Pionierprojekte in Otterfing und Westerham
Zwei Pionierprojekte, biologischer Gemüseanbau bei Familie Hellwasser in Otterfing und Solartechnik bei Helmut Schulte und Eva Meier in Westerham. Fotos: privat
Vor-Ort-Gespräche
Mit den beliebten Vor-Ort-Gesprächen von Christof Langer geht der 5. Zyklus der Reihe „anders wachsen“ zu Ende. Dieses Mal besucht er die Familie Hellwasser in Otterfing mit ihrem Biogemüseanbau und die Familie Schulte in Feldkirchen-Westerham mit ihrem selbstgemachten Wärmenetz.
Coronabedingt mussten auch wir zahlreiche Veranstaltungen der Initiative „anders wachsen“ von KulturVision e.V. und dem Katholischen Bildungswerk im Landkreis Miesbach absagen. Wir haben neue Formate online als Alternative und das Zukunftsforum als Mitmachprojekt angeboten.
Lesetipp: 5G – Für wen? Zwischen Visionen und Vorbehalten
Pionierprojekte im Freien
Von den wiederkehrenden Fixformaten sind die Vor-Ort-Gespräche coronokonform zumeist im Freien. Sie laden dazu ein, Pionierprojekte anzuschauen, mit den Betreibern in den Austausch zu gehen und vielleicht selbst ein Projekt zu initiieren, das unserer Gesellschaft und unserer Zukunft dient.
So wie die Familie Hellwasser in Otterfing, die auf dem Grünen Markt in Holzkirchen ihr Biogemüse anbietet. Bernhard Hellwasser begründet, warum er sich für biologischen Anbau entschieden hat: „Weil es richtig ist, wegzukommen von Pflanzenschutzmitteln und übertriebenen Produktionsmengen.“
Biologischer Gemüseanbau bei Familie Hellwasser. Foto: privat
Der Geschmack der Produkte sei besser und das würden die Kunden würdigen. Familie Hellwasser verkauft nur, was selbst produziert wird und kauft nichts dazu. Die These regional, saisonal und Bioanbau funktioniert, auch wenn es immer wieder Herausforderungen gibt. „Beim Hagel war es schwierig“, sagt Bernhard Hellwasser.
Derzeit ist das Angebot reichhaltig, es gibt unter anderem Tomaten, Gurken, Paprika, Salate, Mangold, Rukola, Kräuter und die ersten Zwiebeln.
Direktvermarktung im Hofladen
Der reine Familienbetrieb in Otterfing, bei dem auch die Kinder und die Oma mitarbeiten, hat einen Hektar Gemüsefreifläche und 700 Quadratmeter Gewächshausfläche, die bewirtschaftet werden. Sämtliche Produkte kommen in die Direktvermarktung im Hofladen, der freitags von 9 bis 12 und 16 bis 19 Uhr geöffnet hat.
Familie Hellwasser auf dem Grünen Markt in Holzkirchen. Foto: privat
Jeden Mittwoch und Samstag fährt Bernhard Hellwasser zudem mit dem Traktor nach Holzkirchen auf den Grünen Markt. Der Verkauf sei sehr unterschiedlich, je nach Wetter und Ferienzeiten schwankt die Kundenzahl sehr, erzählt er.
Am 22. Juli erfahren Sie vor Ort, wie der Betrieb funktioniert, welche Probleme es gibt und wie eine Familie vom biologischen Gemüseanbau leben kann.
Pilotprojekt in Westerham
Einen Tag später, am 23. Juli ist Christof Langer in seiner Heimatgemeinde Westerham vor Ort. Hier hat Helmut Schulte mit seiner Familie ein Pilotprojekt initiiert. Ausgangspunkt dafür war, so erzählt er, dass er im Jahre 2002, nach dem Tod des Schwiegervaters, die Verantwortung für eine kleine Häusergruppe übernehmen musste, zu der unter anderem der Bräu und eine Land- und Forstwirtschaft gehören.
„Die Gebäude waren sanierungsbedürftig und die Heizungen vorwiegend elektrisch“, sagt er. Damals kam der Strom noch zum großen Teil aus Kohle- und Kernkraftwerken.
Der Hacker häckselt das Restholz. Foto: privat
Als Sprecher der Agenda 21 war aber für ihn Nachhaltigkeit wichtig. So begann er zunächst mit der thermischen Sanierung und dann mit dem Heizungsumbau – zuerst mit Gas, dann aber mit einer Hackschnitzelheizung und einem Nahwärmenetz.
„Damit konnte ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, sagt Helmut Schulte. In der Forstwirtschaft hatte er genügend Restholz, das nun sinnvoll genutzt werden konnte und er heizte mit CO2 neutraler Biomasse. Mit dem Nahwärmenetz versorgt er nach und nach mehrere Gebäude und schließlich auch den gemeindlichen Kindergarten.
Solaranlagen von Helmut Schulte. Foto: privat
Jetzt ist er dabei, auch die Stromversorgung auf regenerativ umzustellen. Schon vor 20 Jahren installierte seine Frau Eva Meier eine kleine Fotovoltaikanlage auf dem Gasthof – eine der ersten in Westerham. Später kamen zwei größere Anlagen dazu. „Wir wollen die Gebäude vernetzen und mit sauberem Strom versorgen“, erzählt er, dazu arbeite man nun an einer Batterie, um für sonnenarme Zeiten vorzusorgen. Zudem plane er ein Blockheizkraftwerk – voraussichtlich auf Wasserstoffbasis.
„Unser Ziel ist es, energetisch komplett nachhaltig zu arbeiten“, sagt er. Neben der nachhaltigen Versorgung mit Wärme und Strom stellte die Familie auch ihre Verbraucher um und fährt seit 10 Jahren mit Elektroautos. „Und im Wald habe ich eine Akkusäge, die ich wieder mit regenerativem PV-Strom vom eigenen Dach auflade.“
Helmut Schulte mit Sohn Quirin Lechner an der Anlage. Foto: privat
Helmut Schulte freut sich darauf, am 23. Juli sein Projekt vorstellen zu können. Per Internet können die Besucher live in die Anlage hineinschauen. Für die Präsentation hat er eigens einen Stadel leergeräumt, so dass sich die Besucher mit Abstand über sein Projekt, das er mit Ehefrau Eva Meier und Sohn Quirin Lechner betreibt, informieren können.
23. Juli 18 bis 19 Uhr: Vor-Ort-Gespräch: Wärmenetz selbstgemacht, Stromnetz in Planung bei Bauherr Helmut Schulte, Miesbacher Straße 19, 83620 Westerham, bitte hier anmelden