Pianistin Hyelee Kang

Große Vorfreude

Die Pianistin Hyelee Kang spielte beim ersten „Podium für junge Solisten“ nach sieben Monaten Pause. Foto: Freundeskreis für die Förderung junger Musiker e.V.

Konzert in Tegernsee

Lange vor Konzertbeginn traf das Publikum in Tegernsee ein und lauschte schon vor Konzertbeginn der sich einspielenden Pianistin hinter den verschlossenen Türen des Barocksaals. Masken und Sicherheitsabstand konnten die Vorfreude auf dieses musikalische Erlebnis nicht trüben. Zahlreiche Freunde der Klaviermusik frohlockten auf das Konzert der koreanischen Pianistin Hyelee Kang in der Reihe „Podium für junge Solisten“ in Tegernsee hin.

Hyelee Kang, die seit 2016 im Masterstudium an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ in Leipzig bei Professor Gerald Fauth studiert und von der Stiftung Elfrun Gabriel gefördert wird, hat schon viel Auftrittserfahrung und ist bei verschiedenen Wettbewerben mehrfach ausgezeichnet worden.

Auftakt zu höchster Herausforderung

Mit einem Chopin-Recital festigte die 1993 geborenen Hyelee Kang ihre Vorbereitung auf den Internationalen Chopin Wettbewerb in Warschau, bei dem sie ab 12. Juli bei der Vorauswahl unter circa 160 Teilnehmern antreten wird. Junge Musiker aus vielen Nationen nehmen an diesem Prestigeträchtigen Wettbewerb teil, 15 Pianistinnen und Pianisten werden aus ihrer Heimat Süd-Korea erwartet, aus Japan sogar 31. Deutschland ist mit den zwei Pianistinnen Katharina Hack und Anke Pan vertreten.

„Das Klavier ist mein zweites Ich“ – Frédéric Chopin

Von Nocturne über Mazurken, Scherzo und Polonaise zur letzten Sonate des polnischen Meisters gestaltete Hyelee Kang ihr Chopin-Programm ausgehend von kleinen hin zu größeren Formen. Dabei eröffnete sie ihren Auftritt mit der Nocturne c-moll op. 48 Nr. 1. Den Charakter einer Heldenklage aufnehmend, steigerte sie die erzählerisch aufklingende Spannung organisch bis zur Klimax des Abschlusses, dessen letzte Notenpirouette im leichtfüßigen Aufstieg schattenhaft verwehte.

Pianistin Hyelee Kang
Die Pianistin ist 1993 in Südkorea geboren. Foto: Hyelee Kang

Die Mazurka As-Dur op. 59,2 gestaltete Kang empfindsam und singend. Mit sensibler Spielfreude unterstrich sie die Reife und Farbigkeit der Mazurka C-Dur op. 24,2. Hyelee Kangs Fähigkeit, eine Melodie in singendem Ton zu führen, zeigte sich besonders im „Con anima“ des Scherzo b-moll op. 31,2. Die Dramatik der großartigen Themen lotete sie nicht bis zur letzten Konsequenz aus. Darunter litt auch der martialische Charakter der vitalen As-Dur Polonaise op. 53 – ein Hymnus auf das Leben, welcher bis auf die sanfte Episode vor dem Finale eigentlich von heroischem Behauptungswillen und glühender Passion durchdrungen ist.

Kultivierte Spielart

Zu interpretatorischer Heimat fand Hyelee Kang wieder in Chopins Sonate h-moll 0p. 58. Hier kam ihre kultivierte Spielart zu vollendeter Geltung. Sie konnte die lyrischen Themen in ihrer betörenden Schönheit ausarbeiten, die perlenden Passagen des Scherzo, die Verträumtheit des langsamen Satzes und die Brillanz des mitreißend abschließenden Rondo-Finale.

Zwei Zugaben gönnte die junge Pianistin dem beglückten Publikum des Podiums für junge Solisten: Chopins musikalisch reichsten Walzer As-Dur op. 42, sowie die subtil gewebte und mit erzählendem Ton gespielte Mazurka op. 33,4.

Das nächste Konzert der Reihe findet am 26.06.2021, 19.30 Uhr im Barocksaal Tegernsee statt: Es spielen Kai Strobel, Percussion, ARD-Gewinner 2019 und Elisabeth Brauss, Klavier.

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