Peter Coreth gründer der Kulturbrücke Fratres

Keine Kultur an den Maßstäben der eigenen messen

Peter Coreth, Gründer der Kulturbrücke Fratres und des Museum Humanum. Foto: Hannes Reisinger

Würdigung für Peter Coreth

Für sein Lebenswerk erhielt jetzt unser Kulturpartner Peter Coreth, Gründer der Kulturbrücke Fratres und des Museum Humanum den Würdigungspreis des Landes Niederösterreich in der Sparte Erwachsenenbildung. KulturVision e.V. gratuliert und freut sich auf viele weitere inspirierende Begegnungen.

Sein erstes Kunstwerk entdeckte Peter Coreth beim Bundesheer, als er eine Stellung ausheben musste, vor mehr als 50 Jahren. Es habe ausgesehen wie eine Konservendose, erzählt er, habe sich aber später als frühromanischer Tragalter herausgestellt. Er überließ es dem Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Salzburg. Dort studierte er nach dem Armeedienst Politikwissenschaft und arbeitete als Journalist für die Salzburger Nachrichten.

Botschaft für das Leben

Als Journalist hatte er eine Begegnung, die sein Leben veränderte. Er interviewte den Politiker Léopold Sédar Senghor, damals Staatspräsident des Senegal. Dieser habe ihm eine Botschaft für sein Leben mitgegeben. Die Europäer, so habe der Staatsmann gesagt, würden fremde Kulturen nach den Maßstäben ihrer Kultur bewerten, das sei ein Fehler. Er gab seinen Job auf und machte sich auf den Weg.
Peter Coreth lebte in München, in London, in Budapest und überall suchte er nach Kunstgegenständen aus allen Zeiten und allen Regionen. Er besuchte daneben die Museen und fand heraus, dass die ausgestellten Objekte überall nach Region oder Zeit geordnet sind, nie aber nach dem Bedeutungsinhalt. Dabei entstand der Wunsch, dies in einem eigenen Museum zu realisieren.

Peter Coreth
Im Innenhof des Gutshofes Fratres beim gemeinsamen Trommeln zum Thementag Mitgefühl von KulturVision e.V. Foto: Petra Kurbjuhn

1992 fand er im einsam gelegenen Grenzort Fratres den alten Gutshof und sanierte die Gebäude. 1995 gründete er die Kulturbrücke Fratres, die heuer zum 25. Mal ein hochkarätiges Sommerprogramm anbot. Das besondere an den jeweils fünf Veranstaltungen ist es, dass ein Thema unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet wird, zumeist sind es Kunst, Literatur und Musik. Dazu kommen oft wissenschaftliche Impulsreferate und Podiumsdiskussionen.

Peter Coreth und Franz bartholomey
Peter Coreth begrüßt Franz Bartholomey, Cellist der Wiener Philharmoniker. Foto: Ines Wagner

Das besondere ist aber auch, dass die Kulturbrücke gemäß ihres Namens Brücken schlägt nach Tschechien, ebenso wie nach Bayern und dass hier grenzüberschreitende Gespräche unterschiedlicher Weltanschauungen, politische Überzeugungen und Religionen gepflegt werden. Für KulturVision e.V. ist es immer wieder eine Ehre, wenn wir einen solchen Thementag gestalten dürfen. Im Sommer dieses Jahres war es das achte Mal. Unser spannendster Thementag war 2013 zum Thema „Liebe“, zu dem es uns gelang, Oscar-Preisträger Michael Haneke und Schauspielerin Erni Mangold begrüßen zu dürfen.

Lesetipp: Liebe ist die einzige Lösung

1997 eröffnete Peter Coreth sein Museum Humanum. Es zeigt in fünf Arkaden etwa 1000 Kunstgegenstände: Plastiken, Bilder, Kultgegenstände, Insignien, Amulette und Werkzeuge aus fünf Kontinenten und aus 30 000 Jahren Menschheitsgeschichte. Angefangen von der magischen Welt der Steinzeitmenschen über die von Mythen und Religionen geprägten Kulturen bis hin zu unserem anthropozentrischen Zeitalter.

Peter Coreth im Museum Humanum
Peter Coreth bei einer Führung im Museum Humanum. Foto: MZ

Dabei ist es dem Museumsgründer wichtig, das Gemeinsame, das Verbindende der Kulturen herauszuarbeiten. Er zeigt jeweils nach Bedeutung angeordnet seine gesammelten Objekte. So kann der Besucher beispielsweise sehen, dass in allen Religionen der Nimbus, der Heiligenschein in gleicher Weise dargestellt wird. Durch die Gegenüberstellung der Ausstellungsstücke zu einem Bedeutungsinhalt weckt er das Interesse der Besucher am Andersartigen ebenso wie er die Botschaft vermittelt, die er vor vielen Jahren von einem afrikanischen Politiker hörte.

Man solle keine Kultur an den Maßstäben der eigenen messen, sondern ihr voller Neugier und Offenheit begegnen. Diese Werte sind für Peter Coreth unabdingbar. Für diese Werte setzt er sich mit seinem Museum und der Kulturbrücke engagiert seit Jahrzehnten ein.

Peter Coreth
Peter Coreth. Foto: Monika Freisel

In der Laudatio zum Würdigungspreis des Landes Niederösterreich heißt es:
„Mit seinem Schaffen wirkt er stets über Landesgrenzen hinaus, den europäischen Gedanken lebend und, durch seine inhaltliche Arbeit, die fünf Kontinente verbindend. Mit der Idee des Museums Humanum nimmt er uns mit auf Wanderschaft durch rund 30 000 Jahre der Kulturgeschichte der Menschheit und bringt uns damit zurück zu uns selbst und der Frage, wer wir sind.“

KulturVision durfte sich immer wieder von den Impulsen Peter Coreths und den Veranstaltungen im Gutshof Fratres inspieren lassen. Mehrfach war der Museumsgründer auch auf unsere Einladung im Landkreis Miesbach, hielt Vorträge und eröffnete Ausstellungen. Die Kulturbegegnung zwischen Bayern und Niederösterreich ist ein fester Bestandteil der Arbeit von KulturVision.

Wer sich ein Bild von der Philosophie vom Museum Humanum machen möchte, kann im Buch Peter Coreths „Weltbilder im Spiegel der Kunst“ einen Eindruck gewinnen. Dennoch, ein Besuch in Fratres ist unbedingt empfehlenswert. Das Museum Humanum ist von Mai bis Oktober Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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