
Ein Podium für die Jugend
Brachten junge Musik auf das Podium: Lilli Eisenberg, Taisiia Kasianenko, Salem Akwa, Selma Schröter, Sebastian Sifferlinger, Tom Scheubeck, Florian Mandl und Fabian Egger (von links nach rechts). Foto: Marcus Vitolo
Junge Musik im Barocksaal Tegernsee
Ein abwechslungsreiches Konzert junger Musizierender brachte das Publikum zum Staunen: Beim Podium der Jugend im Barocksaal des Klosters Tegernsee stellten sich die acht Stipendiaten des „Freundeskreis für die Förderung junger Musiker“ vor. Sie erfüllten den Abend mit Klängen aus Saxophon mit Jazzband, Klavier und Flöte. Das Programm – von Klassik bis Moderne – erfüllte alle Erwartungen.
Selma Schröter und Jazzband
Von Claus Cnyrim mit Charme und Anerkennung eingeführt traten zunächst die Mitglieder der Jazzband unter Leitung der 22-jährigen Saxophonistin Selma Schröter auf. „Star eyes“ von Freddie Hubbard ließen Tom Scheubeck (E-Gitarre), Sebastian Sifferlinger (E-Bass), Salem Akwa (Schlagzeug) und Florian Mandl (Klavier) in mitreißendem Tempo und klangstarker Tongebung erklingen. Eine weichere Atmosphäre gestalteten sie in John Coltranes „On Green Dolphin Street“.
Selma Schröter (Saxophon) und Jazzband spielen genauso mitreißend wie weich. Foto: Marcus Vitolo
Romantischer Klavierzauber
Klavierklänge der Romantik zauberte die 22 Jahre junge Pianistin Lilli Eisenberg aus Holzkirchen in den Saal. Sie beleuchtete mit Zärtlichkeit und Einfühlungsvermögen drei „Waldszenen“ aus dem gleichnamigen Zyklus (op. 82) von Robert Schumann: „Eintritt“, „Der Vogel als Prophet“ und „Abschied“. Gesanglich und tragend gestaltete sie zudem Johannes Brahms „Intermezzo h-Moll“ aus op. 119. Die moderne Paraphrase „After Brahms“ Nr.2 von 2014 gelang ihr mit Witz und Schwung.
Gibt Brahms und „After Brahms“ zum Besten: Lilli Eisenberg. Foto: Marcus Vitolo
Virtuoses Flötenspiel
Ein Kaleidoskop der Flötenklänge ließ Fabian Egger in Jaques Iberts „Pièce für Flöte Solo“ aufleben. Er mimte dabei musikalisch das Selbstgespräch eines wohltönenden Vogels nach – bewegt, nervös, betörend, durchdringend. Der 18-jährige studiert Querflöte an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM) bei Andrea Lieberknecht. In Begleitung von Taisiia Kasianenko (Klavier) in der Fantasie über „Der Freischütz“ von Paul Taffanel steigerte er seine Performance in ein wahres Feuerwerk, sein Instrument mit Begeisterung und überwältigender Meisterschaft spielend.
Fabian Egger studiert Querflöte an der Hochschule für Musik und Theater München (HMTM). Foto: Marcus Vitolo
Farbenreiches Klavierspiel
Taisiia Kasianenko, Klavierstudentin an der HMTM, widmete sich profund Ludwig van Beethovens „Sonate E-Dur“ (op.109) und virtuos berauschend Franz Liszts Etüde „Mazeppa“. Gekonnt führte sie zunächst die frei fantasierenden Figuren des raschen ersten Satzes („Vivace“) von Beethovens Sonate und beleuchtete dabei farbenreich das ausdrucksvolle Seitenthema. Meisterhaft beherrschte sie die Wildheit des zweiten Satzes („Prestissimo“) und gab sich der Gesanglichkeit und dem Ausbau der fantastischen Klavierwelt Beethovens im dritten Satz großartig hin.
Taisiia Kasianenko widmet sich Beethoven und Lisz. Foto: Marcus Vitolo
Junge Musik, alte Geschichte
Liszts “Mazeppa“ erzählt in Klängen Victor Hugos Geschichte des Todesritts des Pagen am Hof des polnischen Königs Johann II. Kasimir. Taisiia Kasianenko beeindruckte mit ihrer Interpretation und ihrem großen Können, stellte die Szene des auf dem Pferderücken gefesselten, in die Steppe gejagten Mazeppa mit sich steigernder Spannung dar. Die immer neu strukturierten technischen Herausforderungen des Textes und die sich über Terzenketten, Sextenpassagen und donnernden Oktavenläufe aufbäumende Ton-Kathedrale des Stückes meisterte sie souverän und klangstark. Am Höhepunkt dieser von Taisiia Kasianenko wörtlich genommenen „Etude d‘exécution transcendante“ erfährt Mazeppa die Befreiung durch Kosaken und Liszt lässt über die Pianistin den Saal in klangvollen Dur-Akkorden beben.
Gelungenes Podium für junge Musik
Zum Abschluss des Abends brachten Selma Schröter und Band entspannte Schwingungen aus „Meditation“ von Antonio Jobim Newton und „Black Mile“ von Wayne Shorter. Das gemeinsame Verabschieden aller Musizierenden feierte das zahlreiche Publikum mit Jubelrufen und finalem Applaus. Ein gelungenes Podium für und von junger Musik.
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