:00-12:00, 13:00-16:00, Sa 9:00-12:00. Während der Pfingstferien vom 17. bis 28. Mai: Di/Fr 14:00-18:00, Mi/Do 9:00-13:00, Sa 9:00-12:00 Uhr. Die Broschüre ist kostenlos.
In einer Art „Revue“ werden SPD-Ortsverein und Volkshochschule Miesbach am 31. Mai um 19:30 Uhr in der Rudolf-Pikola-Schule unter dem Motto „Miesbach sagt danke“ spielerisch und auch humorvoll an Rudolf Pikola und Hans Schuhbeck erinnern.