Petterson und Findus

Hinreißende Inszenierung von „Petterson & Findus“

Petterson (Bernd Schmidt) und Findus (Cathrin Paul). Foto: MZ

Familientheater in Holzkirchen

Wer kennt „Petterson & Findus“ nicht? Nach dem Besuch der Vorstellung des Fools-Ensembles im Freien Landestheater Bayern indes werden Kinder vermutlich süchtig werden, noch mehr von den Abenteuern der beiden zu erfahren. Denn die Inszenierung ist einfach nur zauberhaft.

Ingrid Huber hat für „Die Abenteuer von Petterson & Findus“ mehrere Bücher des Kinderbuchklassikers von Sven Nordqvist vereinigt. So ist ein spannendes und rasantes Theaterstück mit zahlreichen Facetten aus dem Leben der beiden Hauptfiguren entstanden. Es ist ihr gelungen, die Atmosphäre in dem kleinen Bauernhof so wiederzugeben, wie es sich Kinder und Erwachsene beim Lesen vorstellen.

Petterson & Findus
Das Bühnenbild fängt die Atmosphäre der Bücher ein. Foto: MZ

Ein liebevoll gestaltetes Bühnenbild mit vielen Details (Ingrid Huber und Bernd Schmidt) lässt die Erwartung der Zuschauenden schon hochfahren. Und wenn dann der freche Kater Findus über die Bühne tollt, dann geht es mitten in das turbulente Geschehen. Cathrin Paul in ihrer Katzenmaske (Maske Verena Roll) und mit ihrer grünen Hose ist ein herrlich aufgeweckter, lebendiger und immer zu Streichen aufgelegter Kater, der dreimal im Jahr mindestens Geburtstag feiert, um die tolle Geburtstagstorte von Petterson genießen zu können. Sie kann aber auch akrobatisch sein, wenn sie in der Position der Waage Zucker in den Kaffee löffelt. Und sie kann nerven. Jedes Kind findet sich wieder, wenn Findus etwas unbedingt durchsetzen will.

Petterson & Findus
Petterson (Bernd Schmidt) und Gustavsson (Detlef Dauer). Foto: MZ

Bernd Schmidt ist voll und ganz Petterson, der verständnisvolle, manchmal auch etwas genervte Partner von Findus, allerdings auch etwas schrullig und fast valentinesk, wenn er überlegt, wie er ohne Schlüssel in den Schuppen kommen könne, um die Angel zu finden. Mit seinem braunen Hut, dem gestreiften Hemd und den löchrigen Strümpfen (Kostüme Tamara Krüger) scheint er nachgerade aus dem Buch herausgeschlüpft zu sein, ein liebenswerter Tüftler, der an seinem Fahrrad die Bayernfahne angebracht hat. Überhaupt ist das gesamte Stück in bayerischer Mundart verfasst, was ihm zusätzlichen Charme und Gemütlichkeit verleiht. Aber Petterson kann auch sehr diplomatisch sein, wenn es um den Zoff mit Hahn Caruso geht, er permanent kräht und sich wichtigtut.

Petterson & Findus
Hahn Caruso (Korbinian Langl) mit Huhn Prilla (Judith Heimerl) und Petterson (Bernd Schmidt). Foto: MZ

Korbinian Langl gibt den stolzen aufgemandelten Hahn Caruso mit geschwellter Brust und schmetternder Stimme. Er ist aber auch schnell beleidigt: „Wahre Künstler wurden schon immer missverstanden“ und kann ordentlich zur Freude der Kinder austeilen: „zahnloser Vorgartentiger“ nennt er Kater Findus, der „Gummiadler“ zurückkeift.

Judith und nora heimerl
Küken Moffie-Soffie (Nora Heimerl) und Huhn Prilla (Judith Heimerl). Foto: MZ

Gern lässt sich Caruso von Henne Prilla umschwänzeln und anhimmeln. Judith Heimerl ist ein köstlich gackerndes Huhn, das mit dem Hinterteil wackelt und sich kokett mit dem rot geschminkten Schnabel und blau gefärbten Lidern präsentiert. Caruso hat es ihr sehr angetan und so jammert sie erbärmlich, als er verschwindet. Tochter Moffie-Soffie, das von Nora Heimerl entzückend gespielte gelbe Huhn, hat Regisseurin Ingrid Huber zu einem typischen von allem total gelangweilten Mädchen mit Handy und Kopfhörern gemacht. Sie kann auch nur das Gesagte von Prilla wiederholen, hat aber große Freude daran, im mit ihr im Gemüsebeet nach roten Würmern zu picken.

Das Stück wimmelt nur so von witzigen Regieeinfällen, die die Kinder lauthals belachen. Auch als es darum geht, was man aus Huhn so alles kochen kann, Chicken McNuggets beispielsweise, große Heiterkeit.

Fools-Ensemble
Das gesamte Ensemble beim Schlussapplaus. Foto: MZ

Natürlich darf Nachbarbauer Gustavsson, in gewohnt sympathischer Manier von Detlef Dauer in seiner Neugier authentisch gespielt, nicht fehlen. Er ist mit seinem Gewehr dem Fuchs auf der Spur, der nächtens herumschleicht und von Julia Quaderer im roten Trainingsanzug mit Maske gegeben wird. Luzi Schwarzer als Schwein Mathilda vervollständigt das Ensemble. Ihr hat die Regisseurin Balus Lied „Probiers mal mit Gemütlichkeit“ aus dem Dschungelbuch auf den dick gepolsterten Leib geschrieben.

Eineinviertel Stunde pralles gelungenes Familientheater mit hinreißenden Schauspielern, muss man gesehen haben.

Nächste Vorstellung: Samstag, 9. April um 16 Uhr. Karten unter KULTUR im Oberbräu.

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