Panoptikum in Schliersee

Das Panoptikum von Ludwig Pschierl im alten Schulgebäude in Schliersee. Foto: Selina Benda

Panoptikum in Schliersee

„Es gibt viel zu sehen, zu bestaunen und zu begreifen“, heißt es in der Beschreibung einer Ausstellung der besonderen Art, die derzeit im alten Schulgebäude im Ortskern von Schliersee zu sehen ist. Ludwig Pschierl hat dort sein Panoptikum auf Zeit eröffnet und eine Vielzahl an Kuriositäten, Erfindungen und zahlreichen weiteren Besonderheiten zusammengetragen.

Mit dem Namen Panoptikum huldigt der Schlierseer Ludwig Pschierl auch Karl Valentin, dessen gleichnamiges Wachs- und Gruselkabinett mit allerlei Kuriositäten im Keller des Münchner Hotels Wagner 1934 für Aufsehen sorgte.

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In seinem Fundus an unterschiedlichsten Besonderheiten steht Ludwig Pschierl dem in nichts nach, das wird wohl jeder Besucher dieser Ausstellung sagen dürfen. Ein ehemaliges Klassenzimmer der alten Schule hat er in eine Mischung aus Kunst- und Krippenausstellung, Musikzimmer und physikalischem Experimentierraum umfunktioniert.

Am Anfang war die Krippe

Angefangen hatte alles damit, dass Ludwig Pschierl zwei besondere alte Krippen seines Vaters noch im Keller rumstehen hatte. „Irgendwann dachte ich mir, dass sie eigentlich zu schade sind, nur versteckt dort zu liegen.“ Im vergangenen Jahr veranstaltete er in dem alten Klassenzimmer deshalb zum ersten Mal eine Krippenausstellung. Zu den beiden von seinem Vater gesellten sich dann noch einige andere besondere Krippen, entweder Leihgaben von Bekannten oder neu gebaute Krippen von Ludwig Pschierl selbst.


Ludwig Pschierl neben einer seiner Krippen. Foto: SB

Darunter eine besondere Felsenkrippe von Ernst Roth aus dem Jahre 1910, ein Prosel-Kripperl von Resi Prosel mit ihren besonderen Figürchen sowie Krippen mit Figuren aus dem Orient und Südamerika. Ganz besonders gerne mag der Schlierseer die einer ehemaligen Schülerin der Schlierseer Volksschule. 1973 baute die damals 14-jährige Gundula Gellert eine Krippe mit Figuren aus Lehm, welchen sie selbst aus dem Wald geholt, geformt, getrocknet und bemalt hatte.


Die selbstgebaute Krippe einer ehemaligen Schülerin. Foto: SB

„Das ist einfach eine Besonderheit und die Figuren sind so zerbrechlich, da muss man richtig aufpassen“, sagt Ludwig Pschierl. Auch sein Vater habe einiges für seine Krippen selbst angefertigt, etwa einen kleinen Schmiedeofen aus zahlreichen kleinsten Stücken Schieferstein oder einen winzig kleinen Braukessel. Man sieht die Liebe zum Detail, derer sich auch der Schlierseer nicht entziehen kann.

Physik und Geschichte im Panoptikum

Denn neben den groß aufgebauten Krippen präsentiert er in seinem Panoptikum auch einige seiner zahlreichen Erfindungen und Nachbauten. Vom Dampfkreisel, über einen Wassermengenteiler bis hin zu einem Nachbau von Leonardo da Vincis‘ Feilenhaumaschine finden sich einige dieser Dinge wieder, welche der Schlierseer mit großer Begeisterung seinen Besuchern vorführt. „Physik und Mechanik, das ist doch so faszinierend oder?“, fragt er in die Runde einer Gruppe Besucher und huscht schon zu einem weiteren Teil seines Panoptikums.


Der Dampfkreisel begeistert kleine und große Besucher. Foto: SB

Denn auch ein paar Raritäten aus dem alten Schulgebäude haben es in diese Ausstellung geschafft. An einer originalen alten Schulbank können sich die Besucher am Schreiben mit Tinte und Feder ausprobieren, alte Schulbücher durchblättern und eine der ersten Schreibmaschinen bestaunen.


Die Besucher dürfen Tusche und Feder ausprobieren. Foto: SB

Egal wie oft der Blick durch das Klassenzimmer rauscht, an jeder Ecke lässt sich etwas Neues entdecken. Ludwig Pschierl ist ein Tausendsassa und Erfinder, wirkt in seinem Panoptikum wie Willy Wonka in seiner Schokoladenfabrik. Mit großer Begeisterung führt er einem jedes Modell vor, hat einige Geschichten dazu zu erzählen und steckt mit seinem Enthusiasmus an. „Das ist ja wie ein kleines deutsches Museum“, hört man einen Besucher sagen.

Musik darf nicht fehlen

Im Panoptikum in Schliersee werden sogar die Erwachsenen wieder zu Kindern, wenn sie sich an der Funktion eines einfachen Dampfkreisels erfreuen oder in der Musikecke spontan selbst zur Trommel greifen und einfach drauf losspielen. Dort finden sich neben einer Vielzahl der unterschiedlichsten Instrumente – vom Minischlagzeug, über Djembé und Rasseln bis hin zur Zither, auch besondere und historische Musikinstrumente.

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Etwa eine selbstgebaute Maultrommel, ein Scheithölzl oder eine Schlagzither. Nur zu gern gibt er eine kleine musikalische Kostprobe. Denn den meisten wird er als Musiker bekannt sein. Mit seiner Band „Iganana“ ist er seit einigen Jahren als Sänger und Gitarrist in der Region unterwegs.


Im Panoptikum sind auch Werke von Ludwig Pschierl und Willi Knies zu sehen. Foto: SB

Der ehemalige Ausbilder für Industriemechaniker und Lehrer einer Berufsintegrations-Klasse in Miesbach führt auch Kindergarten- und Schulgruppen durch sein Panoptikum. „Letztens habe ich mit einer ganzen Gruppe Kindergartenkinder hier Musik gemacht, das war für die das Höchste“, erzählt er freudestrahlend. Denn im Panoptikum im Schliersee ist nicht nur sehen und begreifen, sondern auch selbst ausprobieren erlaubt. Zum mit nach Hause nehmen gibt es auch einen kleinen Flohmarkt mit Büchern, Weihnachtsdekoration und einzelnen Krippenutensilien.

Einen Besuch ist das Panoptikum in Schliersee allemal wert, denn derartige Besonderheiten, Kuriositäten und Krippen gibt es wohl äußerst selten an einem Ort vereint zu bestaunen. Noch bis 6. Januar 2024 ist das Panoptikum in der alten Schule (Lautererstr. 8, Schliersee), Donnerstag bis Sonntag sowie an den Feiertagen, von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Kinder sind frei, der Eintritt kostet 5 Euro oder eine Spende in den von Ludwig Pschierl selbstgebauten „Opferstock für ausgebrannte Künstler“. Vorführungen sind jederzeit, besonders für Kindergartengruppen und Schulklassen, auch außerhalb der Öffnungszeiten nach Vereinbarung (Telefon: 0175/4075827) möglich.

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