„ARTcycling“ und Vieles mehr
Ingrid Huber, Leiterin KULTUR im Oberbräu, Olaf von Löwis, Bürgermeister Holzkirchens und Christine von Löwis, Programmplanung Klassik KULTUR im Oberbräu (v.l.). Foto: Ines Wagner
Pressekonferenz im KULTUR im Oberbräu in Holzkirchen
Von wegen die Provinz ist langweilig. Die Zahlen können sich sehen lassen: Seit der Eröffnung 2010 zählt das KULTUR im Oberbräu über 420.000 Besucher. Mit ihrem vielfältigen Kulturprogramm wollen sie noch mehr Menschen anlocken. „Jeder Tag neu, bunt, anders“ ist das Motto.
247 Veranstaltungen liefen 2016 im Festsaal mit 400 Sitzplätzen und im kleineren FoolsTheater. Zwei Drittel davon eigene Kulturveranstaltungen. Dazu kamen Vermietungen, beispielsweise an das Musikfest Kreuth, das auch in diesem Jahr wieder zwei Konzerte veranstalten wird.
Akustik lockt Weltklassemusiker
Das hat einen guten Grund. Der Konzertsaal verfügt über eine herausragende Akustik, die man sogar in München selten findet. Deshalb gastieren Ausnahmemusiker von Weltrang wie Freddy Kempf oder das Parker Quartett immer wieder hier. Trotzdem wird die Klassik noch zu wenig beachtet, resümiert Christine von Löwis, die das Programm plant.
Der barocke Festsaal vom KULTUR im Oberbräu fasst 400 Zuschauer. Foto: KULTUR Im Oberbräu
Kabarett, Lesungen, Theater sind immer gut besucht. Allein in diesem Jahr gab es bereits 24 ausverkaufte Veranstaltungen, erklärt Alexander Harlander, Marketing. Dazu habe man das Ticketsystem optimiert. Eintrittskarten und Gutscheine können elektronisch gekauft werden. In Zukunft vielleicht auch über München Tickets. Dann könnte man noch mehr Gäste aus der Metropole aufs Land locken und die Münchener erreichen, die in Holzkirchen wohnten, aber nicht ausgingen.
Auch die jährlich über 700 Filmvorführungen im FoolsKino locken Gäste ins Haus.
Belebt wird es zudem von den acht Theatergruppen, die regelmäßig proben und ihre Stücke aufführen, ebenso die Chöre der Liedertafel. Auch außerhalb der Veranstaltungen herrscht ein reges Treiben.
Bühne für Nachwuchskünstler
Lebendig, so möchte Ingrid Huber, Leiterin von KULTUR im Oberbräu, ihr Haus. Es soll immer etwas passieren, auch Unerwartetes. Deshalb finden noch unbekannte junge Künstler eine Bühne, beispielsweise im FoolsTheater. Dort ist auch mittlerweile „Fräulein Brehm“ zu Hause. Ein Konzept, das sich bewährt hat: Ein-Frau-Erzähltheater für Kinder und Erwachsene rund um heimische Tierarten, das unterhaltsam den Wissensdurst stillt.
Gut angekommen ist auch die Veranstaltungsreihe „Anders Wachsen“, die aus der gleichnamigen Konferenz der Spurwechsel-Initiative von KulturVision e.V. im letzten April hervor gegangen ist und Fortsetzung findet. Die Lesungen, Filme und Vorträge sind sehr gut besucht – Holzkirchen hat ein an nachhaltigen Themen interessiertes Publikum.
„Anders Wachsen“ im künstlerischen Kontext
Weitere Veranstaltungen der Reihe folgen noch bis zum Sommer – dann findet das große Kultur-Highlight statt: das 4-tägige „ARTcycling-Festival“. Statt Podiumsdiskussionen und Vorträgen schwebte Ingrid Huber vor, das Thema Anders Wachsen diesmal im künstlerischen Kontext zu präsentieren, um neue Blickwinkel zu schaffen. Die letzten Vorbereitungen für das Spektakel laufen auf Hochtouren. Noch wird nicht alles verraten. Nur so viel, dass es eine bunte Mischung aus verrückten Veranstaltungen geben wird.
ARTcycling-Festival im Sommer
Ein Märchen wird samt Gebärdensprache aufgeführt, Papiertheater und Fast-Food-Theater werden die Gäste mit Inspirationen rund ums Thema „Anders Wachsen“ begeistern. Clownerie wird dabei sein und natürlich Musik. Eine große Kunstausstellung rundet das ARTcycling-Festival ab, mit Bürgermeister Olaf von Löwis und Landrat Wolfgang Rzehak als Schirmherren.
Auch bei 1111-Jahrfeier wird sich das Kulturhaus beteiligen, mit dem Ball „Einst & Heute“ und Geschichten aus Holzkirchen mit der Ratschkathl Agnes Kraus.
Die gemeinsame Kulturkarte der beiden großen Kulturhäuser im Landkreis, KULTUR im Oberbräu in Holzkirchen und Waitzinger Keller in Miesbach. Foto:KN
Die seit Juli bestehende enge Zusammenarbeit mit dem Waitzinger Keller in Miesbach bündelt einmal mehr das Kulturpotential der Region. Dank der Kulturkarte können die Gäste Kosten sparen und problemlos beide Häuser besuchen. Für den neuen Saisonstart im September ist ein Lichtbildfestival als gemeinsame Veranstaltung geplant.
Noch immer fragt hin und wieder Einer ungläubig: „In Holzkirchen gibt’s ein Kino?“ oder vermutet hinter KULTUR „im Oberbräu“ alles andere als einen Barocksaal für 400 Besucher mit fantastische Akustik und hervorragendem Klassik-Programm. Ignoranten gibt es überall, aber es werden derer weniger. Das Team um Ingrid Huber blickt jedenfalls optimistisch in die kommende Saison. Sie sind auf einem sehr guten Weg.