Der Philosokomiker Peter Spielbauer in Waakirchen
Peter Spielbauer in „dunkHELL“. Foto: Thomas Degen
Ankündigung Kleinkunstbühne Waakirchen
Zum dritten Mal kommt der begnadete Wortakrobat, Minimalist, Verdichter und Gedankenanreger am 24. Januar auf Einladung von Hugo Eder zur Kleinkunstbühne. Allerdings „Kleinkunst“, das Wort mag Peter Spielbauer gar nicht. Und Recht hat er, denn was er dem Publikum anbietet, das ist große Kunst.
Mit seinem Programm „Das flatte Blatt“ war er 2013 zu Gast.
Lesetipp: Das flatte Blatt – ein fulminanter Abend der Wortakrobatik
2016 entging uns leider „Alles Bürste“, aber am kommenden Freitag, 24.1. um 19.30 Uhr steht „dunkHELL“ auf dem Programm in der Aula Waakirchen. Im Vorfeld erzählt Peter Spielbauer, was das Publikum erwartet und wie er zu dem wurde, der er heute ist.
Aus dem Bayerischen Wald komme er, sei behütet aufgewachsen und habe es genossen „dahinten“ zu sein und das erleben zu dürfen, was man heute unter naturverbunden und nachhaltig preise. Bei den Großeltern verbrachte er Kindheit und Jugend, zusammen mit Tieren und genügend frischer Luft.
Zuhause beim Theaterspielen gefunden
Beim Studium dann in Berlin wunderte sich die Studentenschaft, dass er so gesund ausschaute. Peter Spielbauer erzählt, dass er sich gefragt habe, wozu er auf diesem Planet sei, habe Deutsch und Geschichte, Erdkunde und Biologie und manches andere studiert, aber erst beim Theaterspielen sein Zuhause gefunden.
Allerdings hatten schon in der Schule zwei Lehrer sein Talent erkannt und ihn gefördert. Der eine machte ihm Mut, der andere gab ihm solche Autoren wie Jandl oder Ionesco zu lesen. „Lehrer sind so wichtig“, betont er, vor allem dann, wenn sie den Schülern wieder das Staunen beibrächten.
Solokarriere seit 1993
Seine Karriere begann er in der Fußgängerzone von München mit Straßentheater. Schöne Erfolge habe er da gefeiert, „40 Mark für eine halbe Stunde waren da im Hut“. Mit einem Gitarristen zusammen trat Peter Spielbauer dann erfolgreich als Duo auf und startete 1993 seine Solokarriere.
„Da war ich reif und egomanisch genug, es allein machen zu wollen“, sagt er. Was er macht, ist schwer zu beschreiben, das muss man erlebt haben. Es ist hochintelligentes Kabarett, Theater, Philosophie und es gibt eine Menge fürs Auge zu sehen.
Minimalismus und Verdichtung
Denn Peter Spielbauer arbeitet zwar minimalistisch und mit großer Lust, mit faktisch nichts viel auf die Bühne zu bringen und er verdichtet alle Gedanken, aber er spielt eben auch Theater und bietet Komik, Akrobatik und Gags. Nicht einzuordnen der Mann also.
Auffallend ist, dass er sehr oft in die Schweiz zu Vorstellungen eingeladen wird. Danach befragt, weiß er: „Sie hören zu, das ist ihrer Langsamkeit geschuldet.“ Die Schweizer hätten einen anderen Rhythmus, sie verdauten erst und überlegten, ehe sie antworten. „Diese Lücke ist in Deutschland unhöflich.“
Verdauen muss man sehr wohl die Darbietung Peter Spielbauers, so manches wird erst nach dem Überlegen klar, dann aber macht es Klick und es öffnen sich völlig neue Gedankenwelten.
Im Kaffeehaus. Foto: Thomas DegenIn seinem aktuellen Programm „dunkHELL“ plaudert er über Wasser, Kaffee und Geld. „Wir brauchen Nahrungs-, Flüssigkeits- und Gedankenströme“, sagt er. „Diese Ströme interessieren mich und ich wünsche mir, dass die Menschen die Gedanken aufgreifen und als kleine Mosaiksteinchen in ihr Leben einbauen.“
Im Programm geht es um eine Kaffeehaussituation und darum, was der Kaffee mit uns macht. „Kaffee ist eine Droge und beeinflusst unser Zusammenleben“, sagt Peter Spielbauer. „Die Bereitschaft zu arbeiten kommt vom Kaffee.“ Nach Erdöl sei Kaffee das am meisten gehandelte Produkt auf unserer Erde. Das wusste ich nicht. Und genau das ist das Ziel Peter Spielbauers, Dinge zu erfahren, die man noch nicht weiß.
Hin zu Perspektivwechsel
Weg von eingefahrenen Gewohnheiten, hin zu Perspektivwechsel. Und so gibt er am Ende unseres Gesprächs den guten Rat:
„Mach täglich drei Bewegungen, die du noch nie gemacht hast, fasse täglich drei Gedanken, die du noch nie hattest und besuche drei Orte, wo du noch nie warst.“ Und betont, diese Orte können gleich um die Ecke sein, einfach mal einen anderen Weg gehen.
Vielleicht kommen einem dann auch solche Ideen wie:
„Nutze den Raum am Rande der Verzahnung, trinke die Milch vor ihrer Verrahmung.
Sprühe den Geist, auch wenn das Hirn leer ist.
Genieße den Essen, auch wenn’s nur Verzehr ist.“