Ein Kobold verändert die Welt
Plumstizack (Martin Acher) taucht auf. Foto: MZ
Kindertheater in Bayrischzell
Zu einer Weltpremiere lud die Theatergruppe Bayrischzell im Rahmen des Kinder-Kulturwochenendes ein. Bei strahlendem Wetter präsentierte sie die Komödie für die ganze Familie „Plumstizack“ auf der Musikbühne im Kurpark, ein Riesenspaß, aber nicht nur das.
Die Idee für das erste Kindertheater hatten Martin Acher, Tobias Egger und Martin Wegscheider schon vor längerer Zeit. Jetzt aber hätten sie die Sache in die Hand genommen und spontan nach den Pfingstferien mit den Proben begonnen, erzählte Martin Wegscheider. Er lobte das Engagement der Kinder, die hochmotiviert ihre Rollen einstudiert hätten.
Martin Wegscheider. Foto: MZ
Bevor aber das eigentliche Theater begann, unterhielten die Grundschüler das zahlreiche Publikum, das sich im Kurgarten eingefunden hatte und mit Speis und Trank an mehreren Stationen versorgt wurde. Erstaunlich textsicher und lebendig sangen sie unter der Leitung ihrer Lehrerin Lisa Riedl und forderten zum Lustig sein auf, denn mit Traurigkeit komme man nicht weit.
Grundschüler mit Lehrerin Lisa Riedl. Foto: MZ
Wir befinden uns im Jahr 2060 Frau Anders (Marita Acher) betreibt eine Buchhandlung und gedenkt wehmütig der Lieblingsbücher ihrer Kindheit, wie „Die unendliche Geschichte“ oder „Der kleine Prinz“. Da stürmen Volpi (Xaver Albert) und Alabaster (Valentin Acher) inmitten ihres Computerspiels herein und fragen verwundert, was denn ein Buch sei und was man damit mache.
Mit Büchern können Kinder im Jahr 2060 nichts anfangen. Foto: MZ
Schon vor vierzig Jahren habe das begonnen, bedauert Frau Anders, und erinnert sich, wie das damals war, als die 11-jährige Franzi ins Dorf kam, anders war, als die handysüchtigen Kinder und auch bei ihren Eltern wenig Verständnis fand.
Franzi (Simona Wegscheider) steht abseits. Foto: MZ
Das ist der Ausgangspunkt für eine rasante Komödie, die ein wichtiges Thema unserer Zeit aufgreift, aber nicht missionarisch geschrieben, sondern kindgerecht und witzig inszeniert ist. Im Mittelpunkt steht Franzi in bunter Kleidung, von Simona Wegscheider zauberhaft gespielt, und von den Mitschülern Pflanzen-Franzi gerufen, weil sie sich für Natur und Tiere anstatt für Tablet interessiert.
Josef Winkler als immergescheiter Lehrer. Foto: MZ
Herr Himmelgescheit ist, wie der Name sagt, ein von sich überzeugter Lehrer, von Josef Winkler im karierten Anzug autoritär dargestellt. Dass er den Bayrischzeller Dammbauer ausrotten will, gefällt Franzi gar nicht, sie mag den Biber. Aber ihre Mitschüler (Toni Kittenrainer, Martin Strillinger, Anna Maria Strillinger, Anian Resch, Lena Storr, Margaretha Bleier und Rosalie Acher) tun alles, um sie zu mobben. Insbesondere Streberin Anastasia (Emma Häusler) schwärzt sie permanent an.
Die Familie: Maria Reisberger, Martin Wegscheider und Regina Bleier. Foto: MZ
Auch zu Hause fühlt sich Franzi allein. Vater Klaus (Martin Wegscheider) sitzt unablässig am Laptop in Videokonferenzen, während Mutter Magdalena (Regina Bleier) versucht, ein Gespräch zu führen, hoffnungslos. Maria Reisberger spielt Schwester Alma in typischer Teenager-Manier, ausschließlich auf optische Wirkung bedacht.
Tobias Egger ist Sandler Eberhard. Foto: MZ
Kein Wunder, dass sich Franzi lieber mit Sandler Eberhard (Tobias Egger) unterhält, der sie versteht und ihr ein magisches Buch schenkt. Per Zauberspruch taucht Plumstizack auf und das turbulente Treiben beginnt. Martin Acher mit knallgelber Perücke und kunterbunt gekleidet begeistert Klein und Groß mit dem Unfug, den er treibt und auch ein wenig übertreibt.
Plumstizack (Martin Acher) verändert die Welt. Foto: MZ
Immerhin schafft er es, dass sich Franzis Eltern ihrer Jugend besinnen. Großes Gaudi, als die beiden als Hippies mit Gitarre erscheinen und der Freiheit huldigen. Mit den Grillen als Chor singen sie „Don’t worry, be happy“. Die Erkenntnis, dass zu viel Arbeit nicht das Lebensziel sein kann, kommt spät, aber nicht zu spät. „Da muss erst ein Geist kommen und uns den Spiegel vorhalten.“
Don’t worry, be happy. Foto: MZ
Auch in der Schule mischt Plumstizack auf, alles gerät durcheinander, Schüler und Lehrer verstehen die Welt nicht mehr. Wie sich das Chaos löst, erfährt das Publikum im dritten Akt. In der Hoffnung, dass das Stück noch mehrfach aufgeführt wird, soll dazu nichts verraten werden. „Plumstizack“ verdient es, vielen Menschen eine vergnügte Vorstellung zu bieten und zum Nachdenken anzuregen, ob das ständige Befassen mit dem Handy und Konsorten tatsächlich zu einem glücklichen Leben führt.
Chaos in Elternaus und Schule. Foto: MZ
Der riesige Aufwand der Inszenierung der Theatergruppe Bayrischzell mit den Kindern, das Bühnenbild, Kostüme sollten nicht nur für zwei Aufführungen gemacht sein. Großes Kompliment an alle Mitwirkenden und ein riesiger Applaus des Publikums.
Der Abend war damit noch lange nicht zu Ende. Die Oache Brothers unplugged unterhielten anschließend die Erwachsenen. Das Kinder-Kultur-Wochenende ging am gestrigen Samstag mit der zweiten Vorstellung von „Plumstizack“ und musikalischer Unterhaltung mit der Biertischkombo weiter.
Zum Weiterlesen: Zwischen Klamauk und Anspruch: Die Theatergruppe Bayrischzell