Internationale Fotoausstellung Prag – Linz – Holzkirchen
Petra Kurbjuhn: Stufen und Souterrain. Foto: Heinz Hirz
Internationale Fotoausstellung in Holzkirchen
16 Absolventen*innen der Prager Fotoschule, die in Linz tagt, haben Holzkirchen zum Ort ihrer ersten gemeinsamen Ausstellung gewählt? Warum? Weil eine von ihnen Petra Kurbjuhn aus Schaftlach ist. Die Präsentation beweist, dass Fotografie ein unerschöpfliches Thema ist.
Sie habe eine neue Brille gebraucht, erzählte die Fotografin und Fotoredakteurin von KulturVision bei der Vernissage. Ihr Optiker Michael Werner habe erzählt, dass in der von ihm organisierten Ausstellungsreihe im Atrium ein Loch klaffe.
Prager Fotoschule: Internationale Fotoausstellung in Holzkirchen
Schnell konnte sie ihre Mitfotograf*innen in Linz von der Idee begeistern, im fernen Bayern ihre Arbeiten zu zeigen. Die Prager Fotoschule ist eine renommierte theoretisch fundierte Ausbildung, die 1972 in Prag gegründet wurde und 1995 eine eigene Schule in Österreich erhielt. Seit 2018 ist sie in Linz beheimatet.
Blick in die Ausstellung im Atrium. Foto: Heinz Hirz
Die Ausbildung an der Prager Fotoschule umfasst Theorie und Praxis in ausgewogenem Zusammenspiel und wendet sich an Personen aller Alters- und Berufsgruppen. In zwei Jahren Blockunterricht findet der Lehrgang für angewandte und künstlerische Fotografie statt, der um ein Diplomjahr erweitert werden kann.
Lesetipp: Den Inneren Raum nach außen öffnen
Petra Kurbjuhn arbeitet seit der Gründung von KulturVision als Fotografin für den Verein. In Seminaren bei Tobias Hohenacker hatte sie sich bereits das erste Rüstzeug geholt und wollte dies nun durch das Studium an der Prager Fotoschule vertiefen.
Barbara Kenedi, Reinhard Reidinger und Petra Kurbjuhn bei der Vernissage der Internationalen Fotoausstellung. Foto: Barbara Hauser
Gemeinsam mit ihrer Fotokollegin Barbara Kenedi aus Braunau hatte sie die Internationale Fotoausstellung im Atrium geplant und konnte zur Vernissage mit dem Besuch vieler Interessierter aus dem Landkreis punkten.
Dazu war eigens aus Wien der Fotograf und Dozent der Prager Fotoschule Österreich Reinhard Reidinger angereist. In seiner Einführung fragte er: „Wozu heute noch Fotografie?“ Jeder fotografiere doch und alles sei schon fotografiert.
Fotografie ist unerschöpflich
Aber die Fotografie sei so unerschöpflich wie das Wesen der Menschen. Jeder Mensch habe seine eigene Wirklichkeit. Und so sei das Motto der Ausstellung das Wort von Robert Bresson: „Mach sichtbar, was ohne deine Fotos nie wahrgenommen worden wäre.“ Die unterschiedlichen Arbeiten der 16 Absolvent*innen zeigten die Individualität eines jeden.
Josef Lix: Edles Wasser. Foto: Petra Kurbjuhn
Der renommierte Wiener Fotokünstler betonte, dass die östliche Herangehensweise an die Fotografie stark vom Inhalt beeinflusst sei. Man habe einen hohen Anspruch an die fotografische Qualität, die Komposition und den Inhalt. Es gehe hier nicht um Technik und Kameraqualität, sondern vielmehr um Licht, Komposition und Augenblick.
Magisches Licht und Lichtmalerei
Bei einem Rundgang stellte jeder Fotograf seine eigene Sichtweise und sein Anliegen anhand seiner ausgestellten Arbeiten vor. Da geht es um magisches Licht und Lichtmalerei , um den Unterschied zwischen Inszenierung und Nichtinszenierung eines Bildinhaltes. Barbare Kenedi bringt den Humor ein, indem sie ein Fischskelett mit einem lachenden menschlichen Schädel als Diptychon präsentiert.
Barbara Kenedi: Triptychon Smile. Foto: Petra Kurbjuhn
Sportfotografie ist ebenso vertreten wie Porträtfotografie. Reduzierte Kompositionen stehen neben rätselhaften abstrakten Bildern. Musikerporträts, in denen die Emotionen sichtbar werden und an Gustav Klimt angelehnte Landschaftsfotografie sind zu sehen und dann wieder Momente, die Heimat und Ruhe ausstrahlen. Ein sehr junger Fotograf zeigt stille Winterlandschaften.
Wert der Heimat
Fotografie als Ausgleich zu beruflichem Stress betreibt ein Teilnehmer und folgt dem Wort Robert Bressons, ein französischer Fotograf indes lebt mit seinen Aufnahmen aus der Bretagne den Wert der Heimat aus.
Beim Rundgang: Susanne Jungwirth und Reinhard Reidinger. Foto: Petra Kurbjuhn
Einen Blick hinter die Kulissen macht eine Fotografin und erzählt damit mit ihren Fotos Geschichten. Und auch ein außergewöhnliches Aktfoto ist dabei.
Rotraud Priesner-Berger: Interruption. Foto: Heinz Hirz
Und die Lokalmatadorin? Petra Kurbjuhn erzählt, dass sie Dinge festhalten will, die womöglich verschwinden werden und hat eine marode Hauswand, die sie auf Ischia entdeckt, sowie eine Uhr ohne Zeiger, die sie in Schloss Ebergersch in Tschechien fand, fotografiert.
Petra Kurbjuhn: Uhr ohne Zeiger. Foto: Heinz Hirz
Daneben sind die zwei einprägsame Schwarz-Weiß-Fotografien „Stufen“ und „Souterrain“ zu sehen, die Reinhard Reidinger so kommentierte: „Durch maximales Weglassen auf Minimum reduziert, so dass ganz viel da ist.“
Internationale Fotoausstellung mit 16 Sichten
16 Fotografen und 16 Sichten zeigen, dass die Fotografie auch in Zeiten des Handyfotografierens im Überfluss keineswegs an Bedeutung verloren hat, sondern dem Betrachter Dinge offenbart, die er ohne die Fotografie eben nicht gesehen hätte.