Armin Thurnher

„Preis und Klage“ von Armin Thurnher

Falter-Herausgeber Armin Thurnher. Foto: MZ

Lesung in Eggern/NÖ

Mit der Einladung von Falter-Herausgeber Armin Thurnher in die Galerie Reinberg im Waldviertel gelang Christine und Herbert Starmühler wieder ein Geniestreich. Der Publizist überraschte mit der Lesung von Hexametern, ebenso satirisch wie geistreich und humorvoll.

Rede und Nachrede, so titelt der bekannte Wiener Publizist sein soeben erschienenes Buch, in dem er Preisreden und Nachrufe auf bekannte Persönlichkeiten zusammengestellt hat. Der kürzlich mit dem Staatspreis für Kulturpublizistik ausgezeichnete Autor ist unter anderem für seine tagtäglich erscheinende, noch aus Corona stammende „Seuchenkolumne“ oder „Nachrichten aus einer vervirten Welt“ bekannt, in der er über Alltägliches aus der Gesellschaft berichtet.

Schon als Schüler habe er Hexameter geschrieben. „Ich wollte in gebundener Form schreiben“, sagte er und das gehe entweder prosaisch-lyrisch oder eben nach klassischen Vorgaben. In dieser Form habe er Elegien zum Abschied und Preisreden verfasst. Allerdings, so bekannte er, habe er den strengen Aufbau mit sechs Hebungen in einer Zeile und der verkürzten letzten Silbe auch hin und wieder etwas aufgeweicht.

Armin Thurnher
Preis und Klage. Foto: MZ

Er las Beispiele von Preisreden, etwa für Herbert Ohrlinger, dem Leiter des Zsolnay-Verlages, in der er die „Ohrhaftigkeit“, das „seufzende“ Ohr für die Autorinnen und Autoren hervorhebt.

Es ist die altmodisch anmutende Sprache, die die Texte zum Klingen bringt und Freude macht, ihnen zu lauschen. Natürlich ebenso die hintergründige Ironie, der Humor, der selbst bei den Totenreden durchklingt und damit diese Elogen nicht zu verlogenen Lobpreisungen, wie allerorten üblich, verkommen lässt.

„Saftig warst du“

Dem österreichischen Autor und Landwirt Karl Katzinger etwa widmet er den schönen Schlusssatz: „Und sicher hast du dem Sensenmann noch gezeigt, wie man dengelt.“

Politisch wird er bei dem „glühenden Europäer“ Erhard Busek, dem Schwarzen, und schließt seine Eloge mit „So denke ich deiner mit Wehmut und wünschte, es gäb mehr politische Gegner wie dich.“

Um Blut und Gedärm geht es bei Hermann Nitsch. „Saftig warst du“, schreibt Armin Thurnher, und später „verstockter, verbockter, bocksgesangiger Blutpriester, Schütter von Gnaden und österreichisches Inbild: Winzer, Metzger, kleine Geister und große Söhne, Priester auch und du, begnadet für das Schöne.“

Kampf für die Unbehausten

Dem Musiker Willi Resetarits attestiert der Journalist, „du hast wie keiner verstanden, das Gutsein erträglich zu machen“, vermutlich wegen der Schmäh, der Selbstironie. Er sei immer die Stimme, die Seele des guten Protestes gewesen, im Kampf für die Unbehausten.

Die „Elegie auf mich selbst“ beschließt das Buch. Sie startet mit einer selbstironischen Betrachtung eines Elends: Skiurlaub in den Alpen, aber mit Saharastaub, und geht über in die Betrachtung der aktuellen Welt, wie sie zielsicherer nicht sein könnte. Die Frage, was zu tun ist, in diesem heillosen Putinkrieg. Und der rostige Schnee gibt keine Antwort.

Es empfiehlt sich, all das nachzulesen in seiner ganzen Schönheit der Sprache ebenso wie in seiner Schärfe der Gedanken. Das Buch „Preis und Klage“ ist im Czernin Verlag erscheinen.

Armin Thurnher
Herbert Starmühler moderierte die Diskussion. Foto: MZ

In der von Herbert Starmühler moderierten Diskussion ging es vor allem um die Rolle des guten Journalismus in Zeiten von social media. Armin Thurnher plädierte dafür, ein öffentlich-rechtliches Medium zu installieren, „eine Utopie eines herrschaftsfreien demokratischen Raumes“. Social media grundsätzlich zu meiden, hält er für schädlich, denn „wenn man nicht dabei ist, existiert man nicht“.

„Gründet eins“

Die Frage nach Printmedien beantwortete der Experte eher negativ: „Wir sind ein Zeitungsleserland aber die Leser sterben weg.“ Die Sorge um Künstliche Intelligenz indes hält er für overhyped, denn in mancher Hinsicht, etwa Übersetzungen, sei KI durchaus segensreich.

Ob er heute nochmal den „Falter“ gründen würde? Er sei einer Notsituation geschuldet, antwortete der Herausgeber. Ähnliche Motivationen gebe es heute auch wieder und er könne nur raten, „wenn ihr kein geeignetes Medium findet, dann gründet eins“.


Christine und Herbert Starmühler mit Gourmetkoch René Zimmermann. Foto: MZ

Der inspirierende Abend wurde mit Köstlichkeiten des Gourmetkochs René Zimmermann beschlossen.

Lesetipp: Ein Fabelwesen als Vorspeise

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