Überschäumende Spielfreude mit Philharmonix
Das Ensemble Philharmonix. Foto: Max-Parovsky
Konzert in Gmund
Schon nach wenigen Minuten war klar: Das würde ein außergewöhnlicher, ein mitreißender Konzertabend werden. Die Philharmonix boten ein sensationelles Crossover der unterschiedlichsten Stilrichtungen mit spritzigen und ausgefeilten Arrangements.
Einen überaus gelungenen Einstand feierte das Ensemble Philharmonix, The Vienna Berlin Music Club, am Sonntagabend beim Internationalen Musikfest am Tegernsee in der Tenne auf Gut Kaltenbrunn. Sieben Musiker der Extraklasse, eigentlich beheimatet bei den Wiener und Berliner Philharmonikern, leben und lieben ihre Leidenschaft für die Musik. „Nicht alles in ihrem Programm ist klassische Musik. Aber alles hat musikalische Klasse“, verrät ihre Webseite. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Spaß, der sich in Sekundenschnelle verbreitet
Die Weltklassemusiker vermitteln ihren Spaß an der Musik mit den hauptsächlich von Sebastian Gürtler und Stephan Koncz brillant arrangierten Stücken gepaart mit einer großen Prise Lebensfreude, die sich in Windeseile auf das Publikum überträgt. Hier vereinen sich meisterliches Können und Qualität mit Spielwitz und Augenzwinkern.
Klarinettist Daniel Ottensamer führt mit launigen Worten und liebevollen Erklärungen gekonnt durch das Programm. „Wir leben unseren Traum und verwirklichen breit gefächerte klassische Musik mit Pop, Swing, Jazz, Volksmusik, Kinderliedern und kombinieren nach Lust und Laune.“
Ob sie Freddy Mercury mit einem speziellen Klavierpart von Christoph Traxler schwungvoll in Szene setzen oder Teile von Ludwig van Beethovens 7. Symphonie verwenden, verändern, in Jazz mit klassischen Einsprengseln gewanden, stets drücken sie den Stücken ihren ganz eigenen Stempel auf.
Philharmonix in Gut Kaltenbrunn. Foto: MH
Ist das jetzt spontan und improvisiert oder doch ausnotiert, mag sich der eine oder die andere in der Zuhörerschaft fragen. Immer wieder werfen sich Klarinette und Klavier die Bälle zu, pointiert und flott kommen die Kompositionen daher, heiter, spritzig und perfekt rhythmisiert. Ein großes Vergnügen. Und ein begeistertes Publikum, das sich bereitwillig dem vielleicht bisweilen unbekannten Hörgenuss hingibt und nach jeder Darbietung heftig applaudiert.
Klassische Volkslieder treffen auf eigene Konzeptideen
Jeder einzelne Musiker versteht es exzellent, mit der Musik zu spielen. Die Geiger Noah Bendix-Balgley und Sebastian Gürtler scheinen geradezu mit ihren Instrumenten zu verschmelzen, entlocken ihnen jubelnde oder melancholische Töne, spielen gleichsam Gitarre mit ihnen und verströmen traumhafte Pizzicatopassagen.
Da hören sich die von Sebastian Gürtler arrangierten lettischen Volkslieder intim und traurig wie sanfte Wiegenlieder an. Sie werden von Daniel Ottensamer (Klarinette) sowie von Thilo Fechner (Viola), Stephan Koncz (Cello) und Ödön Racz (Kontrabass) lustvoll begleitet. Christoph Traxler am Klavier spielt witzig, heiter, ironisch und lässt die Volkslieder im Einklang mit seinen Musikerfreunden pianissimo enden.
Meditativ gestaltet Philharmonix ein Schlaflied, variiert den Karneval eigenständig oder verändert bekannte Volkslieder einfallsreich. Das Ensemble zeigt leicht und experimentierfreudig mit Klappern und Klatschen, was man so alles anstellen kann mit klassischer Musik und klassischen Instrumenten.
Rumänisches und ungarisches Liedgut spielen sie mit derselben Lust und Virtuosität wie sie die „Kleine Moorhexe“ interpretieren und ausgestalten. Stets perfekt und kurzweilig mit unbändiger Freude.
Nach der Pause hat der Kontrabass das Sagen, trifft sich mit Klarinette und Geigen, die brauchen keinen Bogen zum Erklingen. Sebastian Gürtler hat noch sein Mundstück dabei, mit dem er Chopin swingt.
Vom Wiener Schmäh zur Filmmusik
Georg Kreisler wird nun zum heimlichen Star mit Wiener Schmäh und Schrammelmusik. Sebastian Gürtler gibt „Ich sitze gern im Wirtshaus. Ich lese im Journal“, zum Besten. Was er da so liest? Die Namen im Telefonbuch haben es ihm angetan, unaussprechlich, eigenwillig und echt wienerisch, wie sie im Buche stehen. Und das Publikum kringelt sich vor Vergnügen.
Schon geht’s weiter mit Filmmusik aus „Star Wars“ und „Odyssee 2001“. Sie können wirklich alles, die Burschen von Philharmonix. Zum Schluss lassen sie uns noch teilhaben am bekanntesten australischen Volkslied, der inoffiziellen Hymne Australiens „Waltzing Matilda“.
Aber ohne Zugabe lassen die restlos begeisterten Zuhörer in Kaltenbrunn die sieben Meistermusiker nicht gehen. Sie erweichen sich und entscheiden sich an diesem heißen, lauen Sommerabend für ein Weihnachtslied „Feliz Navidad“. Das passt und erfreut mit Witz und Augenzwinkern.
Wie sagte eine Besucherin beim Hinausgehen: „Die muss man sich merken, die Philharmonix.“ Stimmt.
Zum Weiterlesen: Julia Fischer im Quintett