Poetry Slam auf bairisch
Im FoolsTheater Holzkirchen fand der erste Poetry Slam auf bairisch statt. Foto: FE
Poetry Slam im FoolsTheater
Die Poetry Slam Reihe „TickTalk – You slam!” ging kürzlich in eine neue Runde, diesmal auf bairisch. Dabei begeisterten die jungen Slammer das Publikum mit ihren witzigen und einfallsreichen Texten und sorgten so für eine gute Stimmung den ganzen Abend lang.
„Weil die Blasmusi vom Nachbarn spuin ko, laffan bei uns die Koima rum“. Mit diesem Satz endete der Poetry Slam „Jetzt red i!“ im Fools Theater am Donnerstag vor den Pfingstferien. Acht junge Mädchen und Jungen der Oberland Realschule Holzkirchen trugen dort ihre selbst geschriebenen Texte vor. Das Besondere an diesem Poetry Slam: Alles fand in Mundart statt. So slammten nicht nur die Fünft- und Sechstklässler auf bairisch, auch die Moderation durch die Theaterpädagogin Sarah Thompson war im Dialekt. Passend dazu gab es eine musikalische Begleitung von Vroni und Antonia, die verschiedene traditionelle Stücke mit ihren Gitarren spielten. Die Idee, auf diese Weise die Mundart zu fördern, hatte die Holzkirchner Realschullehrerin Elisabeth Schick-Billy.
Poetry Slam und Tradition
Auch im Publikum trugen viele Tracht. Der Saal hatte sich schnell gefüllt und so waren – nachdem die Türen geschlossen wurden, das Licht ausging und das leise Stimmengewirr verstummte – fast alle Plätze belegt. Sarah Thompson startete, indem sie erstmal alle herzlich auf bairisch begrüßte und das Prinzip und die Besonderheit dieses Poetry Slam vorstellte. Danach übte sie den richtigen Applaus mit dem Publikum, da es den ganzen Abend über so die Slammer unterstützen sollte.
Den Auftakt in den Abend machten Vroni und Antonia mit dem „ersten Landler“, einem typischen bairischen Stück, zu dem auch traditionelle Volkstänze aufgeführt werden.
Vroni und Antonia, die die musikalische Begleitung des Abends lieferten. Foto: FE
Von Bulldogfahrten und Leberkas
Dann kam auch schon Severin auf die Bühne und trug seinen Text „Des bin i“ vor. Darin erzählte er von seinem Leben mit seiner Familie und den kleinen Highlights, wie dem Bulldogfahrn mit dem großen Bruder. Oder der Kartoffelsalat der Oma, der besser schmeckt als bei der Mama, was den Zuschauern ein Lachen entlockte.
Auch Michi stellte seine Familie mit seinen drei Geschwistern vor, die zwar manchmal nervig sein können, aber ohne die es ziemlich fad wäre. Das nächste Mal, versprach er, werde er dann über sich erzählen. Nach großem Applaus wurde dann das zweite Stück des Abends, die Kirchental Polker, gespielt.
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Als nächste kam Lilly, die mit ihrem Text „boarische Weisheiten“ große Begeisterung bei den Zuschauern hervorrief. So stellte sie die heiligen bairischen Regeln vor, den Leberkas, in dem zwar weder Leber noch Käse drinnen ist, den man aber zu jeder Tageszeit essen kann. Hinzu kommt das Bier nicht vor vier und die Weißwürste nicht nach zwölf Uhr. Lilly beendete ihre Performance mit dem typischen Tag eines Bayern, der dann doch mittags ein Weißbier gegen die Müdigkeit braucht.
Lilly Bergaentzle mit dem Text „bairische Weisheiten“. Foto: Fiona Eder
Geflüchtete Kälber und traditionelle Gerichte
Luzie nahm das ganze Publikum mit auf die Alm, wo sie im Sommer zusammen mit ihrer Familie auf Kälber aufpasst. Handy braucht man keines, behauptete sie, „höchstens zum Fotos machen“. Weiter ging es aufs Rad mit Romina. Das Mädchen erzählte von den ganzen Pannen, die ihr und ihrem Bruder auf dem Weg zur Schule passiert waren. Mehrmals mussten sie mit dem Fahrrad umdrehen, weil sie erst die Maske, dann den Schlüssel und die Radlflasche vergessen hatten, sodass am Ende die Frage war, ob sie es noch rechtzeitig zum Unterricht schaffen.
Auf eine kulinarische Reise durch Bayern begab sich Antonia, indem sie traditionelle bayerische Gerichte erklärte, wie die Brotzeit, die Maultaschensuppe und – am wichtigsten natürlich – den Schweinebraten.
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Eine musikalische Verschnaufpause gab es durch Vroni und Antonia mit dem „leichten boarischen No.3“.
Seppi erzählte von seinem Erlebnis mit den Kühen im Sommer 2014, als nach einem Burschenfest die Menschen mit Blasmusik durchs Dorf zogen. Die Kälber auf seinem Hof wurden dadurch unruhig, bis sie schließlich den Zaun durchbrachen und in Richtung der Autobahn liefen. Obwohl der ganze Ort beim Einfangen der Tiere mithalf, mussten Polizei, Feuerwehr und Bahn informiert werden, sodass am Ende rund 200 Leute im Einsatz waren. Als am Abend endlich alle Kälber wieder unbeschadet im Stall standen, fragte er sich, wer mehr fertig war: Sie oder die Kühe.
Seppi mit seinem Stück „Da Koima Ausbruch“. Foto: Fiona Eder
Schnabler und viel Applaus
Zuletzt kam Florian mit seinem Text zum „Goaßacher Schnoblerennads“. Für die, die sich nichts darunter vorstellen konnten, erklärte er, dass es ein Rennen mit Hornschlitten sei, das einmal im Jahr in Gaißach stattfindet. Er selber konnte zwar noch nie teilnehmen, ist aber mit seinen Freunden schon einmal mit einem Schnabler den Blomberg hinuntergefahren. Danach brandete Applaus auf.
Während des Abschlusslieds konnten die Zuschauer sich entscheiden, welcher Text ihnen so gut gefallen hatte, dass sie ihn noch ein zweites Mal am Abend hören wollten. Die Wahl fiel mit großem Applaus auf Seppis Text über den „Koima Ausbruch“, den er mit dem witzigen Satz zu Beginn dieses Textes beendete.
Zum Abschluss teilte Sarah Thompson an alle Slammer und Musikerinnen die von der Raiffeisenbank Holzkirchen-Otterfing gesponserten Preise aus. Auch nach der Veranstaltung unterhielten sich viele noch weiter, die lustigen Texte hatten den Zuhörern das ein oder andere Lächeln beschert.