Podium für junge Solisten

Feinsinn und Temperament

Im Barocksaal. Foto: Podium für junge Solisten

Konzert in Tegernsee

Das erste Konzert der Reihe „Podium für junge Solisten“ in 2019 gestalteten in beeindruckender Weise die jungen Musiker Juri Vallentin, Oboe, und Philipp Heiss, Klavier. Musikalität, Inhalt und künstlerischer Ausdruck waren die Pfeiler eines ästhetischen und gefühlsstarken Programms.

Werke von Robert Schumann, András Hamary und Pavel Haas erklangen im Rahmen von Bachschen Klängen. Ihre Wiedergabe zeugte von einer Empfindungskontinuität im musikalischen Ausdruck verschiedener Zeiten.

Betörender Oboenklang

Juri Vallentins betörender Oboenklang erhob sich erstmals in Bachs Sinfonia aus der Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“, BWV 21. Die am Klavier von Philipp Heiss nachdrücklich schmerzvoll nachempfundene Musik untermalte volltrefflich die fliegenden, klangvollen Oboentöne der gemessenen Schrittes gehenden Achteln.

Podium für junge Solisten
Juri Vallentin. Foto: © Christian Kern

Robert Schumann schuf seine Romanzen op. 94 in einer politisch unruhigen Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts, quasi als musikalischen Ruhepol. Daraus zauberten Juri Vallentin und Philipp Heiss eine verklärte Landidylle, die Schönheiten von Natur und Landschaft wiedergab und das Gemüt entspannten.

Aufgewühltes Notenfeuer

Festlichkeit und Heiligkeit holten sie gekonnt aus Bachs Sinfonia der Kantate „Die Himmel erzählen die Ehre Gottes“, BWV 76. András Hamarys „Canto de Ordeňo“ aus dem Jahre 2015 schuf einen scharfen Kontrast dazu. Penetrante und aufgeschreckte Töne umrankten ein venezolanisches Lied. Ratternde Klänge und breitgriffige Cluster des Klaviers und das aufgewühlte Notenfeuer der Oboe ließen nur wenige Momente der Beruhigung zu.

Podium für junge Solisten
Philipp Heiss. Foto: ©Shirley Suarez

Diese fand man wieder in Bachs Eröffnungssinfonie der Kantate „Ich steh mit einem Fuß im Grabe“, BWV 156. Juri Vallentin und Philipp Heiss zeichneten die schicksalsahnende Musik nach. Mit gesanglichem Oboenklang und dezent begleitendem Klavierpart gelang es ihnen, die Hinfälligkeit des Menschen und den Tod im Wille Gottes nachzuvollziehen. Der fragende Schluss führte unmittelbar in Pavel Haas Suita op. 17.

Hingebungsvoll und konzentriert

Erschütternd vollzieht dieses Werk mit seinen 9 Sätzen Haas Leben nach, vom deutschen Einmarsch in Tschechien bis zu seiner Ermordung im KZ Auschwitz. Die beiden Musiker spielten es, als würden sie dies durchleben, hingebungsvoll und konzentriert.

Die abschließende Sinfonia aus der Kantate 12 von Johann Sebastian Bach „Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen“, erklang mit weit schwingenden 32sigstel-Girlanden der Oboe, losgelöst virtuos.

Ihren Feinsinn und ihr Temperament bezeugten Vallentin und Heiss in der Zugabe der Sinfonia aus Bachs Kantate 156 und tauchten nochmals in die Gefühlswelt dieser Musik ein.

Das nächste Konzert im Rahmen der Reihe „Podium für junge Musiker“ findet am 23. März um 19.30 Uhr im Barocksaal Tegernsee statt. Es musiziert das Tchalik-Quartett

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