Ehe der Hahn zweimal kräht …
Gäste aus Österreich in der Pfarrkirche Tegernsee. Foto: Birgit Halmbacher
Passion in Tegernsee
Diesen Satz aus der Leidensgeschichte Jesu kennen die meisten von uns. Doch wie gingen die Menschen, die darin beschrieben werden mit dieser Geschichte um? Judas, der Christus verriet – Pilatus, der seine Hände in Unschuld wusch und Petrus, dem diese schwerwiegenden Worte galten. Doch gelten sie auch heute noch …
Mit dieser Auseinandersetzung beschäftigte sich das Passionsspiel, das am Samstag, den 4. März in Tegernsee zur Aufführung kam. Eingeladen hatte die Kolpingfamilie Tegernseer Tal sowie die Pfarrer-Walter-Waldschütz-Stiftung.
Stimmgewalt erfüllte Kirchenraum
Bereits das Hosianna am Beginn erfasste die Besucher mit einer Stimmgewalt, die den gesamten Kirchenraum erfüllte. Doch der herrschaftliche Einzug Jesu in Jerusalem ist vorerst nur ein Blitzlicht, das bei seinen Anhängern ganz unterschiedlich eingeordnet wird. Auf dem in der Vierung mit einfachsten Mitteln ausgestatteten Bühnenraum geben seine engsten Begleiter Einblick in ihre Sicht der Dinge.
Macht des Pöbels
Maria Magdalena erkennt früh die Gefahr dieses für viele verstörenden Triumphzugs. Sie weiß um die Macht des Pöbels und die Gefahr, die in ihm steckt. Judas sieht nun für sein Idol endlich die Zeit gekommen, sich allen als Gottes Sohn zu zeigen. Er will mit seinem Verrat Christus dazu zwingen und auch Pilatus und seine Frau glauben in diesem Spiel der Kräfte die Fäden spinnen zu können – jedoch die Geschichte nimmt ihren ganz eigenen Verlauf.
Maria Magdalena erkennt früh die Gefahr. Foto: Birgit Halmbacher
Tief gehen die Gedanken des Spielleiters des Freien Ensembles Wals, Sepp Kriechhammer von dem die Texte des Passionsspieles stammen und der selbst die Rolle des Petrus übernahm. Teilweise eröffneten sie ganz neue Sichten auf die scheinbar bekannten Szenen. Eindrücklich und zum Nachdenken anregend agierten seine Schauspieler.
Präsenz des Chores des Adalbert-Stifter Gymnasiums Linz
Die Bühnenszenen wurden umrahmt von Bläsermusik und Gesang. Melodien aus vier Jahrhunderten verbanden sich in sehr stimmiger Weise zu einem modernen Klangeindruck. Der Auswahlchor des Adalbert-Stifter-Gymnasiums Linz erfüllte mit seinen jungen Stimmen die Tegernseer Pfarrkirche, und zog die Besucher in ihren Bann. Faszinierend waren die unterschiedlichsten Modulationen und die stete Präsenz des Chores in einer bewundernswerten Kompaktheit vom leisesten Pianissimo an.
Mühlviertler Dreier und Mühlviertler Vokalensemble
Gesamtverantwortlich für die Gestaltung zeichnet Reinhard Gusenbauer mit seinem Mühlviertler Dreier sowie dem Mühlviertler Vokalensemble, in dem besonders die Stimme von Johanna Dumfart im Sopran besticht. Die Akteure sind ein eingespieltes Team, das auch beim Münchner und Salzburger Adventsingen ihre volle Überzeugungskraft aufbieten konnten.
Bei den wenigen Besuchern des Abends hinterließ dieser Zusammenklang an Schauspiel und Musik einen bleibenden Eindruck, der wohl einzigartig war.