Kann Emma Prinzessin Rosenblüte wirklich helfen?
Cathrin Paul (Prinzessin Rosenblüte) und Judith Heimerl (Emma). Foto: Manfred Lehner
Familientheater in Holzkirchen
Verzweifelt sitzt sie da auf dem Fahrradständer vor dem Supermarkt. Und weiß nicht, wie ihr geschieht. Prinzessin Rosenblüte aus dem Reich der Schwäne hat es in die echte Welt verschlagen. Und das Fools im Freien Landestheater Bayern feiert eine doppelte Premiere.
Durch die Fusion des FoolsTheater Holzkirchen mit dem Freien Landestheater Bayern entsteht ein neues Sprechtheater. Als erstes Stück nach dem Zusammenschluss präsentiert Regisseurin Ingrid Huber im KULTUR im Oberbräu Holzkirchen „Prinzessin Rosenblüte“ nach dem Kinderbuch von Kirsten Boje. Wer kennt ihn nicht, den „Ritter Rost“ aus der Feder der erfolgreichen Autorin? So wie er sollte auch Prinzessin Rosenblüte letztlich nicht nur gesehen sondern auch gelesen werden. Das wär doch was, oder?
Emma entdeckt ein merkwürdiges Mädchen
Da kommt Emma am Supermarkt vorbei und wundert sich über das seltsame Mädchen mit dem Krönchen auf dem Kopf, das jammert und weint. Cathrin Paul stellt Rosenblüte überzeugend dar als verwöhnte, abgehobene Prinzessin, die nur um sich selber kreist. Mit ihrer „altertümlichen“ Sprache und ihrem majestätischen Gehabe kann sie Emma (Judith Heimerl) jedoch nicht beeindrucken. Die begreift schnell, dass die Märchenprinzessin Hilfe braucht, wenn sie wieder nach Hause zurück will. Kurz entschlossen nimmt sie Rosi (wie sie sie nennt) unter ihre Fittiche. Keinesfalls lässt sich Emma von Rosi herumkommandieren oder einschüchtern. Das Androhen von Peitschenhieben zeigt bei ihr keine Wirkung und so muss die Prinzessin wohl oder übel lernen, Dinge selber zu tun. Schwer fällt es dem Prinzesschen, sich ohne Hilfe aus- und anzukleiden. Amüsiert lachen die Kinder, wenn sich Rosenblüte so dumm anstellt. Wie schafft sie es, in eine Bluse oder einen Rock zu schlüpfen? Situationskomik, die erfreut.
Korbinian Langl und Cathrin Paul an der Litfaßsäule. Foto: Manfred Lehner
Was eine Litfaßsäule so alles kann
Eine altmodische Litfaßsäule steht an der Seite. Detlef Dauer hat dabei als Plakatkleber unter anderem die Aufgabe, Bühnenumbauten kurzweilig zu gestalten. Denn schnell verwandelt sich durch Öffnen eine weiße Rückwand in eine funktionsfähige Küche. Und die gute Fee (Ulli Jochem) benützt die Litfaßsäule als Drehscheibe für ihre zauberhaften Auftritte. Schließlich war sie es, die Rosenblüte aus ihrem Märchenland in die reale Welt beförderte. Klar und deutlich, klug und ernsthaft in den Ansagen und immer hilfreich zeigt sich die Fee. Sie weiß, was Rosenblüte noch lernen muss.
Gut, wenn man sich auskennt mit Märchen
Ja, Hilfe ist gefragt. Emma macht sich so ihre Gedanken und holt das Märchenbuch. Aufgaben muss man erfüllen, um zum Ziel zu kommen. Rätsel lösen, Riesen besiegen, Frösche küssen, Hexen in den Backofen schieben. Welche Aufgabe aber ist für Rosi die richtige? Bestimmt ist es eine Kussaufgabe. Wer weiß? Und so machen sie die beiden auf die Suche. Witzig und flott inszeniert Ingrid Huber die Suche nach dem passenden Objekt mit überraschenden Ergebnissen.
Korbinian Langl (Ludwig) mit Judith Heimerl und Cathrin Paul. Foto: Manfred Lehner
Gut, dass Ludwig (Korbinian Langl) auf der Suche nach seinem Fahrrad des Wegs kommt. Auch er kennt sich mit Märchen aus und gibt seinerseits Ratschläge. Langl spielt ihn facettenreich. Rosenblüte ist fasziniert. Die Lösung scheint nahe. Auch der Plakatkleber hat hierbei eine wichtige Aufgabe. Detlef Dauer ist in seinem Element und gestaltet seine Rolle mit witzigem Augenrollen und viel Erfahrung. Deutet sich bei Rosi nun eine Wandlung an vom trotzigen, selbstgefälligen Mädchen hin zu einem Menschen, der auch andere wahrnimmt?
Cathrin Paul ist Prinzessin Rosenblüte. Foto: Manfred Lehner
Neben durchdachter Personenregie und engagierten Schauspielern tragen auch die märchenhaften, wandlungsfähigen Kostüme von Ingrid Huber und Tamara Krüger sowie ein klar strukturiertes Bühnenbild mit funktionalen Requisiten (Wolfgang Matheusch) zur heiteren Stimmung und dem lang anhaltendem Beifall des Premierenpublikums bei. Unbedingt empfehlenswert für Familien mit Kindern ab 6 Jahren.