Das Antlitz Christi in allen Facetten
Peter Remmling fotografierte über 10 Jahre Christusstatuen in Bayern, Tirol und Italien. Foto: IW
Ausstellung in Achenkirch
Unzählige Objekte, Installationen, Fotografien hat Künstler Peter Remmling zusammengetragen. Sie alle beschäftigen sich mit einem Sujet: Dem Antlitz Christi und dem Kreuz. Jetzt zeigt eine beeindruckende Ausstellung in Achenkirch das Werk von zehn Jahren intensiver künstlerischer Auseinandersetzung.
Seit seinem zehnten Lebensjahr beschäftigt sich Peter Remmling mit dem Licht. Mit der Fotografie, mit der Bibel. Eine dieser frühen Bibeln, die sein Leben prägten, ist Teil einer Installation. Sie trägt einen roten Ledereinband und Remmlings Vater hat sie gebunden. Mit seinem ersten Taschengeld habe er sich eine eigene Bibel gekauft um nachzulesen, was sein Vater restaurierte. Früh schon habe er geschrieben, habe versucht, die Bibel in den Gegenwartskontext zu setzen. Noch heute zieren seine Installationen kurze Sätze, Bibelzitate, Hinterfragungen, es sind kleine Gebrauchsanweisungen und Denkanstöße.
Peter Remmling Bibel, Wort, Papier – Installation. Foto: IW
Dass die Ausstellung ausgerechnet jetzt im Zeitraum der Karwoche und ausgerechnet im Alten Widum in Achenkirch stattfindet, ist kein Zufall. Reinhard Obermeir freut sich, dass eine christlich geprägte Kunstausstellung die behutsam und aufwändig renovierten Räume des ehemaligen alten Pfarrhauses belebt. Der Obmann des Kulturvereins Achensee gibt den Gästen bei der Vernissage drei Leitfäden zur Besichtigung der Ausstellung mit. Der erste Leitfaden ist das Antlitz Christi.
Das Antlitz Christi bewahren
Die zahlreichen von Dornenkronen zermarterten Christus-Antlitze sind noch weiter vom Zahn der Zeit, von Wind und Wetter zermartert. Peter Remmling hat sie in Italien, im Tirol und Bayern fotografiert, in unterschiedlichem Licht, mit liebevollem Blick. Er bewahrt sie vor Verfall und Vergessen.
„Gott schuf den Menschen nach…“. Foto: IW
Zweiter Leitfaden sind die Installationen des Künstlers aus Bad Tölz. Kritisch, mit provokativen Fragestellungen setzt Peter Remmling darin die christliche Symbolik in den Zusammenhang unserer hektischen, oberflächlichen, digitalisierten Welt. Unter dem Baum der Erkenntnis liegen Brillen, jedes Gläserpaar trägt ein konträres Wortpaar, das die Zerrissenheit unserer Gesellschaft symbolisiert. Unter einer Installation toter Bäume vermerkt Peter Remmling „Und macht euch die Erde Untertan“.
„Christlicher Zen-Buddhist“: Künstler Peter Remmling aus Bad Tölz. Foto: IW
Über einem Kornfeld ist zu lesen „Unser täglich Brot gib uns heute… aber ohne Glyphosat.“ Die Installationen sprechen für sich. Das Anziehende sind auch die Materialien, die der Künstler verwendet: Altholz, alte Dachziegeln, Papier, Fundstücke aus Naturmaterialien in warmen Tönen, die mit dem alten Gebäude korrespondieren und dem Betrachter unmissverständlich sagen, das sind die schönen, wahren, natürlichen Dinge. Man möchte sie gern berühren, ihre alte Patina spüren.
Und immer wieder das Kreuz
Eines der vielen Kreuze Peter Remmlings. Foto: IW
Leitfaden Nummer drei sind die Kreuze. Reinhard Obermeir weist in seiner Laudatio auf die christliche und universelle, mystische Symbolik hin. Den Künstler bezeichnet er als christlichen Zen Buddhist, der es vermag, den Gegenständen, die er erschafft, eine Aura zu verleihen, die nachdenklich macht und berührt.
Das Kreuz in unserer globalen, digitalisierten Welt. Foto: IW
Von Raum zu Raum eröffnen sich im Alten Widum neue Perspektiven auf die Ausstellung des „Antlitz Christi“. Ganze acht Räume bietet das alte Pfarrhaus und jeder wird nun mit dieser besonderen Ausstellung belebt. Einblicke, Ausblicke, Durchblicke – von allen Richtungen wirken die Fotografien, Objekte und Installationen auf den Betrachter. So wie Peter Remmling seine Christus-Fotografien aus immer neuen Perspektiven eingefangen hat, immer unter dem Aspekt, dem Licht gerecht zu werden.
Die Ausstellungsräume des Alten Widum bieten einen würdigen Rahmen. Foto: IW
Die Ausstellung „Das Antlitz Christi“ von Peter Remmling ist noch bis zum 15. April 2018 im Alten Widum in Achenkirch zu sehen. Es lohnt, sich in der Karzeit vom Zauber der Objekte, Fotografien und Installationen, aber auch vom Zauber des Gebäudes selbst berühren zu lassen.