Geschichtete Strukturen
Pascale Schwarzenberger. Foto: MZ
Ausstellung in Holzkirchen
„Schichtwerk“ nennt Pascale Schwarzenberger ihre Arbeiten, die sie derzeit in der Galerie im Autopavillon Steingraber ausstellt. Sie sind aus der Natur entnommene Strukturen, die die Künstlerin mit unterschiedlichen Techniken schichtet, verändert und weiterentwickelt.
Er sei berührt gewesen von der Sensibilität, Intensität und dem Einfühlungsvermögen, die die Arbeiten von Pascale Schwarzenberger auszeichnen, sagte Kurator Horst Hermenau. Jetzt im Herbst, wenn die Blätter fallen, erlaube uns die Natur einen Durchblick und genau das sehe er in diesen Zeichnungen: Im Hintergrund tauchten Dinge auf, die etwas Geheimnisvolles hätten. Als weibliche Kunst bezeichnete er die Werke aufgrund ihrer zarten Aspekte. Sie machten neugierig darauf, genau hinzuschauen.
o.T. Collagen. Foto: MZ
Der Rundgang beginnt mit Collagen. Die Künstlerin, die an der Akademie der Bildenden Künste in München studierte und Kunsterzieherin am Gymnasium Geretsried ist, kombinierte pigmentierte Fotoelemente mit alten Papieren. Die Pigmente rühre sie selbst an, erklärte sie und die Papiere habe sie von ihrem Großvater aus Frankreich, ebenso die feinen Federn, mit denen sie die Arbeiten mit Tusche ergänze. Hier sind die Landschaften auf den ersten Blick erkennbar.
Ihre Inspiration bekommt Pascale Schwarzenberger in der Natur. Hier suche sie nach Zeichnungen, nach Linien und Strukturen, die sie fotografisch festhält, erzählt sie. Ihre künstlerische Auseinandersetzung beginnt danach, indem sie diese Zeichnungen in der Natur in einen neuen Kontext stellt.
Drahten I bis III. Foto: MZ
Dazu verwendet sie ganz unterschiedliche Techniken. Neben der Collage sind das pigmentierte Hintergründe ebenso wie Zeichnung, Malerei und Digitaltechniken. Sie hat sich auch der Hinterglasmalerei oder besser Hinterglaszeichnung verschrieben. Denn Pascale Schwarzenberger hat der volkstümlichen Hinterglasmalerei ein ganz neues Gesicht gegeben, indem sie feine Strukturen zeichnet.
Auffallend sind ihre Arbeiten, die sie einer speziellen Landschaft um Geretsried entlehnt, wo Bäume entlang von Wegen eine besondere Struktur ergeben. Die „Drahten“ hat Pascale Schwarzenberger fotografiert und mit Zeichnung sowie Pigmentmalerei verdichtet, so dass ein neuer rätselhafter Eindruck entsteht. In einer zweiten Serie kombinierte sie die Fotografie mit digitaler Technik. Die Zusammenführung von alten und neuen Techniken erweist sich als besonders reizvoll.
Verdichtung III. Foto: MZ
Sie wolle den zeichnerischen Extrakt herausarbeiten, erklärt sie ihre Intention. Alles, was sie bei der Begehung in der Natur sehe, ob ein Gewirr von Ästen oder Zweigen oder ein leeres Netz eines Meisenknödels sind für Pascale Anregungen, diese Strukturen zu überarbeiten, zu verdichten und ihnen damit ihren künstlerischen Blick zu verleihen.
Horst Hermenau, Pascale Schwarzenberger, Evelyn Hermenau. Foto: MZ
Den Aspekt des Netzes nahm Evelin Hermenau zum Anlass, darüber zu philosophieren. Diese überall vorkommenden Strukturen bis hin zum world wide web erinnerten sie an das menschliche Gehirn, sagte sie. Die millionenfache Vernetzung der Neuronen lieferten unterschiedliche Ergebnisse bei jeweils unterschiedlicher Umgebung, ebenso wie die Bilder von Pascale Schwarzenberger einen unterschiedlichen Duktus vor unterschiedlichem Hintergrund besäßen.
Gebilde II, III und V. Foto: MZ
Diese Bilder auf der rechten Seite der Ausstellung sind sämtlich Hinterglaszeichnungen vor einem Hintergrund aus pigmentiertem Papier. Pascale Schwarzenberger hat geordnete Netzstrukturen aus der Natur aufgelöst und ihnen dadurch eine neue Ebene gegeben. Sie sagt, dass aus vielen inneren Bildern durch die Verdichtung eine kondensierte lineare Gestalt entstehe. Die besondere Spannung dieser Arbeiten entsteht darüber hinaus durch den wechselnden Hintergrund, wodurch die Künstlerin eine unterschiedliche Resonanz erzeugt.
Zum Weiterlesen: Zwischen Raum und Fläche