Ein Klassiker für Kinder
Das Holzbläser-Quintett mit Klaus Wallendorf. Foto: Helge Augstein
Konzert in Rottach-Egern
Es ist ein Klassiker: „Peter und der Wolf“ von Sergej Prokofjew. Die Geschichte lebt von der melodiösen Musik, in der jedem Protagonisten ein Thema zugeordnet ist. In einer besonderen Fassung durften jetzt beim Internationalen Musikfest am Tegernsee Kinder und Erwachsene das Werk erleben und genießen.
„Grüß Gott Kinder und grüß Gott ehemalige Kinder“, begrüßte Erzähler Klaus Wallendorf das Publikum und nahm es sofort für sich ein. Er dankte den Kindern, dass sie einige Erwachsene mitgebracht hätten, und forderte sie auf, auf sie recht gut aufzupassen. Auf seine Frage, wer von den Kindern denn „Peter und der Wolf“ kenne, erhoben sich zahlreiche Hände.
Er erklärte, dass zu Beginn eine Ouvertüre eines französischen Komponisten erklungen sei, dessen Namen man sich aber nicht merken müsse. Es war eine jazzige, lebendige Musik, die gelungen in die Prokofjewsche Musik einführte.
Klaus Wallendorf. Foto: Monika Rittershaus
Klaus Wallendorf als ehemaliges Mitglied der Berliner Philharmoniker war nicht nur als musikalischer Experte, sondern ebenso als Sprecher und Dichter eine perfekte Ergänzung zur Musik. Er stellte die Mitglieder des kammermusikalischen Holzbläser-Quintetts einzeln mit je einem von ihm gedichteten Vierzeilers und dessen Stellung in der Geschichte vor.
Flötistin Nathalie Schwaabe spielt mit ihren Kollegen das Peter-Motiv, aber auch Peters Freund, den Vogel. Die Oboe von Tobias Vogelmann, sorgenreich, wie Klaus Wallendorf dichtete, ist für die Ente zuständig, aber auch Balsam für die Seele.
Einer fehlt
Die Katze mit ihren Samtpfötchen wird von Bettina Faiss auf der Klarinette wiedergegeben und beim Wolf-Motiv dominiert das Horn von Ursula Kepser. Die Gewehrschüsse der Jäger übernimmt das Fagott von Holger Schinköthe. Damit wollte der Erzähler die Vorstellung abschließen, hatte aber nicht mit der Kenntnis im Publikum gerechnet.
„Der Großvater fehlt“, tönte es aus der ersten Reihe. Und Klaus Wallendorf musste nachbessern, das Fagott steuert auch das Großvater-Motiv bei.
Bei der Probe. Foto: Helge Augstein
Jetzt aber kann es wirklich losgehen. Die eingängige programmatische Musik in klarer Harmonik transportiert die Geschichte von Peter, der mit seinem Großvater am Wald lebt. In die Idylle mit Vogel, Ente und Katze bricht der Wolf ein und macht als erstes der Ente den Garaus. Die Oboe gibt es düster wieder.
Der Großvater schimpft mit Peter wegen seiner Lichtfertigkeit, die Gartentür zu öffnen, aber Jungen wie Peter haben doch keine Angst. Stattdessen sind sie mutig und gewitzt, wie Peter es vorführt, der den Wolf mithilfe seines Freundes, des Vogels fängt.
Vortrefflicher Erzähler
Klaus Wallendorf kann mit seiner warmen Stimme, die er in die Musik einbettet, die Geschichte ganz vortrefflich erzählen und die immer wiederkehrenden Motive der Protagonisten sind für die Kinder eine willkommene Wiedererkennung.
Die meisten Kinder hören andächtig zu, einige wenige langweilen sich. Ich beobachte einen vor mir sitzenden Buben, der offensichtlich zunächst wenig Geschmack an dem Konzert findet, dann aber sich vom Rhythmus anstecken lässt und fleißig mitdirigiert.
Exzellente Qualität
Als letztlich der Triumphzug mit Peter, den Jägern, dem lebendig gefangenen Wolf, dem Großvater und der Katze losmarschieren, wippt er freudig mit. Begeisterter Applaus am Ende. Das Konzept, in das hochkarätige Programm des Internationalen Musikfestes am Tegernsee ein Kinderkonzert einzubetten, bewährt sich. Das Bläserquintett musiziert mit großer Spielfreude und exzellenter Qualität.
Beim Schlussapplaus. Foto: Helge Augstein
Eleonore Lindinger aus Rottach-Egern hat ihre drei Enkel aus München für das Kinderkonzert „Peter und der Wolf“ an den Tegernsee geholt. „Ich wollte, dass die drei sportlichen Jungs auch einmal leise Töne hören und lernen zuzuhören“, sagt sie. Die Witwe des verstorbenen Malers Quirin Lindinger ist von der warmen Stimme Klaus Wallendorfs begeistert und lobt, dass er die einzelnen Instrumente vorstellte.
Dem 13jährige Felix hat der Erzähler besonders gut gefallen. „Er hat so gut gelesen“, meint er. Sein 10jähriger Bruder Boris gefiel, dass die Tiere so gut nachgemacht waren. „Ich habe die Ente im Bauch vom Wolf deutlich gehört“, erklärt er. Der Jüngste, der siebenjährige Beni sagt: „Mir hats gefallen, weil es lustig war.“
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