Premiere in Miesbach - Großartige Darbietung der Solisten des Bayrischen Landestheaters

Einfach märchenhaft schön

Großartige Darbietung der Solisten des Bayrischen Landestheaters. Foto: Andreas Vogt

Operettenpremiere in Miesbach


Die Neuproduktion des Freien Landestheaters Bayern feierte ihre grandiose Premiere im Waitzinger Keller in Miesbach. Mit einer Explosion an Farben überraschte der „Vetter von Dingsda“ und zauberte das turbulente Geschehen der Operette ins Märchenland.

Im Grunde haben alle Operetten etwas Märchenhaftes. Alleine schon die Tatsache des garantierten Happy Ends, der heitere Grundton und die Leichtigkeit der erzählten Geschichten heben sich vom oft harten Lebensalltag wohltuend ab. Trotzdem ist die Idee, die Erzählung des „Vetter von Dingsda“ komplett in das Reich der uns allen bekannten Märchen, ihren ebenso berühmten Verwandten, den Sagen, Büchern und Theaterstücken zu legen, einfach genial.

Bild 2: Carolin Ritter als Hannchen hilft ihrer Freundin Julia.
Carolin Ritter als Hannchen hilft ihrer Freundin Julia. Foto: Andreas Vogt

Das Bühnenbild der Uraufführung des vom deutschen Komponisten Eduard Künneke geschriebenen Werks sah wohl etwas anders aus. Damals in Berlin im Jahre 1921 war die junge Julia zwar auch eine reiche Erbin kurz vor Vollendung der Volljährigkeit, aber dann doch keine Märchenprinzessin in weißem Kleid und roter Strumpfhose wie Yvonne Steiner in dieser originellen Inszenierung. Julia bewegt sich zwischen Kuben in verschiedensten Größen und Farben, die schillernd die veränderbare Grundausstattung des Bühnenbildes darstellen.

Handlung verschmilzt mit Fest der Farben

Tante und Onkel der jungen Frau (Matthias Degen und Elisabeth Neuhäusler) haben Heiratspläne für ihre Nichte. Ihre opulenten Leiber und bunten Gewänder wollen sie schließlich auch in der Zukunft gesichert sehen, dafür soll Julias Neffe August (Christian Bauer) sorgen. Egon von Wildenhagen (Andreas Haas), der Sohn des Landrats und zweitem Vormund von Julia, versucht genauso tolpatschig wie vergebens, als zukünftiger Ehemann infrage zu kommen.
Freies Landstheater Bayern - Bild 3: Ein bunter Reigen an Talenten
FLTB – Ein bunter Reigen an Talenten. Foto: Andreas Vogt

Julia, die moderne Prinzessin, schreit aber nach Selbstbestimmung und wird darin tatkräftig von ihrer Freundin Hannchen (Carolin Ritter) unterstützt. Seit sieben Jahren schwärmt Julia von ihrem Vetter Roderich, der Jugendliebe, die nach – wohin gleich? – eben nach Dingsda ausgewandert ist. Natürlich taucht dieser (Philipp Gaiser) dann auch rechtzeitig auf, um an einem verwobenen Spiel aus Verstellung, Verwechslungen und Intrigen teilzunehmen, das auch die vier stets besonnenen Pagen (Verena Eckertz, Heidi Thompson, Rupert Ramsauer und Simon Deuring) nicht aufhalten können.

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Ein Feuerwerk von Inszenierung

Die Inszenierung des Freien Landestheaters Bayern erinnert an ein wunderbar durchgeplantes Feuerwerk. Es beginnt mit einigen Farbspritzern und glänzenden Grundfarben. Bunt gekleidete Darsteller springen zwischen Grimms Märchen hin und her und landen auf grünen, blauen, pinkfarbenen sowie roten Kuben, aus denen unvermittelt üppige Mähler aus Kunststoff gezaubert werden. Einfachheit und Opulenz müssen keine Gegensätze sein, sondern sind durchaus fähig, sich gegenseitig zur Wirkung zu bringen.

Wetteifernde Märchenprotagonisten

Im Laufe der Verwirrungen der Geschichte fügen sich immer mehr skurrile Requisiten nahtlos in geistreiche und humorvolle Gespräche ein. Beim Verwechslungspiel wird allen eine Lupe gereicht, damit sie vielleicht doch besser sehen können. Der Ring der Liebenden war wohl von Frodo in den Vulkan geworfen worden und die Teilnehmer der Grimms Märchen wetteifern um ihren Platz im Stück, als ginge es um ihr Leben. Währenddessen versuchen die Protagonisten abwechselnd, Licht in die Geschichte zu bringen und sie möglichst gut zu verschleiern. Die charakter- und stimmenstarken Darsteller werden von der Inszenierung ins rechte Licht gerückt, interagieren lebhaft und ziehen in Bann.
LTB - Der stolze musikalische Leiter Rudolf Maier-Kleeblatt mit Solisten des Bayrischen Landestheaters
Der stolze musikalische Leiter Rudolf Maier-Kleeblatt mit Solisten des Freien Bayrischen Landestheaters. Foto: Andreas Vogt

Im letzten Akt überbieten sich die Solisten des Theaters mit dem von Rudolf Maier-Kleeblatt geleiteten Orchester im Fest für die Ohren des Publikums gegenseitig und tanzen zum Höhepunkt des Farbenfeuerwerks. Aladins Wunderlampe wirkt so wie viele andere magische Hilfsstücke mit, um der Liebe zum Sieg zu verhelfen. Sogar Nikolaus springt noch ein, damit Hannchen und Julchen der Liebe unter dem Pappmond, der am Stahlseil hin und her bewegt wird, frönen können. Ein fantasievoller, wunderbar inszenierter Abend geht mit tosendem Applaus für alle Beteiligten dieses meisterlich dargebotenen Stückes zu Ende.

Wer die Premiere versäumt hat, bekommt im Waitzinger Keller diesen Donnerstag, dem 21.3.2019 um 19 Uhr eine zweite Chance. Weitere Tourtermine finden Sie auf der Website des Freien Landestheater Bayern.

 

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