Papagenos Traum
Großer Chor des Gymnasiums Miesbach. Foto: Isabella Krobisch
Schüler machen Oper
Das Gymnasium Miesbach ist bekannt und berühmt für seine Musical-Inszenierungen, die Hans-Georg Hering ins Leben rief. Dass die Schülerinnen und Schüler auch Oper können, bewiesen sie gestern Abend im ausverkauften Saal des Waitzingers Kellers.
Es ist das Verdienst der Musiklehrer Simon Weiß, Christof Sturm und Barbara Grill, die es verstanden, Kinder und Jugendliche für das Genre der Oper zu begeistern. Zu Hilfe kamen ihnen eine geballte Kompetenz an herausragenden solistischen Stimmen des Additum Musik Q12, die zwei profunden Chöre und ein hervorragendes Schulorchester. Damit kann man etwas anfangen.
Sinfonieorchester des Gymnasiums Miesbach. Foto: Isabella Krobisch
Was das Publikum gestern Abend erlebte, war schlicht begeisternd. Unter dem Titel „Papagenos Traum“ ging es um das Thema, wie die echte Liebe zu finden ist. Dazu wurde ein neues Libretto erstellt, das die drei Opern „Die Zauberflöte“ „Don Giovanni“ und „Romeo et Juliette“ miteinander verknüpft und äußerst moderne Töne einbringt.
Die drei Damen verpassen Papagena einen Maulkorb. Foto: Monika Ziegler
So wird Vogelfänger Papageno, der bekanntlich ein Mädchen oder Weibchen sucht, von den drei Damen ausgesprochen harsch zur Ordnung gerufen, er bekommt einen Maulkorb und es wird ihm aufgetragen, einen besseren Weg zur Liebe zu finden. Denn, Frauen darf man nicht fangen, da muss es etwas Romantischeres geben. In seinem Traum erlebt er, wie es Romeo und Don Giovanni ergangen ist und bekommt natürlich am Ende seine Papagena und man träumt gemeinsam von den lieben kleinen Kinderlein.
Die drei Knaben der Zauberflöte sind hier vier äußerst vergnügliche Gesellen in gestreiften Strumpfhosen, die das gesamte Stück begleiten. Die Kinder überraschen durch ihre Bühnenpräsenz, ihre gekonnten Bewegungen und ihre frechen Sprüche.
Christina Waldschütz, Raphaela Stanzer und Elisabeth Bügler als die drei Damen sind, ergänzt durch Theresa Baumann als Donna Theresa die weiblichen Solostimmen, die auch Julia, Donna Elvira und Papagena singen. Ihre Solopartien, mit viel Beifall bedacht, bestechen durch ihre Professionalität.
Die berühmte Balkonszene aus Romeo und Julia. Foto: Isabella Krobisch
Aber auch die drei Männer Dominik Hartl als Papageno, Jonas Wiedenbauer als Dr. Sommer, der Beratungsarzt bei Partnerschaftsfragen, und Niklas Brunner überzeugen durch ihre Qualität der Darbietung. Niklas Brunner, der die textlich anspruchsvollen Shakespeare-Passagen des Romeo zu bewältigen hat, ist zudem als Leporello gesanglich in Höchstform.
Spritzigkeit und Frische erhält der Abend durch lockere Sprüche, die insbesondere Niklas Brunner als Romeo von sich geben darf. Die Capuletfamilie bezeichnet er als Gratlerbande, schaut zwischendurch in sein Handy nach dem Text und meint, dieses Gebrabbel verstehe doch keine Sau. Mit der scheintoten Julia kann er am Ende gar nichts anfangen und macht lieber ein date mit Donna Elvira aus.
Leporello zählt die Orte der Liebschaften Don Giovannis auf. Foto: Monika Ziegler
Lokalkolorit bringt die Aufzählung der Liebschaften Don Giovannis von Diener Leporello. Der habe also in Italien, Spanien, Frankreich und Deutschland, aber insbesondere in Miesbach seine Frauen gehabt. 1003 seien es gewesen.
Die insgesamt über 200 Darsteller auf der Bühne, begleitet von dem 38köpfigen Orchester, mit Bernadette Schlichting am Klavier begeisterten das Publikum durch Spielfreude ebenso wie Präzision in Gesang, Sprache und Tanz. Johanna Pajonk zeichnete für Choreografie und Kostüme verantwortlich. Die eingeblendeten Zeichnungen von Miriam und Sarah Martinoli bereichern die Aufführung ebenso.