Peter Loew – künstlerisches Schlierseer Schwergewicht
Peter Loew: „Selbstbildnis Fragment“ (Öl auf Spanplatte, 1981)
Ausstellung in Miesbach und Holzkirchen
Der gebürtige Schlierseer Peter Loew (1931 – 2012) hatte und hat in der bildenden Kunst einen klangvollen Namen. Sein Werk ist qualitativ und quantitativ üppig. Eine Parallelausstellung im Miesbacher Waitzinger Keller und im Holzkirchner Kultur im Oberbräu gibt interessante Einblicke in zwei Aspekte seines Schaffens frei: Fugenbilder und Porträts.
Seit einigen Jahren demonstrieren die beiden großen Kulturhäuser des Landkreises ihre konstruktive Zusammenarbeit, indem sie die erste Ausstellung der neuen Saison gemeinsam ausrichten. Sich auf insgesamt knapp 50 Bilder beschränken zu müssen, fiel schwer, gelang aber letztlich überzeugend. Auf eine Vernissage musste aus den bekannten Gründen verzichtet werden.
Peter Loew – sein Vermächtnis und sein Weg
Barbara und Rudolf Loew, Großneffe des Künstlers, kamen auf Umwegen und – wie sie sagen – „wie die Jungfrau zum Kind“ zu dem umfangreichen Vermächtnis, dessen Sichtung und Aufarbeitung sie ziemlich in Beschlag nimmt. Einen Verein „Freunde Peter Loew e.V.“ gibt es bereits seit 2016. Ein Traum wäre für die Loews ein Museum nach dem Vorbild des Franz-Marc-Museums in Kochel, in dem auch Werke anderer bedeutender Schlierseer Künstler gezeigt werden könnten.
Peter Loew: „Die blaue Fuge“ (Öl auf Spanplatte, 70 x 125 cm)
„Er war ein Weltbürger mit einem guten Humor und viel Lebenserfahrung“, weiß Rudolf Loew, „und er ist alle zwei Wochen zur Mama nach Schliersee rausgekommen.“ Rausgekommen deshalb, weil Peter Loew mit etwa zwanzig Jahren seinen Lebensmittelpunkt nach München verlegte, dort von 1951 bis 1957 an der Kunstakademie studierte. 1954 war er zum ersten Mal im Haus der Kunst vertreten. Studienreisen führten ihn nach Italien und Schweden. Von 1960 bis 1975 hatte er einen Lehrauftrag für Freie Malerei an der LMU München, 1988 erhielt er den Seerosenpreis für bildende Kunst der Stadt München. Arbeiten in öffentlichem Besitz befinden sich neben anderen bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der Staatlichen Graphischen Sammlung in München, im Kunstmuseum Ystadt (Schweden) und in der Staatsgalerie Stuttgart.
In Miesbach: Die „Fugenbilder“
Die bedeutendste Werkgruppe in Peter Loews Schaffen trägt den vielsagenden Namen „Fugenbilder“. Als ausgewiesener Kenner und Liebhaber der Musik Johann Sebastian Bachs, insbesondere der Gattung der Fuge, setzte er diese bildnerisch um und schuf so Werke, in denen Klang und Rhythmus in farbliche und formale Strukturen umgesetzt wurden. Tatsächlich fangen die bestechend klaren Bilder bei längerer Betrachtung immer mehr zu klingen und zu schwingen an.
Der Künstler selbst erklärt so: „Den Fugen liegt eine strenge Gesetzmäßigkeit zugrunde, die Zufälligkeiten oder Fragmentarisches nicht zulässt. Symmetrie – Asymmetrie, Metrik – Tektonik, Homogenität der Struktur – Rhythmus, das sind die tragenden Werte dieser Bilder. (…)“
„Die grüne Fuge“ (Öl auf Leinwand, 90 x 141 cm, 1992)
Neben einigen anderen, etwa zwei bestechenden Landschaften in Öl auf Papier und einem kraftvollen Ensemble aus sieben Stelen, präsentiert die Miesbacher Ausstellung im Waitzinger Keller vor allem Fugenbilder. Kulturhaus-Mitarbeiterin Lisa Mayrhofer – selbst Künstlerin – bewies bei Auswahl und Anordnung der Werke ein feines Händchen und sorgte zusammen mit Kulturchefin Isabella Krobisch für eine stimmige Präsentation.
Peter Loew war mit dieser Werkgruppe der Fugenbilder im Jahr 1985 in der großen Ausstellung „Vom Klang der Bilder“ in der Staatsgalerie Stuttgart vertreten – zusammen mit großen Namen wie Gustav Klimt und Paul Klee.
In Holzkirchen: Menschenbilder
Peter Loew: „Bildnis Christl“ (Öl auf Hartfaser, 1970/71)
Aus einer Vielzahl von hinterlassenen Skizzen, Zeichnungen und Ölgemälden hängt im Foyer des Holzkirchner KULTUR im Oberbräu eine kleine, aber feine Auswahl. Sie belegt eindrucksvoll Peter Loews zeichnerische Sensibilität und sein Gefühl für menschliche Proportionen. Herausragende Beispiele dafür sind das Bildnis seines Vaters, seiner langjährigen Lebensgefährtin Karin Saalmann oder das kraftvolle „Porträt Christl“, das übrigens den Kopf unserer gedruckten „KulturBegegnungen“ und dieses Internetauftritts ziert.
Lesetipp: Bildnerische Musik – Die Wiederentdeckung des Künstlers Peter Loew, KulturBegegnungen Nr.22, Seite 21
Links: Peter Loews Vater, Sibirische Reißkohle auf Papier, 70 x 64 cm, 1950er Jahre
Rechts: Karin Saalmann, Sibirische Reißkohle auf Papier, 100 x 70, 1970er Jahre
Ingrid Huber, die Holzkirchner Kulturmanagerin, freut sich, dass es endlich wieder losgeht. Und über die große Parallelausstellung des anerkannten Schlierseer Malers. Sie sieht sie auch als Beleg für ihr optimistisches Statement: „Kunst und Kultur sind nicht totzukriegen.“
Und abschließend noch ein Gedanke, der den künstlerischen Stellenwert Peter Loews offenbart: Die Mirò-Foundation in Barcelona meldete sich mit der Anfrage, ihn dort auszustellen. Welch eine Wertschätzung!