Plastikfrei

Vier Wochen no plastic – ein Jahr danach

Nachhaltiger Einkauf auf den Wochenmärkten, regional und verpackungsfrei
Foto: Anschi Hacklinger

Sonntagskolumne

Ressourcen sparen, das wär’s. Auch oder gerade im Kleinen. Auf die Politiker schimpfen kann jeder, bei sich selber anfangen ist die größere Herausforderung. Die Autorin nimmt sie an – und je nachdem scheitert sie auch mal, fühlt sich wie der siegreiche David neben dem grossen Goliath oder amüsiert sich über ihre leidenschaftlichen Ambitionen, die Welt zu retten.

Rückblick: Vor gut einem Jahr starteten meine Tochter und ich ein vierwöchiges Experiment mit dem Namen „no plastic“. Die Spielregeln waren einfach, es durfte vier Wochen nichts eingekauft werden, das in Plastik oder Alufolie verpackt war. Vorhandene Vorräte daheim durften verbraucht werden, was den Vorteil hatte, sich allmählich in die Materie einzufinden. Ja, es war mühsam und kostete Zeit und Nerven, konsequent jeden Sauerrahm, jeden Käse, jedes Kosmetikprodukt plastikfrei zu kaufen oder nach Alternativen zu suchen.

Fragen über Fragen über Fragen

Und es machte Spass und brachte eine Menge Erkenntnisse. Je mehr wir uns mit dem Thema beschäftigten, desto mehr neue Fragen stellten sich. Was ist „schädlicher“ – reines Plastik wie PET oder PE, das möglicherweise recycelt wird oder mit Plastik beschichtetes Papier, das zwar weniger Plastik enthält, aber gar nicht recycelt werden kann? Nach welchen Kriterien beurteilen wir „schädlich“? Geht es um den CO2 Ausstoß? Um Ressourcenverbrauch? Um Energieverbrauch bei der Herstellung?

Ein Jahr später ist es an der Zeit, Rückblick zu halten, was sich am eigenen Konsumverhalten verändert hat. Was wurde aus vier Wochen „no plastic“ beibehalten, was wieder verworfen, weil’s unsinnig erscheint oder zu aufwendig ist? Welche Erkenntnisse waren am wichtigsten?

plastikfrei - geht das?
Das Wort „Pfandflasche“ täuscht – Einwegpfandflaschen landen nach der Rückgabe im Müll. Foto: Andreas Hoernisch

Veränderung des Konsumverhaltens Punkt 1 – 4 ein Jahr danach

* Obst und Gemüse wird konsequent ohne Plastikverpackungen gekauft. Das erfordert eine gewisse Flexibilität beim Einkaufen und beim Kochen, weil Salat im Supermarkt oft (aber nicht immer) in Plastik verpackt ist, die Alternativen wie gelbe oder rote Rüben oder auch Kohl dagegen nicht.

*Die Vielfalt an Kosmetikprodukten und Putzmitteln im Bad hat deutlich abgenommen. Shampooseife zum Haare waschen und selbstgemachter Allzweckreiniger zum Putzen erfüllen ihre Zwecke genausogut und sind deutlich umweltfreundlicher.

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*Brot und Brezn werden nur noch in wiederverwendbaren Stoffbeuteln gekauft. Mittlerweile füllen alle Bäcker auf Nachfrage die Ware in mitgebrachte Taschen statt in Papiertüten. Und dank diverser Nähaktionen habe ich mittlerweile viele Beutel in sämtlichen Einkaufskörben und Handtaschen. Erfahrungsgemäß dauert das aber, bis das wirklich zur Routine wird – oft ist genau dann kein Beutel zur Hand, wenn man ihn braucht….

*Flaschen mit Einwegpfand kommen nicht mehr in den Korb. Pfand gaukelt ja irgendwie Umweltfreundlichkeit vor, ist hier jedoch Verbrauchertäuschung. Die Flaschen werden im Gegensatz zu den Mehrwegpfandflaschen nicht wiederbefüllt, sondern landen im Müll.

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Breznbeutel – ein kleiner Schritt zur Müllvermeidung. Foto: Anschi Hacklinger

….und jede Menge neue Erkenntnisse: Inhalt ist wichtiger als die Verpackung

Ein Satz aus dem Buch „Einfach öko“* prägte das jetzige Einkaufsverhalten fast am meisten. Da wurde nämlich relativ nüchtern konstatiert: Beim Käse, der in Plastik verpackt ist, ist das Plastik das kleinste Problem. Oder anders gesagt – der Inhalt ist wichtiger als die Verpackung. Was die CO2 Bilanz betrifft, ist es vor allem sinnvoll, den Konsum von Fleisch und Milchprodukten zu reduzieren sowie den CO2-Ausstoß bei der Mobilität zu hinterfragen.

Es muss ja auch kein „Entweder – Oder“ sein. Möglichst viel überflüssige Verpackung zu vermeiden macht natürlich Sinn und tut auch nicht weh. Lebensmittel regional und den Jahreszeiten gemäß einzukaufen ist ebenfalls ein wichtiger Schritt. Und der Einkauf auf den Wochenmärkten im Landkreis ist nicht nur sinnvoll, sondern definitiv auch sinnlicher als im Supermarkt.

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Plakat von Oberland Plastikfrei e.V. Foto: Anschi Hacklinger

Und noch eine erfreuliche Folge aus der Aktion „no plastic“: Es entwickelte sich Kontakt zu Gleichgesinnten und daraus auch die Gründung der Wirkstatt Anders Wachsen. Neben der Verbreitung der grünen Flyer (s.o.) von Oberland Plastikfrei gibt es noch weitere Aktionen. So hat sich eine Gruppe das Ziel gesetzt, von April bis Juli 1000 Brot- und Breznbeutel zu nähen und zu verteilen und damit ein Zeichen für Müllvermeidung zu setzen.

Mehr Lesen und weitere Links:
*“Einfach öko“ von Markus Franken und Monika Götze im oekom-Verlag
*www.uba.co2-rechner.de
*www.oberland-plastikfrei.de
*www.utopia.de

Termine Wochenmärkte im Landkreis:
Miesbach: Donnerstag 7:30 – 13:00
Holzkirchen: Mittwoch und Samstag 7:30 – 12:30
Gmund: Freitag 13:00 – 18:00
Unterdarching: Freitag 14:00 – 18:00
Hundham: Mittwoch 9:30 – 12:30

Und hier geht es zur Veranstaltungsreihe „Anders wachsen“.

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